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Carsten Buchhauser ist seit vielen Jahren Fan der BR Volleys und Mitglied des Fanclubs "7.Mann".

© privat

Seine Liebe leuchtet orange: Für die Volleys radelt er 1000 Kilometer durch ganz Deutschland

Carsten Buchhauser ist Mitglied im Fanclub "7. Mann". Die Zahl sieben hat eine ganz besondere Bedeutung für ihn - spätestens seit er sein Auto gewonnen hat.

Carsten Buchhauser ist passend gekleidet, als er auf seinem Rad angefahren kommt. Das orange Sport-Shirt leuchtet schon von Weitem, ebenso wie seine knalligen Turnschuhe. „Das ist aber nur Zufall“, erklärt er. Mit seiner Leidenschaft für die BR Volleys, deren Vereinsfarbe orange ist, habe das nichts zu tun. Der 56-jährige Berliner ist seit vielen Jahren Fan und begleitet das Team zu Auswärtsspielen in Städten wie Friedrichshafen oder Düren.

Dafür scheut er auch nicht vor sportlichen Herausforderungen zurück. Vor vier Jahren vor dem entscheidenden Finalspiel in Friedrichshafen verkündete er, dass er im Falle des Meistertitels von Friedrichshafen nach Berlin radeln würde. Nachdem die Volleys im Finale gewonnen hatten, musste er also 1000 Kilometer quer durch Deutschland strampeln. Ein ähnliches Versprechen machte er 2018, das hat er aber noch nicht eingelöst. „Ich habe ein schlechtes Gewissen“, gibt er zu, „aber bisher habe ich es zeitlich einfach nicht geschafft und dann kam Corona.“

Im Rahmen der Champions League reiste Buchhauser auch schon nach Polen. So weit wie sein Kollege Bernd Paul vom Fanclub „7.Mann“ hat er es aber noch nicht geschafft. Der war für einige Spiele sogar schon in Sibirien und insgesamt bei knapp 300 Auswärtsspielen.

Besonders reizen Paul die Spiele im Ausland bei der Champions League. „Dort lernt man Hallen und Städte kennen, die man im Normalfall nicht sehen würde“, sagt Paul, „da hängen wir gern noch einen Tag ran, um Sightseeing mit Volleyball in Verbindung zu bringen.“

Die sieben ist die Buchhausers Glückzahl

Den Fanclub hat Paul gemeinsam mit dem ehemaligen Volleys-Geschäftsführer Günter Trotz im Jahr 2002 aufgebaut. Zu den rund 120 Mitgliedern, von denen die meisten aus Berlin und Umkreis kommen, gehört auch Buchhauser. Die meisten Mitglieder sind im gleichen Alter wie er. Ziel sei es, mehr junge Menschen für den Fanblock begeistern, aber das ist gar nicht so leicht. „Es ist schwierig, gegen große Sportarten zu bestehen und viele wissen gar nicht, wie nett es bei uns ist“, sagt Buchhauser. Der Name „7. Mann“ spielt darauf an, dass ein Team sechs Spieler umfasst, aber für Buchhauser hat die Zahl sieben noch eine ganz andere persönliche Bedeutung. „Sie ist meine Glückszahl.“

Das liegt zum einen anderen daran, dass dies auch die Lieblingszahl von Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand und dem ehemaligen Volleys-Trainer Stelian Moculescu ist. Zum anderen trug Buchhausers Lieblingsspieler Roko Sikiric, der bis 2014 bei den Volleys aufschlug und später Sportdirektor des Klubs war, die Trikotnummer sieben.

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Die Zahl hat dem Berliner in der Vergangenheit bereits Glück gebracht, als er bei einem Gewinnspiel im Rahmen des Beachvolleyball World Cup 2014 ein Auto gewann. Dort musste er im Sand eines Volleyball-Feldes einen Tischtennisball suchen, auf dem eine Nummer stand. „Ich griff den ersten Ball, den ich fand, und das war die sieben.“ Als anschließend verkündet wurde, welche Zahl welchen Preis gewann, da habe er sein Glück kaum fassen können, erinnert sich Buchhauser. „Es war ein ganz neues Auto, das ich da gewonnen habe. Natürlich habe ich direkt einen großen Sticker mit der sieben und das Logo der Volleys aufgeklebt.“ Als er gefragt wurde, mit wem er die erste Spritztour machen wolle, da musste er nicht lange zögern. „Roko Sikiric natürlich.“ Also holte er seinen Lieblingsspieler wenige Tage später mit dem Auto ab und die beiden fuhren gemeinsam ein Bier trinken.

