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Schirme helfen beim Berliner Turnier gegen die pralle Sonne auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß an der Hundekehle.

© Tobias Schwarz/AFP

Über 35 Grad und kaum Schatten: Beim Tennis in Berlin spielt die Hitze eine Hauptrolle

Am Samstag finden die Halbfinals in Berlin statt. Es sind wieder über 35 Grad vorausgesagt. Die Tennis-Fans versuchen auf kreative Weise dem Wetter zu trotzen.

Mehr als zweieinhalb Stunden hatte Belinda Bencic auf dem Center Court zugebracht. 33 Grad zeigte die Anzeigetafel während des Spiels an – in der Sonne werden es weit mehr gewesen sein. Bencic gewann 6:4, 4:6, 7:6 (7:4) gegen Jekaterina Alexandrowa aus Russland und zog in der Mittagshitze als erste Spielerin ins Halbfinale des WTA-Tennisturniers in Berlin ein.

Darüber freute sich die Schweizerin im Interview auf dem Platz, aber sie wollte auch etwas loswerden: „Vielen Dank an alle, die trotz der Temperaturen gekommen sind.“

Auch in den Tagen zuvor hatten Spielerinnen ähnliche Worte ans Publikum gerichtet. „Für die Zuschauer ist es wahrscheinlich belastender als für die Spielerinnen. Die sind solche und noch höhere Temperaturen gewöhnt“, sagt Turnierdirektorin Barbara Rittner und verweist als Beispiel auf die Australian Open oder Hartplatzturniere wie beispielsweise in Cincinnati (USA).

Dort ist es meist noch wärmer und der Untergrund tut ein Übriges. „Da ist es hier auf Rasen noch angenehmer“, sagt Rittner. Auch die Spielerinnen wollten den schwierigen Bedingungen nicht zu viel Bedeutung beimessen. „Natürlich war es heiß. Aber es war nichts Neues für mich“, sagte Angelique Kerber nach ihrer Niederlage gegen Victoria Asarenka aus Belarus am Donnerstag.

„Es war ein bisschen mehr Vorbereitung nötig und ein wenig Vorsicht, um beispielsweise ausreichend mit Wasser versorgt zu sein. Körperlich habe ich mich gut gefühlt“, sagte Asarenka: „Aber es war schon ein bisschen zu heiß.“ Alizé Cornet dagegen konnte sich durchaus mit dem Hochsommer anfreunden, wie sie nach einem Spiel sagte. Schließlich komme sie aus Nizza in Südfrankreich.

37 Grad beim Finale am Sonntag

In den Tennistagen von Berlin bot der Sommer seine ganze Bandbreite an. Als am kühlen Samstag die Qualifikation begann, gab es schnell eine von mehreren Regenunterbrechungen und eine Jacke war nötig. Der Dienstag bot nahezu perfekte Tennisbedingungen, danach wurde es immer heißer. Für das Finale am Sonntag sind 37 Grad vorausgesagt.

Für den Ticketverkauf sei die Hitze nicht optimal, sagt Turnierdirektorin Rittner. Sie ist trotzdem zuversichtlich, dass am Wochenende alle zur Verfügung stehenden Karten weggehen. In den ersten Tagen durften aufgrund der Corona-Bestimmungen 500 Besucher täglich auf der Anlage sein, seit Freitag sind 1000 erlaubt.

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Am Samstag finden ab 11 Uhr (live bei ServusTV) die Halbfinals statt. Dort trifft Bencic auf Cornet, die sich mit 4:6, 6:3, 7:6 (7:5) gegen Garbine Muguruza aus Spanien durchsetzte. Die andere Begegnung um den Einzug ins Finale bestreiten Asarenka und die Russin Ljudmila Samsonowa.

Körperlich fühlte Victoria Asarenka sich trotz der Hitze gut und setzte sich gegen Angelique Kerber durch.
Körperlich fühlte Victoria Asarenka sich trotz der Hitze gut und setzte sich gegen Angelique Kerber durch.

© imago images

Denis Roters hat sein Ticket schon lange – für alle Tage. Er hatte im vergangenen Jahr eine Dauerkarte gekauft, doch dann fand das Turnier während der Pandemie nicht statt. Als vor einigen Wochen klar war, dass vor Fans gespielt wird, hat er sofort wieder zugeschlagen. „Ich habe mir eine Woche Urlaub genommen und hatte vor, das Turnier komplett zu sehen“, sagt der 45-Jährige. Er war schon an den beiden Tagen der Qualifikation da.

Aber die Temperaturen durchkreuzten seine Pläne. Am Donnerstag machte er sich nachmittags auf den Weg zum Halensee, um Schwimmen zu gehen. Auch den Freitag beendete er an der Hundekehle – wo er früher bereits viele Turniere auf Sand gesehen hat – vorzeitig. „Es ist auf der Tribüne extrem anstrengend“, sagt Roters, „aber es gibt eben auch extrem gutes Tennis zu sehen.“

Immernoch besser als Dauerregen

Also versucht er stets, der Sonne so lange wie möglich zu trotzen. Mit großem Hut, Sonnencreme, viel Wasser – und Erdbeeren. Ein Hauch von Wimbledon beim LTTC Rot-Weiß. Allerdings ohne Sahne. „Die würde bei dem Wetter schnell nicht mehr so gut aussehen.“ Allerdings gewinnt Roters dem Ganzen auch Gutes ab: „Besser als Dauerregen.“

Den hat er im vergangenen Juli fast auf dem selben Sitzplatz in Block E erlebt, als er beim Einladungsturnier für ein Ticket 120 Euro ausgegeben hatte. Dann harrte er stundenlang im strömenden Regen auf dem Center Court aus, bis abends endlich ein Spiel stattfand.

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Aber Regen ist derzeit sehr weit weg. Und Schattenplätze gehören nicht zum hervorstechenden Merkmal des Steffi-Graf-Stadions. So sind verschiedene Methoden gegen den Dauer-Sonnenschein zu beobachten: Hut oder Kappe, Regenschirm oder ein großes Sitzkissen.

In einer Pause zwischen zwei Spielen empfiehlt der Platzsprecher, „etwas zu trinken zu holen, sich einzucremen, Obst zu essen oder Schatten zu suchen.“ Den gibt es auf der Anlage außerhalb Platzes mit fantastischer Aussicht, direkt am Hundekehlesee. Die Plätze auf den großen Liegen sind natürlich begrenzt – und äußerst begehrt.

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