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Spiel, Satz, Sieg. Rafael Nadal ist die Nummer eins und wird in Paris wohl seinen elften Erfolg feiern.

© Christophe Simon/AFP

Tennis: Das Ende der Beatles

Über zehn Jahre dominierten die selben Spieler das Männertennis: Roger Federer, Novak Djokovic, Andy Murray und Rafael Nadal. Übrig geblieben ist nur einer.

Es ist noch nicht lange her, bei den US Open 2014, da bekamen die Tennisfans einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie sich die Zeit nach den „Fab Four“ anfühlen wird. „Fab Four“, so werden Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray in Anlehnung an die legendären Beatles genannt. Über zehn Jahre lang dominierten sie das Männertennis, Stan Wawrinka stieß etwas später quasi als fünfter Beatle hinzu. Seit den French Open 2005 haben die „Fabelhaften Fünf“ die 52 Grand-Slam-Titel unter sich aufgeteilt. Mit nur zwei Ausnahmen: Juan Martin del Potro (US Open 2009) und Marin Cilic (US Open 2014). Cilic spielte gegen Kei Nishikori um den Titel in New York und viele Experten hatten sich diesen frischen Wind im Männertennis gewünscht. Aber Fußball-Weltmeister Toni Kroos twitterte damals stellvertretend für viele Fans: „Muss man akzeptieren. Glückwunsch an @keinishikori und @cilic_marin! Respekt! Finale schau ich trotzdem nicht.“

Bei Ebay wurden die Finaltickets zum Schleuderpreis angeboten. Die Fans wollen ihre „Fab Five“ und das Tennis braucht sie, doch derzeit ist nur das Duo Federer/Nadal übrig geblieben. Federer gewann in Melbourne seinen 20. Grand-Slam-Titel, Nadal ist die Nummer eins und wird in Paris wohl ziemlich sicher zum elften Mal siegen – doch wird es noch ein Comeback der Beatles geben?

Murray muss Heimspiel absagen

In Paris werden die Zweifel daran immer größer. Andy Murray quält sich seit drei Jahren mit Verletzungen, fehlt bereits seit zwölf Monaten und bekam im Januar statt des Comebacks eine Hüftoperation in Melbourne. Seither ist er Rekonvaleszent, muss sogar um sein Heimspiel in Wimbledon bangen. Stan Wawrinka saß am Montag wie ein Häufchen Elend auf dem Podium in den Katakomben des Court Philippe Chatrier. Vor einem Jahr noch stand der 33 Jahre alte Schweizer im Finale der French Open, musste sich nur Nadal geschlagen geben. Nun war Wawrinka in der ersten Runde gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez ausgeschieden. „Meinem Knie geht es gut, und es war knapp. Ich bin auf dem richtigen Weg“, machte sich Wawrinka Mut. Und den wird er in den kommenden Monaten brauchen, um den freien Fall zu stoppen. Denn nach den French Open rutscht Wawrinka von Rang 30 auf 300 ab. Es ist ein Absturz mit Ansage, denn seit seiner schweren Knieoperation im Sommer letzten Jahres kämpft der dreimalige Grand-Slam-Sieger um den Anschluss.

Und er ist da in leidvoller Gesellschaft. Seit Djokovic 2016 seinen lang ersehnten Titel bei den French Open endlich gewann, schlitterte der zwölfmalige Grand-Slam-Sieger danach in eine Sinnkrise, die von einer Ellbogenverletzung noch verschlimmert wurde. Womöglich ließ er sich dabei zu spät konservativ behandeln, vertraute lieber auf die Einflüsterungen eines Gurus, als jenen von Boris Becker. Erstmals seit elf Jahren rutschte Djokovic nun aus den Top 20 der Weltrangliste. Zumindest seine erste Runde von Paris überstand der 31-jährige Serbe. Auch wenn der 6:3, 6:4 und 6:4-Sieg über den Weltranglisten-134. Rogerio Dudra Silva überzeugender klingt, als er war. „Es hat gereicht, um zu gewinnen“, kommentierte Djokovic nüchtern. An seine Titelchance scheint er selbst nicht zu glauben.

Die Leistungsdichte ist groß im Tennis, der Weg zurück daher auch für die Besten kein Selbstläufer. Schon gar nicht, wenn sie Ü30 sind. Wer wüsste das besser, als der verletzungsgeplagte Nadal: „Wenn wir gesund sind, spielen wir um die großen Titel mit. Aber wenn du nicht fit bist, ist es fast unmöglich auf dem Level zu spielen, das wir von uns erwarten.“ Schwere Zeiten also, zumindest für drei Beatles.

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