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Überläufer. Janik Haberer spielte sechs Jahre für den SC Freiburg, bevor er im vergangenen Sommer nach Berlin wechselte und bei Union zum Stammspieler wurde.

© AFP/TOBIAS SCHWARZ

Verfolgerduell beim SC Freiburg: Ein letzter Kraftakt für den 1. FC Union

Union und Freiburg weisen in dieser Saison erstaunliche Parallelen auf. Wer das Duell der beiden Überraschungsmannschaften gewinnt, überwintert in der Bundesliga auf Platz zwei.

Urs Fischer war vor dem letzten Akt dieser intensiven Wochen voll des Lobes. „Sie spielen ein fantastisches Jahr, sind sehr konstant unterwegs, sehr eingespielt“, sagte der Trainer des 1. FC Union und war von der Widerstandsfähigkeit beeindruckt. „Sie lassen sich auch durch negative Resultate nicht beeinflussen, verlieren 0:5 und stecken es weg.“ Die Worte des Schweizers klangen wie eine passgenaue Beschreibung seiner Mannschaft, waren allerdings auf den kommenden Gegner bezogen.

Union und dem SC Freiburg wird seit einiger Zeit eine gewisse Ähnlichkeit zugesprochen, die Berliner haben mit den Schlotterbecks und Janik Haberer in den vergangenen Jahren einige Spieler aus dem Breisgau ausgeliehen oder verpflichtet. Vor dem Duell am Sonntag (17.30 Uhr, Dazn) im Mooswaldstadion sind die Parallelen jedoch beinahe erschreckend. Nicht unbedingt spielerisch, denn der Stil unterscheidet sich deutlich. Aber beim Blick auf den Ertrag trotz verhältnismäßig bescheidener Mittel.

Mit 27 Punkten stehen beide Mannschaften in der Bundesliga so gut da wie noch nie zu diesem Zeitpunkt der Saison. Union ist als Zweiter, Freiburg als Dritter in den letzten Bundesligaspieltag des Jahres gegangen – tabellarisch ist es also zweifellos ein Verfolgerduell. Fischer lächelt diese Kategorisierung dennoch souverän weg. Als Verfolger des großen FC Bayern sieht sich der 56-Jährige nicht und ist sich in dieser Hinsicht mal wieder einig mit Christian Streich.

Die beiden dienstältesten Trainer der Bundesliga verstehen sich bekanntermaßen gut und schätzen sich sehr. „Urs Fischer und seine Trainer sind wahnsinnig schlau. Das ist unglaublich, was sie für eine Arbeit leisten“, sagte Streich kürzlich im Podcast des früheren Union-Profis Felix Kroos.

Dass sich Freiburg und Union nach den herausragenden Platzierungen der vergangenen Saison nun sogar noch etwas weiter oben in der Tabelle begegnen, bleibt aber eine Überraschung. „Damit konnte man nicht rechnen, aber beide machen es in etwa gleich gut“, sagte Fischer. Zumal beide mit bisher 22 Pflichtspielen in dreieinhalb Monaten zu den am stärksten belasteten Mannschaften der Bundesliga gehören.

Der SC Freiburg steht wie Union in der dritten Pokalrunde und hat sich international als Gruppensieger direkt für das Achtelfinale im März qualifiziert. „Auch in der Europa League haben sie sehr souverän gespielt“, sagte Fischer. Seine Mannschaft muss erst noch den Umweg über die Zwischenrunde gehen und trifft dort im Februar auf Ajax Amsterdam.

Doch diese Höhepunkte liegen noch in weiter Ferne und die aktuelle Herausforderung ist mental vermutlich schwerer als das internationale Kräftemessen mit dem niederländischen Rekordmeister: Nach sechs intensiven Wochen muss Union ein letztes Mal den vollen Fokus finden, alle Kraftreserven mobilisieren – und den nahenden Urlaub ausblenden. „Jetzt gilt es, die Aufgabe mit der höchsten Bereitschaft anzugehen. Haltung ist da ein gutes Wort“, sagte Fischer. „Dann kommen verdiente drei Wochen Ferien, wo du mal runterfahren kannst.“

Beim letzten Kraftakt des Jahres muss der Berliner Trainer neben den verletzten Frederik Rönnow und Andras Schäfer auf einen Schlüsselspieler verzichten. Rani Khedira hat beim 2:2 gegen Augsburg am Mittwoch seine fünfte Gelbe Karte kassiert und ist gesperrt. In anderthalb Jahren bei Union ist es erst das dritte Bundesligaspiel, bei dem der Mittelfeldorganisator keine Minute auf dem Platz stehen wird – die vorigen zwei haben die Berliner verloren. Für Khedira wird vermutlich Paul Seguin vor der Abwehr spielen.

Trotz dieses schmerzhaften Ausfalls geht Union optimistisch ins Spiel – und das hat bei allem Respekt auch etwas mit dem Gegner zu tun. In sieben Duellen seit dem Aufstieg hat Union vier Mal gewonnen und erst ein Mal verloren. „Logisch nimmt man da das eine oder andere mit“, sagte Fischer.

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