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Ziemlich alleine: Der 1. FC Union stößt mit seinem Konzept auf wenig Gegenliebe.

© Bernd König/Imago

Streit um das Hygienekonzept des Klubs: Der 1. FC Union kämpft um eine individuelle Lösung in der Zuschauerfrage

Der 1. FC Union kämpft weiterhin für seinen Sonderweg in der Frage nach der Rückkehr des Stadionpublikums. Damit stößt der Klub jedoch auf wenig Gegenliebe.

Alle oder keiner. Das ist die Position, die viele Union-Fans in der Debatte über eine Rückkehr von Zuschauern in die Fußballstadien vertreten. Keine Kompromisse – entweder es dürfen alle wieder rein. Oder eben keiner.

Auch der Verein will bekanntlich alle 22.012 Zuschauer möglichst bald wieder ins Stadion holen und hat dazu in dieser Woche ein detailliertes Konzept präsentiert, wie das mit massenhaft Präventivtests realisiert werden soll. Dennoch setzt Union erst einmal auf eine Zwischenlösung: Mit nur 3000 Zuschauern soll das umstrittene Hygienekonzept bei einem Testspiel in zwei Wochen erstmals ausprobiert werden. Auf die entsprechende Genehmigung vom Gesundheitsamt Treptow-Köpenick wartete Union am Freitag vergeblich.

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Dieser Testlauf wäre für Union eine Gelegenheit, die Skeptiker zu überzeugen. Es gibt nicht wenige, die die Idee kritisch sehen. „Wenn wir anfangen würden mit Union, sind es ab morgen 36 Bundesligaklubs, die das auch haben wollen“, sagte Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag. Ähnliches wurde auch aus dem Sportausschuss am Freitag berichtet. Das Konzept sei „eher nicht umsetzbar“ hieß es.

Sogar aus der Liga gibt es dafür Kritik, dass Union seinen eigenen Weg gehen will. „Ich würde mich freuen, wenn wir uns jetzt nicht ständig positionieren würden und besser dastehen wollen als andere“, hatte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag gesagt. Man solle lieber „gemeinsam als Bundesliga wieder Überlegungen anstrengen, wie wir wieder Zuschauer ins Stadion bekommen“.

Doch gerade so ein Universalkonzept lehnt Union in der Zuschauerfrage ab – unter anderem, weil das kleine, von Stehplätzen dominierte Stadion an der Alten Försterei andere Lösungen fordert als die großen Arenen mit ihren mehrheitlich Sitzplätzen.

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Es sei zwar richtig, dass sich die DFL beim Spielbetrieb auf ein einheitliches Vorgehen verständigt hat, sagte Union-Präsident Dirk Zingler am Mittwoch. Sobald man den Rasen aber verlasse, werde es sehr individuell. „Wenn wir Individualität nicht zulassen, werden wir nicht zu Lösungen kommen.“

Während man in größeren Stadien mit Abstand und Masken wohl zurecht kommt, brauche man für kleine, enge Stadien „andere Hygieneregeln“, sagte Zingler. „Es kann nicht der Versagensgrund für den Einzelnen sein, wenn das nicht alle so machen können.“ Das Prinzip „Alle oder keiner“ soll also auf den Rängen gelten – nicht am grünen Tisch. Wie machbar das alles sein wird, soll sich am 5. September zeigen, wenn weder alle noch keiner ins Stadion kommen.

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