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Schmerzfrei, aber traurig. Sabine Lisicki ging das Erstrundenaus nahe. Foto: dpa

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Sport: Tränen, nichts als Tränen

Sabine Lisicki, Julia Görges und Andrea Petkovic scheiden bei den US Open in der ersten Runde aus, Angelique Kerber kommt weiter.

Sabine Lisicki hatte sich in einem abgelegenen Flur in den Katakomben des Arthur-Ashe-Stadiums verkrochen und weinte. Minutenlang konnte sie nicht aufhören, ihre Tränen waren eine Mischung aus Enttäuschung, Wut und verletztem Stolz. Für die ehrgeizige Berlinerin waren Niederlagen nie leicht zu verkraften, diese in der ersten Runde der US Open schmerzte aber besonders. Denn auf der großen Tennisbühne blüht Lisicki eigentlich auf, doch an diesem Tag kam das 6:4, 2:6 und 2:6-Aus gegen die Rumänin Sorana Cirstea nicht überraschend. Lisicki hatte schon nach Wimbledon an einer Bauchmuskelverletzung laboriert, es aber nicht öffentlich gemacht.

„Olympia ist doch nur alle vier Jahre, da wollte ich um jeden Preis spielen“, sagte Lisicki. In London hatte sie die Zähne zusammen gebissen, doch nach dem undankbaren vierten Platz im Mixed an der Seite von Christopher Kas flossen ebenso Tränen wie an diesem Nachmittag in New York. Und es sollten nicht die einzigen bleiben: Das frühe Aus von Julia Görges und Andrea Petkovic besiegelte den trüben Auftakt der deutschen Frauen beim letzten Grand Slam der Saison. „Ich habe einfach nicht genug trainieren können“, sagte Lisicki, als sie ihre Fassung wiedergefunden hatte, „deshalb habe ich den letzten Ball so oft knapp ins Aus geschlagen.“ Die Schlagwiederholungen sind das Grundzeug der Tennisprofis, ohne sie schleichen sich Unsicherheiten und Fehler im Spiel ein. Wie bei Lisicki eben, obwohl sie gegen die talentierte Rumänin taktisch und vom Spielaufbau her wenig falsch machte. „Ich war heute erstmals schmerzfrei“, sagte Lisicki, „ich muss mir jetzt einfach mit viel Training das Selbstvertrauen und die Routine zurückholen“. Sie zwang sich zu einem Lächeln und hatte schließlich schon wieder Mut gefasst: „Ich bin ja eine Kämpferin.“

Am nötigen Biss hatte es auch Julia Görges nicht gemangelt. Im Gegenteil sogar, und das ist bei der Weltranglisten-21. manchmal das Problem. Sie will es zu sehr, wird dann hektisch und lässt sich frustrieren. Gegen die Tschechin Kristyna Pliskova, die gut 100 Plätze hinter ihr rangiert, begann Görges ganz ordentlich, verlor jedoch etwas unglücklich den ersten Satz im Tiebreak. Es folgte eine zweistündige Regenpause, nach der Görges „völlig den Faden verloren“ hatte. Nach dem 6:7 und 1:6 flüchtete Görges in die Katakomben, allerdings weinte sie nicht. „Ich habe einfach zu schlecht gespielt“, sagte die 23-Jährige ganz offen. Dabei hatte sie bei ihren letzten sieben Grand-Slam-Teilnahmen mindestens die dritte Runde erreicht, es sollte eigentlich längst weiter nach vorne gehen. Doch es folgte ein Rückschritt. „Ich weiß, dass ich die Qualität habe, um etwas Dickes rauszuhauen bei einem Grand Slam“, sagte Görges, „aber ich muss mir Zeit geben.“

In Geduld muss sich auch Andrea Petkovic nach ihrer achtmonatigen Verletzungspause üben, und das fällt ihr nicht leicht. Während ihrer Partie gegen die Schweizerin Romina Oprandi, die sie 2:6 und 5:7 verlor, malträtierte Petkovic ihren Schläger und ihre Tasche – und fluchte immer wieder über sich selbst. Zu wissen, was ihr alles noch vor einem Jahr vor ihrem Ermüdungsbruch im Rücken und dem doppelten Bänderriss als Nummer neun der Welt gelang, schmerzte. Denn nun waren alle Automatismen verschwunden. Sie fühle sich auf dem Platz so hilflos wie mit 15 Jahren, sagte Petkovic. „Ich muss akzeptieren, dass ich gegen Spielerinnen verlieren werde, gegen die ich im letzten Jahr nie verloren hätte.“

Am Dienstagabend schied auch Mona Barthel aus, die 22-Jährige unterlag Bojana Jovanovski aus Serbien 6:4, 5:7, 2:6. Deutlich besser machte es Angelique Kerber, die der Britin Anne Keothavong beim 6:2, 6:0 in nur 54 Minuten keine Chance ließ. Bei den Männern setzte sich Philipp Petzschner nach 0:2-Satzrückstand noch mit 1:6, 4:6, 6:4, 7:5, 7:6 (7:3) gegen Nicolas Mahut aus Frankreich durch.

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