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Ich packe meinen Koffer: Fans und Spieler des 1. FC Union freuen sich auf das Abenteuer Europa.

© imago images/Matthias Koch

Start in die Gruppenphase der Conference League: Der 1. FC Union freut sich auf das Abenteuer Prag

Der 1. FC Union Berlin hat zwar nicht viel internationale Erfahrung, wird beim Auswärtsspiel gegen Slavia Prag aber von etwa 3000 Fans begleitet.

Dass der 1. FC Union im Europapokal angekommen ist, hätte man am Mittwochnachmittag in Prag noch nicht wirklich gemerkt. Während die Spieler des 1. FC Union kurz nach 13 Uhr mit dem Flieger in Tschechien landeten, stiegen am circa 20 Kilometer entfernten Bahnhof Holesovice auch die ersten Union-Fans aus dem Zug. Der richtige Ansturm sollte aber erst in den Stunden und am Morgen danach stattfinden. Denn am Donnerstag startet der Berliner Fußball-Bundesligist gegen Slavia Prag in die Gruppenphase der Europa Conference League (18.45 Uhr, RTL Nitro). Das „Abenteuer“, wie Urs Fischer die Teilnahme am neuen europäischen Wettbewerb nennt, geht in die nächste Runde.

Auf ein Abenteuer freuen sich auch die Anhänger, von denen es trotz der erst späten Zulassung von Gästefans durch den europäischen Dachverband Uefa viele ins Nachbarland geschafft haben. Noch nie hat Union ein Pflichtspiel im Ausland bestritten, das so leicht zu erreichen war, und entsprechend groß war das Interesse an einer Reise nach Prag.

Ungefähr 3000 Union-Fans werden diese Woche in der tschechischen Hauptstadt erwartet, obwohl im Auswärtsblock nur 2000 Karten zur Verfügung standen. Dass es nur wenige Plätze gibt und dass sie über das viel und oft bemängelte Ticketsystem von Union teilweise nur mit sehr viel Mühe und sehr viel Geduld zu erwerben waren, stört inzwischen die Wenigsten. Dafür ist die Vorfreude auf das erste Gruppenspiel viel zu groß.

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Dass es erst jetzt so richtig kribbelt, hat Fischer im Vorfeld bestritten. Das „Prickeln“ habe schon mit den zwei Play-off-Spielen gegen Kuopion PS begonnen, meinte der Schweizer Trainer. Doch in vielerlei Hinsicht geht das Abenteuer erst am Donnerstag so richtig los. Während man gegen den finnischen Pokalsieger noch relativ problemlos bestehen konnte, kommt für Union nun mit dem tschechischen Meister der erste richtige Test.

Womöglich ist Slavia sogar der leichte Favorit. Die Prager haben nicht nur den Heimvorteil, sondern auch viel mehr Erfahrung im internationalen Wettbewerb als Union. „Es ist erstaunlich, dass sie nicht in der Champions League spielen“, sagte Fischer vor dem Spiel. Mit Play-off-Niederlagen gegen Ferencvaros Budapest und Legia Warschau hat sich Slavia in den vergangenen Wochen die Qualifikation zum größten sowie dann auch zum zweitgrößten europäischen Vereinswettbewerb verspielt – und findet sich stattdessen in der kleinen, eher unglamourösen Conference League wieder. Was für die Berliner bei ihrem zweiten Europapokalstart ein Abenteuer ist, ist für die Gastgeber eher eine Enttäuschung.

Union hat nur punktuell Europapokalerfahrung

Während Slavia schon auf fast 200 internationale Spiele zurückblicken kann, steht Union vor einem Lernprozess. „Wenn du Erfahrung hast, lernst du aus der Erfahrung – und wir werden unsere Erfahrungen machen“, sagte Fischer etwas tautologisch vergangene Woche. „Es ist eine Challenge, nicht nur für den sportlichen Bereich, sondern für den ganzen Verein.“ Dabei kann Unions Trainer eigentlich auf ziemlich viel internationale Erfahrung zurückgreifen, auch wenn seine persönliche Bilanz noch etwas durchwachsen ist.

Mit dem FC Basel kam er 2015 durch die Gruppenphase der Europa League, in der Folgesaison schied seine Mannschaften aber mit nur zwei Punkten aus sechs Spielen aus der Champions League aus. Aber aus Erfahrungen wird man ja schlauer, und die Partie in Prag wird immerhin sein 45. Europapokal-Spiel als Trainer sein. Auch Spieler wie Robin Knoche und Christopher Trimmel haben mit ihren früheren Vereinen Erfahrungen gesammelt, die in den kommenden Monaten helfen könnten.

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Zudem war es ohnehin schon immer ein Merkmal von Fischers Union-Mannschaften, dass sie neue Herausforderungen mit einer erstaunlichen Ruhe und Sachlichkeit angingen – sei es den Aufstiegskampf, die Bundesliga oder das Rennen um die internationalen Plätze. So gab sich auch Niko Gießelmann am Wochenende zuversichtlich, dass die bisher unbekannte Dreifachbelastung gut zu meistern sein würde. „Englische Wochen hatten wir schon in den letzten Wochen, da sind wir auch mit den Kräften sehr gut ausgekommen. Das wollen wir diese Woche auch schaffen, und ich glaube, wir sind sehr gut vorbereitet“, sagt der formstarke Außenverteidiger.

Viel Vorbereitungszeit hatte man nach dem Bundesliga-Spiel gegen den FC Augsburg allerdings nicht. Am Montag hatte die Mannschaft frei, am Mittwoch mussten sie noch reisen, und absolvierten nur ein kurzes Abschlusstraining am späten Nachmittag. An diesen Rhythmus wird man sich aber noch gewöhnen müssen. Denn das Abenteuer hat gerade erst begonnen.

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