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US-Justizministerin Loretta Lynch (rechts) und der Schweizer Generalbundesanwalt Michael Lauber wollen sich eigentlich nicht in den Mittelpunkt drängen.

© AFP

Fifa-Ermittlungen: US-Justizministerin erwartet weitere Festnahmen

US-Justizministerin Loretta Lynch rechnet mit weiteren Verhaftungen im Fifa-Skandal. Zu Verbandschef Joseph Blatter sagte sie nichts.

Der Name des schwer angeschlagenen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter fiel erst ganz am Ende der Ausführungen von US-Justizministerin Loretta Lynch. Und doch lassen die Worte der prominenten Anklägerin Spielraum für Interpretationen: Auch dem Fußball-Weltverband und seinem scheidenden Chef könnte im größten Korruptionsskandal der Fifa-Geschichte juristisches Ungemach drohen.

„Ich erwarte eine nächste Runde von Festnahmen. Es kann sein, dass wir weitere Verdachtsmomente feststellen“, sagte Lynch am Montag im völlig überfüllten Saal eines Hotels in Zürich. Erst am Wochenende waren neue Verdächtigungen gegen Blatter bekanntgeworden.

Auf die Nachfrage, ob auch gegen Blatter ermittelt werde, wollte Lynch keinen Kommentar abgeben. „Ich werde mich zu Einzelpersonen nicht äußern“, betonte sie immer wieder. Auf die Frage, ob sie dem 79 Jahre alten Schweizer zu Reisen in bestimmte Länder abraten würde, um sich so einem möglichen Zugriff der US-Justiz zu entziehen, antwortete Lynch: „Ich bin leider nicht in der Lage, Ihnen Informationen zu geben über Herrn Blatters Reisepläne.“ Es war das erste Mal an diesem spannungsgeladenen Montagnachmittag, dass die Justizministerin der USA Blatter namentlich erwähnte.

Bislang werden 14 Personen - darunter neun ehemalige Fußball-Funktionäre und fünf Geschäftsmänner - der Korruption beschuldigt. 13 von ihnen wurden festgenommen. Doch es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis weitere Festnahmen und Anklagen folgen. Im Visier der Justiz sind „Einzelpersonen und Organisationen“, wie es Lynch und fast wortgleich der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber formulierten.

Ob gegen Blatter ermittelt wird, teilte Lynch nicht mit

29 Kameras waren auf die beiden Top-Ermittler gerichtet. Knapp 150 Journalisten aus aller Welt wollten Neues erfahren über die seit Ende Mai laufenden Untersuchungen zu den Korruptions- und Bestechungsvorwürfen innerhalb und außerhalb der Fifa-Welt. Sprengstoff-Spürhunde kontrollierten die Taschen aller Anwesenden, bevor Lynch und Lauber zu ihrer knapp 25-minütigen Pressekonferenz ansetzten und anschließend noch ein halbes Dutzend Fragen zuließen.

Für die großen Neuigkeiten war es allerdings augenscheinlich noch zu früh. „Ganz eindeutig sind wir nicht einmal nahe der Halbzeitpause“, sagte Lauber, der die Untersuchungen zur Vergabe der umstrittenen Weltmeisterschaften an Russland 2018 und Katar 2022 leitet. Es werde um einiges länger dauern als die „legendären 90 Minuten“. Immerhin verriet Lauber, dass wegen des Verdachts der Geldwäsche Wohnungen und Häuser in den Schweizer Alpen durchsucht und 121 Kontoverbindungen genauer überprüft worden seien.

Zu den über das Wochenende aufgekommenen vermeintlichen Verdächtigungen gegen Blatter konnte Lauber noch nichts sagen. Nach einem Bericht des Schweizer Fernsehens soll der Fifa-Präsident vor zehn Jahren TV-Übertragungsrechte zu einem bemerkenswert niedrigen Preis an einen der Beschuldigten in der Fifa-Affäre, den früheren Vize-Präsidenten Jack Warner, verkauft haben. Dieser soll diese für ein Vielfaches weiterverkauft haben und zudem im Gegenzug Blatter bei mehreren Wahlen Stimmen verschafft haben.

Lauber betonte, dass man auch in diesem Fall untersuche, aber erst am Sonntagabend von der Fifa eine Stellungnahme dazu erhalten habe. Die eine oder andere Ausführung durfte immer mal wieder als kleine Spitze gegen die Fifa interpretiert werden. Von einigen beteiligten „Parteien“ erhoffe er sich eine etwas offenere und intensivere Kooperation, führte Lauber aus - auch er erwähnte die Fifa oder den aus dem Amt scheidenden Blatter nicht namentlich. (dpa)

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