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Folgt er auf Urs Fischer? Steffen Baumgart (r.) ist die Wunschlösung vieler Union-Fans, aber aktuell steht er noch beim 1. FC Köln unter Vertrag.

© Imago/Beautiful Sports

Union sucht einen neuen Trainer: Steffen Baumgart, Oliver Glasner oder eine Überraschung?

Der 1. FC Union sucht nach einem Nachfolger für Urs Fischer. Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Der Klub muss zunächst entscheiden, welcher Typ Trainer überhaupt gefragt ist.

Am Donnerstag war Köpenick noch im Trauermodus. Es wurde ein letztes Mal zusammen gefrühstückt, und dann wurden Trainer Urs Fischer und sein Assistent Markus Hofmann offiziell verabschiedet. Über alles Weitere, so hatte es Vereinspräsident Dirk Zingler am Vortag erklärt, könne man am Montag reden.

Auch personell steckt Union in dieser Woche noch in der Übergangsphase. Am Mittwoch leitete Sebastian Bönig das Training, nun sollen Interimstrainer Marco Grote und seine Assistentin Marie-Louise Eta übernehmen. Weil man „bis zur letzten Sekunde“ noch hinter Fischer stand, erzählte Zingler am Mittwoch, habe man noch gar nicht über einen langfristigen Nachfolger gedacht.

„Da hat es sich verboten, sich parallel mit irgendwelchen anderen Szenarien zu beschäftigen. Du kannst nicht 100 Prozent deines Vertrauens dem aktuellen Trainer schenken und dann nachmittags einen Neuen treffen”, so der Vereinspräsident. Aber irgendwann muss es dann auch wieder weitergehen. Urs Fischer ist weg und nun läuft die Suche nach dem oder der Neuen.

Man könnte natürlich – gerade noch im Schatten des Bonucci-Sommers – alle möglichen Namen in Erwägung ziehen. Immerhin ist Union für die nächsten vier Wochen noch Champions-League-Teilnehmer. Antonio Conte und Zinedine Zidane sind aktuell auf dem Markt, auch Rudi Garcia hat seine unglückliche Amtszeit beim SSC Neapel beendet. Mit Ole Gunnar Solskjaer, Ralph Hasenhüttl und Graham Potter gibt es auch einige vereinslose Trainer mit internationaler Erfahrung, die ihr Premier-League-Trauma noch aufarbeiten wollen.

Union hätte am liebsten eine unionige Lösung

In Wirklichkeit ist das aber keine Zeit, um etwas total Verrücktes zu wagen. Am Mittwoch nahm Zingler Worte wie „Wertegerüst“ und „Rhythmus“ in den Mund, was darauf hindeutete, dass Union am liebsten eine möglichst unionige Lösung für die Fischer-Nachfolge finden möchte. Denn am Ende geht es in Köpenick ja gar nicht mehr um die Champions League. Die Wachsflügel des Bundesliga-Ikarus sind schon längst dahingeschmolzen: nun gilt es, einen Fallschirm zu finden.

„Wir sind in einer prekären Situation. Wir sind akut vom Abstieg bedroht“, betonte Zingler. Niemand im Verein habe Angst vor dem Abstieg, gleichzeitig habe aber auch niemand die Absicht, in die Zweite Liga zu fallen. Egal, wie die mittel- und langfristige Zukunft des Köpenicker Fußballprojekts aussieht: für den jetzigen Moment braucht man einen Trainer, der in Liga eins die Klasse hält.

Du kannst nicht 100 Prozent deines Vertrauens dem aktuellen Trainer schenken und dann nachmittags einen Neuen treffen.

Union-Präsident Dirk Zinger zum Stand der Trainersuche

Früher war Union-Urgestein André Hofschneider der Mann für solche Stunden, doch mittlerweile leitet er das Nachwuchsleistungszentrum. Ohnehin braucht es nun jemanden, der auch die nötige Bundesliga-Erfahrung hat. Ein professioneller Feuerwehrmann à la Friedhelm Funkel, Bruno Labbadia oder Felix Magath erscheint ebenfalls eher unwahrscheinlich, zumal dieses drei auch schon alle eine Vorgeschichte bei Hertha BSC haben.

Anders sieht es bei Steffen Baumgart aus, der zwar immer noch Trainer des 1. FC Köln ist, und trotzdem als Wunschkandidat für Union gilt – zumindest bei vielen Fans. Der frühere Union-Spieler ist ein Publikumsliebling in Köpenick, Mitglied im Verein und hat immer noch ein Zuhause im Berliner Südosten.

Den Trainer eines direkten Rivalen abzuwerben, dürfte sich aber mitten in einer solchen Krise auch als eine zu komplizierte Variante erweisen. Auch deshalb wird Oliver Glasner zunehmend mit Union in Verbindung gebracht. Der frühere Trainer des VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt hat auch bewiesen, dass er an beiden Enden der Bundesliga-Tabelle erfolgreich arbeiten kann.

Vielleicht aber kommt es doch noch zu einer Überraschung. Schon vor fünf Jahren haben Zingler und Co. mit Fischer eine unerwartete Option gezogen. Auch diesmal könnte es ihnen lieber sein, dem Trainerkarussell der Bundesliga fernzubleiben.

Womöglich schaut man auch erst, wie Grote und Eta als Interimstrainer funktionieren. Denn immerhin haben sie Unions U-19-Mannschaft in dieser Saison auf den dritten Platz in der Tabelle geführt. Und auch in der Uefa Youth League ist dem Duo etwas gelungen, was Urs Fischer in der Champions League verwehrt geblieben war: ein Sieg.

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