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An der Wiederwahl des IOC-Präsidenten Thomas Bach besteht kein Zweifel.

© imago images/Xinhua

Update

Wiederwahl des IOC-Präsidenten: Thomas Bach ist zu sehr kühler Pragmatiker

Thomas Bach trat gegen sich selbst an – und wurde doch tatsächlich wiedergewählt. Dass es keinen Besseren geben soll, ist schade. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

So weit ist es schon gekommen, dass selbst die Korruptionsbekämpferin Sylvia Schenk außer Thomas Bach niemanden sieht, der das Amt des IOC-Präsidenten ausfüllen kann. „Bei Bach weiß man, was man hat“, sagte Schenk kürzlich im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Thomas Bach sieht das ähnlich. Er ließ sich am Mittwoch bei der virtuellen Session des Internationalen Olympischen Komitees erneut zum Präsidenten wählen. Es bestanden auch keine Zweifel daran, dass der 67-Jährige das Rennen machen würde. Denn Bach trat gegen sich selbst an. Es gab keinen Gegenkandidaten.

Dies und auch die Tatsache, dass inzwischen selbst eine Korruptionsbekämpferin keine Probleme mit einer Wiederwahl Bachs hat, sind nur weitere Belege für das große strategische Geschick des deutschen Sportfunktionärs. Bach kann alles, rein formell. Er kann Reformagenden beschließen, in denen von Good Governance, Transparenz oder Verschlankung die Rede ist. Gleichzeitig aber herrscht weiterhin ein bemerkenswerter Korpsgeist im IOC. Alle folgen dem Präsidenten, eine Opposition gibt es nicht. Auch weiß kein Mensch, was das IOC-Exekutivkomitee oder andere Gremien in ihren Sitzungen besprechen. Alles Geheimsache. Und was die Verschlankung betrifft: Die Pandemie-Spiele in Tokio und die darauffolgenden Winterspiele in Peking werden mal so richtig teuer.

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Sicher, Thomas Bach ist nicht der finstere Machthaber, als der er gerne beschrieben wird. Wenn ihm Wladimir Putin ein Glas Champagner in die Hand drückt, heißt das nicht, dass die beiden Freunde sind. Bach ist ein kühler Pragmatiker, der das Beste für das IOC herausholen will. Diplomatisches Auftreten und Verhandeln mit Politikern und Verbandsvertretern aus Ländern mit anderen Werte- und Moralvorstellungen sind Teil seines Jobprofils.

Dennoch wäre weniger Nachsicht etwa mit Russland im Zuge des Doping-Skandals rund um die Winterspiele 2014 in Sotschi ein schönes Zeichen gewesen, dass er es wirklich ernst meint mit den Werten des Sports und Betrug nicht duldet. Bachs Hauptversagen liegt genau darin, dass er diesen Werten nicht genügend Bedeutung beimisst. Schade, dass es keinen Besseren geben soll.

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