„Volleyball ist so ein ehrlicher Sport“

Zum Volleys-Fan wurde Buchhauser eher über Umwege. Seit Anfang der 2000er Jahre ging er sporadisch zu einzelnen Spielen, bis seine Tochter entdeckte, dass es für das entscheidende Meisterschaftsspiel 2012 günstige Tickets gab. „Da sind wir einfach mal mitgefahren und das hat einen Riesenspaß gemacht.“ Seither lässt er sich kaum ein Spiel entgehen. In seiner Wohnung hat der Berliner sogar eine Vitrine, in der er Medaillen und ein oranges Glückseisen aufbewahrt. Seine Wände zieren signierte Bälle und Poster seiner Lieblingsspieler „Volleyball ist so ein ehrlicher Sport“, schwärmt Buchhauser, „durch die vielen direkt gespielten Punkte ist es etwas anderes als zum Beispiel Fußball. Und im Ergebnis fast immer gerecht.“

Das spiegle sich auch in der Fanszene wider: Volleyball sei ein familienfreundlicher Sport und es gebe sogar klubübergreifende Freundschaften. Paul sieht das ähnlich: „Wir besuchen uns und kommunizieren miteinander auch außerhalb des Volleyballs. Zwischen den Klubs sind richtige freundschaftliche Beziehungen entstanden.“ Ausdruck dieser Beziehungen sind auch die jährlichen Meisterschaften, die zwischen den Fanclubs der Frauen- und Männer-Bundesligisten ausgetragen werden.

Bei der Fangemeinschaft „7. Mann“ engagiert sich Buchhauser seit zehn Jahren. Erst war er im Klatschpappen-Team und später begann er, gemeinsam mit Paul die Reisen der Fans zu organisieren. Seit 2014 hilft er außerdem beim Aufbau der Heimspiele. „Carsten ist sehr zuverlässig und organisatorisch geschickt. Er kann unheimlich gut argumentieren und kommunizieren, das ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht“, sagt Paul über seinen Kollegen. „Wichtig ist er auch für die Zusammenarbeit mit dem Verein.“

Hochkarätige Mannschaft

Die Tätigkeit als Helfer beim Aufbau kam Buchhauser während der Pandemie zugute, als er trotz Zuschauerverbotes bei den Spielen dabei sein durfte. „Das war ein echter Glücksumstand“, erinnert sich Buchhauser. Viele Fans hätten die Duelle stattdessen auf dem Fernseher mitverfolgen müssen. „Das ist einfach nicht das Gleiche.“ Aber auch in der Halle sei es vielen Spielern schwergefallen, sich ohne die Fangesänge und Klatschpappen zu motivieren. Gerade einmal bei zwei Spielen waren in der vergangenen Saison Zuschauende zugelassen. Das soll in dieser Saison anders laufen, natürlich unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln. Sowohl Buchhauser als auch Paul hoffen, dass das so bleibt. Sportlich gesehen hat Paul außerdem „hohe Erwartungen“ an die Volleys: „Die Mannschaft ist hochkarätig besetzt. Die Neuzugänge sind Weltklassespieler. Wenn es in der Mannschaft stimmt und wir keine argen Verletzungen haben, sollten wir die nationalen Titel alle holen.“

Am Samstag geht es für Buchhauser nach Schwerin, wo zum Saisonauftakt der Supercup stattfindet und die Volleys gegen die United Volleys Frankfurt sogar den ersten Titel holen könnten (ca. 19.30, Twitch). Das davor stattfindende Match der Volleyballerinnen des SSC Palmberg Schwerin gegen den Dresdner SC möchte sich Buchhauser in jedem Fall auch anschauen. Besonders die langen und spannungsreichen Ballwechsel bei den Frauen würden ihm gut gefallen. Die Organisation der Anreise gestaltete sich allerdings nicht ganz leicht: Weil die Volleyball-Bundesliga erst spät mit dem Ticketverkauf startete und das Kontingent verhältnismäßig klein ist, kam keine gemeinsame Anreise der Fans mehr zustande.

Buchhauser fährt deshalb mit seinem Auto – und dank der grellorangen sieben und dem Logo wird man schon auf der Autobahn erkennen, wem seine Treue gilt.

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