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Dennis Schröder verkörpert mit seinem Auftreten eine Nonchalance, die dem DFB-Team fehlt.

© Eibner-Pressefoto/Eibner-Pressefoto/Florian Wiegand

Selbstbewusstsein statt Bescheidenheit: Was sich das DFB-Team von Dennis Schröder abgucken kann

Der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fehlt es an Identität. Ein Beispiel dafür, wie es vor allem in puncto Außendarstellung besser geht, zeigt der Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft: Dennis Schröder.

Ein Kommentar von Sven Fröhlich

Dennis Schröder, der Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft und wertvollste Spieler der gewonnenen Weltmeisterschaft hat einen sogenannten Signature Move. Also eine Bewegung, die für ihn typisch ist. Er täuscht eine Tempodrosselung vom Korb weg vor, als würde er sich an seinen Mitspielern orientieren, um dann doch explosiv in Richtung Korb zu starten. Ungefähr so laufen auch Ansprachen und Interviews von ihm ab.

In einem Video von der Kabinenparty nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft ist zu sehen, wie Schröder eine Ansprache hält, in der er seine Wertschätzung für Bundestrainer Gordon Herbert ausspricht. Bereits im nächsten Satz bezieht er das Thema auf sich und erzählt davon, dass es ihm sehr viel bedeutetet habe, als sich Herbert dafür entschuldigt hatte, ihn nach einer Auseinandersetzung auf die Bank verwiesen zu haben.

Ein Vorbild für das DFB-Team

Dennis Schröder ist ohne Frage ein Teamplayer und hat oft genug betont, dass der Erfolg das Verdienst der gesamten Mannschaft war. Aber er war der beste Spieler des Turniers und wurde als solcher auch nach dem Turnier ausgezeichnet. Das wissen seine Mit- und seine Gegenspieler und alle, die ihm dabei beobachtet haben. Vor allem weiß er das selbst. Und er zeigt es auch.

„Ich will nichts mehr über meinen Namen hören“, sagte Schröder nach dem Spiel. Wissend, dass er in den vergangenen Jahren hierzulande häufig Kritik ausgesetzt war, als Egoist oder Proll diskreditiert wurde. Es gehört schließlich zum deutschen Sediment, jeden, der sich etwas weniger aus der heimischen Tugend der Bescheidenheit macht, zu verprellen. „Own that shit“, sagte Schröder während des Finals zu Franz Wagner. Ein in seiner Pointiertheit kaum zu übersetzender Satz, den sich die deutschen Fußballer zu Herzen nehmen sollten. Denn Schröder verkörpert einen Typ Spieler, und vor allem einen Typ Mensch, von dem auch die kränkelnde Schwester DFB profitieren – und sich selbst profilieren könnte.

Denn der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fehlt es neben so vielem auch an Identität. An Spielern, die selbstbewusst, ja womöglich etwas exaltiert sind, an Spielern, die sich ihres eigenen Könnens durchaus bewusst sind und das auch zeigen. Die mit einer gewissen Coolness und Abgeklärtheit nicht nur auf dem Platz auftrumpfen, sondern auch neben dem Platz als Identifikationsfigur für die Fans dienen. Die die Konturen des glattgebügelten Verbands schärfen.

Nun gibt es in der Fußball-Nationalmannschaft aktuell wenig Anlass, sich mit stolzgeschwellter Brust zu zeigen. Womöglich ist das aber auch einer der Gründe für die Misere.

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