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Block ohne Fahnen. Die Gladbacher Anhänger mussten sich in Istanbul einiges gefallen lassen.

© dpa

Christliche Symbole im Gladbacher Fanblock: Türkische Polizei nimmt Borussen-Fans Fahnen ab

Weil im Mönchengladbacher Wappen ein Kreuz abgebildet ist, konfiszieren Sicherheitskräfte in Istanbul Fan-Fahnen. Die Borussia spricht von "Polizeidiktatur".

Borussias Vereinsspitze und der Oberbürgermeister von Mönchengladbach sind entsetzt. „Das hätten wir uns niemals vorstellen können, auch auf anderen Reisen nicht“, klagte Geschäftsführer Stephan Schippers auf dem Rückflug des Fußball-Bundesligisten nach dem Europa-League-Spiel bei Basaksehir Istanbul (1:1) über das Vorgehen der türkischen Polizei. Vor allem dass den rund 1400 Borussen-Fans Fahnen mit dem Stadtwappen Mönchengladbachs und dem darin erhaltenen christlichen Kreuz abgenommen worden waren, stieß dem Klub übel auf.

„Dass Fußballfans aus Mönchengladbach in Istanbul daran gehindert werden, eine Fahne mit unserem alten Stadtwappen, das den Heiligen Vitus als Schutzpatron unserer Stadt zeigt, mit ins Stadion zu nehmen, ist für mich nicht akzeptabel“, sagte OB Hans Wilhelm Reiners (CDU) der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Das Wappen enthält ein Kreuz, das die Polizei in Istanbul im Stadion des Lieblingsklubs vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht sehen wollte. Schippers will sich bei der Uefa beschweren, Reiners forderte Basaksehir auf, „sich von einem solchen Verhalten“ zu distanzieren.

Bei Meetings im Vorfeld waren entsprechenden Symbole offenbar nicht als problematisch eingestuft worden. „Das macht mich extrem traurig, dass wir 2019 in Europa solche Zustände haben, dass die Polizei diktieren kann, welche Fahnen mit ins Stadion kommen“, schimpfte Gladbachs Sportdirektor und sprach gar von einer „Polizeidiktatur“.

Dass die Uefa als Europapokalausrichter zudem stets Toleranz predigt, hinterließ im Gladbacher Lager einen verstörenden Eindruck. „Im Zeitalter von Toleranz passt das einfach nicht“, befand Weltmeister Christoph Kramer. Überhaupt empfanden die Gladbacher den Umgang mit den Borussen-Fans in Istanbul als Schikane. „Unsere Fans bereichern diesen Totentanz hier, dass hier zumindest etwas Stimmung aufkommt und werden dann von Anfang drangsaliert. Sie müssen mit Bussen anreisen und dürfen sich nicht wie normale Menschen selbstständig zum Stadion bewegen. Das sind für mich bizarre und groteske Bilder und Szenen, die man heutzutage in Europa nicht mehr erwartet“, wetterte Eberl. Das Spiel im Trabantenstadtteil Basaksehir hatte vor gerade einmal rund 5000 Zuschauern stattgefunden.

„Im Zeitalter von Toleranz passt das einfach nicht“, sagte Christoph Kramer

Unter anderem waren auch zwei Gladbacher Fans vorübergehend in Gewahrsam genommen, später aber wieder frei gelassen worden. Ihnen war vorgeworfen worden, Polizisten geschlagen zu haben. Videoaufnahmen belegten später aber das Gegenteil. Schippers lobte die aus Deutschland angereisten Zuschauer für ihre besonnene Reaktion, die eine Eskalation verhindert hätte. „Natürlich waren die Fans und auch die Ordner etwas geknickt. Trotzdem hat man sich zurückgehalten“, sagte Schipppers. (dpa)

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