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Die Bank steht.

© REUTERS

Topspiel in der Fußball-Bundesliga: Bayern München und der süße Ruhm des leichten Sieges

Der FC Bayern beweist im Spitzenspiel seine Macht. Die Beine und Köpfe der Dortmunder scheinen von einer rätselhaften Müdigkeit befallen.

Keine Niederlage ist wie die andere. Mal fällt sie knapp aus, mal schwer und manchmal auch verletzend, aber was war denn das, was Borussia Dortmund am Samstag in München erleben musste? Als Tabellenführer war der BVB zum FC Bayern gereist, als Opfer einer öffentlich zelebrierten Demütigung fuhr er wieder nach Hause. Das Spitzenspiel in der Bundesliga war nur im tabellarischen Sinne eines. 5:0 (4:0) siegten die Bayern vor 75 000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena. Sie liegen nun wieder einen Punkt vor den Dortmundern, was spannender klingt, als es nach dieser Machtdemonstration der Fall sein dürfte. Sechs Spiele stehen noch aus – aber wer zweifelt seit Samstag schon daran, dass der Deutsche Meister im Mai mal wieder Bayern München heißen wird?

„Gratulation an meine Mannschaft“, sagte Bayerns Trainer Niko Kovac. „Das war ein Klassespiel, die erste Halbzeit geradezu sensationell. Der Sieg ist auch in dieser Höhe verdient.“ Neben ihm saß sein Dortmunder Kollege Lucien Favre, er nickte, teils zustimmend, teils trauernd. Da war noch etwas. Ganz schüchtern sprach Favre, „es hätte vielleicht ein anderes Spiel werden können, wenn...“ Ja, wenn seine Mannschaft das erste Tor geschossen hätte. So schnell die Geschichte der chancenlosen Dortmunder geschrieben war, so bedarf sie doch der Erwähnung einer Präambel.

Es mag albern klingen, aber den vielleicht schönsten Spielzug an diesem so einseitigen Abend zeigten die Dortmunder. Nach gerade fünf Minuten, als für einen Augenblick zu erahnen war, wie die Dortmunder es ganz nach oben geschafft hatten. Nach Jakob Bruun Larsens Pass in die Tiefe lief Marco Reus auf dem linken Flügel bis zur Grundlinie, passte klug zurück, direkt auf den Fuß von Mahmoud Dahoud. Der schoss auch direkt, aber nicht in ein zu zwei Dritteln leeres Tor, sondern an den Pfosten. „Da hatten wir schon ein bisschen Glück“, gab Kovac zu.

Die Dortmunder schüttelten sich vergeblich

So wie bei diesem Konter funktioniert der Dortmunder Fußball, so sollte er auch in München funktionieren. Es ist müßig darüber zu sinnieren, was nach einem schnellen 1:0 passiert wäre. Dahouds Chance blieb ein Unikat, ein leeres Versprechen. Kein einziges Mal verirrten sie die Dortmunder danach noch Erfolg versprechend in den Münchner Strafraum. Der BVB erinnerte nur noch wegen seiner gelben Leibchen an die Mannschaft, die sie mal war. Eine rätselhafte Müdigkeit befiel die Dortmunder Beine und Köpfe. Die Bayern scherten sich nicht drum und schossen schnell das erste Tor, und zwar auf recht profane Weise. Thiago hob einen Eckball von links in den Strafraum, Mats Hummels hielt den Kopf hin und verweigerte anschließend den Torjubel. Wie man das so macht, wenn es gegen den ehemaligen Verein geht.

Die Dortmunder schüttelten sich, sie bemühten sich um Normalität, um Beruhigung. Vergeblich. Es war Dan-Axel Zagadou, der sich einen verhängnisvollen Konzentrationsfehler leistete. Weit vor dem eigenen Tor wollte er das Spiel in die Mitte verlagern, doch genau darauf hatte Robert Lewandowski spekuliert. Bayerns Torjäger mit Dortmunder Migrationshintergrund ging dazwischen, hob den Ball über Torhüter Roman Bürki und traf quer in der Luft liegend zum zweiten Mal ins Dortmunder Tor. Das war nach noch nicht einmal 20 Minuten eine frühe Vorentscheidung. Und Dortmund? Der Hüne Zagadou war im Duell mit Lewandowski so heillos überfordert wie die Außenverteidiger Diallou mit Serge Gnabry und Lukasz Piszczek mit Kingsley Coman. Im zentralen Mittelfeld hat man Thomas Delaney und Axel Witsel selten so ideenlos gesehen, vorn fand Jadon Sancho überhaupt nicht statt. Das 3:0 kurz vor der Pause durch Javier Martínez schönen Flachschuss war mehr als verdient – und über das gleich darauf folgende 4:0, erzielt von Gnabry per Kopf nach Thomas Müllers großartiger Flanke, wunderte dann auch niemanden mehr.

Zur Pause lieb der arme Zagadou in der Kabine und überließ Julian Weigel seinen Platz im Abwehrzentrum. Die Dortmunder machten nicht mehr ganz so viel falsch und die Bayern waren zufrieden mit ihrem Muskelspiel. Annähernd körperlos brachten beide Mannschaften das Spiel über die Zeit. Es war eine Veranstaltung ohne ernsthaften Wettkampfcharakter. Die einen wollten noch ein wenig den süßen Ruhm des leichten Sieges auskosten, die anderen zählten die Minuten herunter, bis es endlich vorbei war. Immerhin das hätten die Dortmunder beinahe geschafft, bis dann kurz vor Schluss Lewandowski einen Querpass von Gnabry zum 5:0 über die Torlinie wurschtelte.

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