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Marc Gasol (l., hier gegen Joe Ingles) hatte seine Hände gegen Australien überall.

© NOEL CELIS / AFP

Spanien bei der Basketball-WM: Marc Gasol und das Erbe der goldenen Generation

Der 34 Jahre alte NBA-Champion führt die Spanier nach zweifacher Verlängerung ins Finale gegen Argentinien und hofft auf seinen zweiten WM-Titel nach 2006.

Sergio Scariolo fand einen ebenso lustigen wie treffenden Vergleich für die Leistung von Marc Gasol. „Das war wie mit der Ketchup-Flasche. Du versuchst sie zu öffnen, es macht den Eindruck, als wenn sie verschlossen ist, und wenn der Ketchup dann doch herauskommt, spitzt er in alle Richtungen“, sagte der Trainer der spanischen Basketball-Nationalmannschaft nach dem dramatischen WM-Halbfinale in Peking. Bei Gasol, mittlerweile 34 Jahre alt, öffnete sich die Flasche beim 95:88-Sieg nach zweifacher Verlängerung gegen starke Australier genau zur richtigen Zeit.

Nach nur vier Punkten in der ersten Halbzeit war Gasol im restlichen Spielverlauf an beiden Seiten des Feldes nicht zu kontrollieren. Am Ende standen 33 Punkte zu Buche, die letzten 17 Minuten und 23 Sekunden stand der 2,16 Meter große Center ununterbrochen auf dem Parkett. Müdigkeit scheint dem Mann aus Barcelona immer noch ein Fremdwort zu sein. Dabei hat wohl kaum ein Basketballer weltweit in dieser Saison mehr Spiele absolviert als Gasol.

Am 13. Juni gewann der Spanier mit den Toronto Raptors die Meisterschaft in der NBA. Das entscheidende sechste Finale gegen die Golden State Warriors war Gasols 103. Spiel seit Saisonbeginn Mitte Oktober. Dazu kommen inklusive der WM-Vorbereitung nun schon wieder elf Spiele mit der Nationalmannschaft. Das Finale der Weltmeisterschaft am Sonntag (14 Uhr, live bei Magentasport) gegen das Überraschungsteam Argentinien, das sich im Halbfinale gegen Frankreich durchsetzte, wird Gasols 115. Einsatz innerhalb von elf Monaten sein.

Die seltene Gelegenheit, wenige Monate nach dem NBA-Titel auch die Weltmeisterschaft zu gewinnen, hat Gasol bisher kaum realisiert. „Ich bin so fokussiert auf den Gegner, auf die Erholung, auf meinen Rhythmus, dass ich gar nicht auf das große Ganze schaue“, sagte Gasol nach dem Sieg gegen Australien am Freitag.

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Während gerade bei den US-Amerikanern zahlreiche Stars auf die WM-Teilnahme verzichtet haben, um sich besser auf die nächste NBA-Saison vorbereiten zu können, ist die spanische Nationalmannschaft für Gasol schon immer eine Herzenssache. „Diese Loyalität zum Team wurde uns vor vielen Jahren von den älteren Spielern vorgelebt und wir müssen diese Werte jetzt weitergeben an die nächste Generation“, sagte Marc Gasol.

Das spanische Team ist mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren das erfahrenste bei der WM, Gasol und Rudy Fernandez die letzten Überbleibsel der goldenen Generation, die 2006 Weltmeister wurde und gemeinsam drei EM-Titel sowie drei olympische Medaillen gewann. Marcs Bruder Pau musste seine Teilnahme aufgrund einer Verletzung absagen, will aber bei den Olympischen Spielen, für die sich Spanien durch den Finaleinzug bereits qualifiziert hat, wieder dabei sein – dann im Alter von 40 Jahren.

Die Gasol-Brüder haben das Bild des spanischen Basketballs der vergangenen Jahre und Jahrzehnte nicht nur auf dem Parkett geprägt. Beide äußern sich auch meinungsstark zu gesellschaftlichen Themen und engagieren sich mit einer Stiftung. Im Sommer 2018 war Marc Gasol sogar mit einem Schiff der NGO Open Arms im Mittelmeer unterwegs, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten. „Ich wollte selbst Zeuge sein und Menschen retten“, sagte Gasol der Zeitung „El Pais“. Das Risiko, das er dabei als NBA-Spieler eingehe, „rückt in die dritte Reihe“.

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