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Mann des Tages. Ramy Bensebaini trifft zum 2:1 in der Nachspielzeit.

© Marius Becker/dpa

Update

Spätes Tor gegen den FC Bayern: Borussia Mönchengladbach gewinnt das Spitzenspiel

Dank Rami Bensebaini schlägt Gladbach den FC Bayern 2:1 und bleibt Tabellenführer. Dabei waren die Münchner bis zum Ausgleich klar besser.

In dem Moment, als Yann Sommer über die inzwischen sieben Punkte Vorsprung auf die Bayern sprach, lief im Rücken des Schweizers gerade sein Trainer vorbei. Marco Rose wuschelte dem 30-jährigen Torhüter nur kurz durchs braune Haar, marschierte weiter – und Sommer brauchte nun ein paar Sekunden Bedenkzeit, um die Lage nach dem 2:1-Erfolg gegen den Rekordmeister einzuordnen. „Erster Platz – das ist top, wirklich top“, sagte er schließlich. Es folgte der mahnende Vorschlag: „Wir müssen einfach weitermachen. Aber wir wissen auch, dass es schwierig ist. Wir sind die Gejagten, wir müssen vorsichtig mit der Situation umgehen.“

Gejagt zu werden – für die Münchner ist dies das prinzipielle Lebensgefühl. Durch das zweite Spiel in Folge, an dessen Ende nach bajuwarischem Chancenwucher jeweils eine Niederlage stand, haben sich die Vorzeichen jedoch bis auf Weiteres gedreht. Nicht nur die willensstarken Gladbacher, auch die soliden Leipziger sind mit sechs Zählern bereits ein gutes Stück enteilt. „Wir sind sehr, sehr unzufrieden, was wir in den letzten beiden Spielen an Punkten geholt haben“, sagte Trainer Hansi Flick und blickte auf die nächsten zwei Wochen: „Am Mittwoch spielen wir gegen Tottenham, das ist auch ein harter Gegner. Und in der Bundesliga kommen dann Bremen, Freiburg und Wolfsburg. Da wird auch noch einiges von uns erwartet.“

Thomas Müller nannte die Niederlage "brutal"

Offensivspieler Thomas Müller empfand es als „brutal, hier zu verlieren – gerade in der aktuellen Tabellensituation“. Dabei hatten die Gäste in der ersten Halbzeit alles dafür getan, die Machtverhältnisse im Land wieder geradezurücken. Nach einer knappen halben Stunde wollte Marco Rose angesichts der Münchner Chancenflut schon gar nicht mehr hinschauen: Yann Sommer hatte soeben einen Schuss von Nationalspieler Joshua Kimmich im Nachpacken zwar erst hinter der Linie zu fassen bekommen, der Ball hatte sie aber nicht in komplettem Umfang überschritten. Es blieb beim 0:0, alle Gladbacher wischten sich den Angstschweiß von der Stirn. Und Rose legte erst mal beide Hände auf den Rücken und drehte dem Spielfeld den Rücken zu.

In der ersten Viertelstunde vergaben Müller und zwei Mal Mittelstürmer Robert Lewandowski beste Gelegenheiten für die Bayern, eine Minute vor seinem Torliniengrabscher fischte Sommer zudem einen verdeckten Müller-Schuss aus dem Toreck. Und bis zur Pause ließen Ivan Perisic und Leon Goretzka weitere Chancen verstreichen.

Nach Wiederbeginn brauchte Flicks Ensemble nur vier Minuten, um sich für die furiose erste Hälfte zu belohnen: Kurz vor der Strafraumgrenze passte Müller quer zu Perisic – und der Kroate, der schon nach 20 Minuten für den verletzten Corentin Tolisso in die Partie gekommen war, traf aus der Drehung ins Ziel. Sommer brachte noch die rechte Hand an den Ball, war von Perisics Schuss aber offensichtlich auch auf dem falschen Fuß erwischt worden. Zehn Minuten danach nahm Rose den ersten Wechsel vor, für Mittelfeldspieler Laszlo Benes begann der Schweizer Nationalstürmer Embolo mit seinem Tagwerk.

Mönchengladbach hat nun schon sieben Punkte Vorsprung auf die Bayern

Der überraschende Lohn für die mutigere Aufstellung folgte prompt: Nach einer Ecke stieg Linksverteidiger Rami Bensebaini recht allein gelassen in die Luft – und bezwang Nationalkeeper Manuel Neuer mit einem wuchtigen Kopfball. Wenig später kam Patrick Herrmann für Alassane Plea aufs Feld – und köpfte gleich bei seiner ersten Aktion einen von Jonas Hofmann getretenen Freistoß einen Meter seitlich über das Tor.

Die Gladbacher hatten nun endgültig Tritt gefasst, die Bayern – die schon eine Woche zuvor beim 1:2 gegen Leverkusen das Toreschießen vergessen hatten – mussten sich grämen. „Deutscher Meister wird nur der FCB“, sangen ihre Fans zehn Minuten vor Schluss trotzig. Um ein Haar wäre ihnen das Liedchen da schon in den Kehlen stecken geblieben: Bei einem Schuss von Lars Stindl versäumte es Embolo einen halben Meter vor der Torlinie, einfach nur den Fuß hinzuhalten.

Doch der dramatische Höhepunkt sollte noch folgen: Nach einem mit Gelb-Rot belegten Foul von Javi Martinez an Marcus Thuram verwandelte Bensebaini den fälligen Strafstoß – mit einem platzierten Schuss ins rechte untere Toreck, in der zweiten Minute der Nachspielzeit. „In der Summe – so ehrlich muss man sein – war das ein glücklicher Sieg“, gab Borussen-Coach Rose zu, erwähnte aber auch stolz: „Wir haben das 1:1 nicht verwaltet. Wir haben auf Sieg gespielt, auf Sieg gewechselt – was sich letztlich auch ausgezahlt hat.“

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