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Mit aufgeblasenen Wangen. So gewann Shanice Craft Bronze bei der EM.

© Michael Kappeler/dpa

Istaf Indoor in Berlin: Shanice Craft will Christoph Harting schlagen

Diskuswerferin Shanice Craft ist topmotiviert auf ihrem Weg zur WM. Auf diesem will sie beim Istaf Indoor in Berlin den Olympiasieger bezwingen.

Shanice Craft war kürzlich in Südafrika unterwegs, um Bergläufe zu machen. Es ging rauf und wieder runter und wieder rauf und runter. Ob das Auf und Ab im Wintertraining etwas gebracht hat, will die Diskuswerferin an diesem Freitag herausfinden. Da beginnt um 18 Uhr das Hauptprogramm der sechsten Auflage des Istaf Indoor (im ARD-Livestream). In der Arena am Ostbahnhof tritt Craft als EM-Dritte und Deutsche Meisterin von 2018 an.

Vor vier Jahren schon triumphierte die Athletin beim Istaf Indoor – mit dem inoffiziellen Hallenweltrekord von 62,07 Metern, den sie bis heute hält. Dass sie dieses Mal an ihre Bestleistung anknüpfen kann, glaubt sie jedoch nur bedingt: „Ich will natürlich so weit wie möglich werfen, aber wir haben dieses Jahr später angefangen zu trainieren. Die WM im Oktober ist der Höhepunkt des Jahres, darauf arbeite ich hin.“ Für Craft, die vor über einem Jahr aus ihrer Heimatstadt Mannheim nach Berlin zog, ist das Istaf Indoor nach der erfolgreichen EM im Sommer 2018 ein willkommenes Heimspiel, bei dem sie zeigen kann, dass sie ihre zurückliegenden Verletzungen in den Griff bekommen hat. Bundestrainer Marko Badura ist zufrieden: „Die Probleme mit den Adduktoren sind behoben, sie ist beschwerdefrei.“

Auf den Spuren der Hartings

Sie selbst fühlt sich rundum fit und ist überzeugt, dass ihr der Wechsel nach Berlin den entscheidenden Schwung gebracht hat. Nicht zuletzt auch durch die wissenschaftlich gestützten, alternativen Trainingsmethoden Baduras, unter dessen Fittichen auch das Ehepaar Robert und Julia Harting trainierte. Von den Hartings konnte Craft in Berlin nur profitieren. „Mit Robert und Jule in einer Gruppe zu trainieren, pusht enorm. Die beiden sind super ehrgeizig. Wenn man da mal im Training keinen guten Tag hat, kann man sich trotzdem gut aufraffen“, sagt sie. Auch technisch habe sie sich viel abschauen können. „Jule war zwar im Wettkampf meine Konkurrentin, wir sind aber gut befreundet“, sagt Craft. Inzwischen haben die Hartings ihren Fokus aber neu ausgerichtet: Sie werden im Sommer Eltern von Zwillingen.

Beim Istaf Indoor tritt Craft dennoch gegen einen Harting an: Christoph Harting wird im neu geschaffenen Diskusduell Männer gegen Frauen Crafts Gegner sein. Im Team der Wahl-Berlinerin stehen noch ihre eigentlichen Konkurrentinnen Nadine Müller, Claudine Vita und Liliana Ca, an Christoph Hartings Seite werfen Lukas Weißhaidinger, Martin Wierig und Ola Isene. Der Wettkampf um 21 Uhr ist der letzte des Tages.

Craft sagt Frauen-Sieg voraus

Craft prophezeit, dass die Frauen den Sieg holen werden. Es stehe außer Frage, wer das stärkere Geschlecht sein werde, sagte sie. „Die Frauen werden oben stehen, wir haben einfach die besseren Nerven.“ Christoph Harting hält dagegen: „Ich denke, dass wir Männer gewinnen werden, weil wir viel mehr Erfahrung haben. Für uns Werfer ist das Istaf Indoor ja der einzige Hallen-Wettbewerb weltweit. Und wir Männer haben es bereits fünfmal erlebt, die Frauen nur einmal.“ Es sind kleine Psychospielchen, die die Aufmerksamkeit erhöhen sollen.

Craft will den Wettkampf dennoch locker angehen, sie hat eine anstrengende Woche hinter sich: „Ich habe angefangen, Sport und angewandte Trainingswissenschaften zu studieren. Da habe ich jetzt meine ersten Prüfungen. Für mich ist das ein kleines Experiment, um zu sehen, wie mein Körper mit dieser Situation umgeht – im Moment ganz gut.“

Crafts Körper dient der Athletin auch als Botschafter, ein paar Tattoos zieren ihn. Auf dem rechten Schulterblatt prangt ein Auszug aus Martin Luther Kings Rede. „Ich bin für Gleichberechtigung und Offenheit“, sagt die Werferin, der Freiheit sehr wichtig ist. „Da brauch’ ich auch einen Trainer, der das mitmacht – und ich habe ihn gefunden.“ Weshalb sich Craft von Badura gerne auch in die südafrikanischen Berge schicken lässt.

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Cäcilia Fischer

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