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Steffen Deibler: Seine Hauptrennen kommen noch

Steffen Deibler überzeugt bei der WM.

Warum er so gut und all die anderen im deutschen Team eher nicht so gut sind – die Frage kennt Steffen Deibler noch von den Olympischen Spielen 2012. Viel Neues zu diesem Phänomen konnte der 26-Jährige nach seinem sechsten Platz im Finale über 50 Meter Schmetterling am Montagabend allerdings nicht beitragen. „Es ist jedes Jahr dasselbe Spiel“, sagte Deibler fast gelangweilt: „Ich weiß, was ich mach’, ich weiß, was ich richtig mach’. Und über die anderen kann ich nicht viel sagen.“

Sprechen konnte er dafür darüber, dass er mit der Halbfinalzeit vom Vortag auf seiner Nebenstrecke plötzlich WM-Silber geholt hätte. Diese Theorie aber wischte der gebürtige Biberacher, in 23,28 Sekunden 27 Hundertstel hinter Sieger Cesar Cielo Filho aus Brasilien zurück, rasch vom Tisch. „Wir waren heute alle langsamer.“ Da denke er lieber an den Wettkampf, der am Freitag beginnt und in dem er als Weltjahresbester zu den großen Favoriten zählt: die 100 Meter Schmetterling.

„Ich bin gut drauf, das wollte ich mir vor allem im Halbfinale beweisen“, erwähnte Deibler. Und: „Jetzt habe ich drei Tage Zeit, dann kommt mein Hauptrennen. Und darauf freu’ ich mich schon.“ Von Lust auf die nahe Zukunft ist unter den übrigen DSV-Startern nach den ersten zwei WM-Tagen hingegen wenig zu spüren: Selbst Deiblers drei Jahre jüngerer Bruder Markus schimpfte nach der 4-x-100-Meter-Freistilstaffel am Sonntag über seine Zeit; Britta Steffen bezeichnete sich nach ihrem Staffelrennen als die „Einäugige“ im DSV-Quartett; und bei der Nachwuchshoffnung Selina Hocke flossen am Morgen danach die Tränen.

„Ich denke, das ist vor allem eine Kopfsache“, schluchzte die 16-jährige Berlinerin nach ihrem Vorlauf-Aus über 100 Meter Rücken, in dem sie als 31. um 1,4 Sekunden langsamer war als bei der WM-Qualifikation im April. Und weinend ergänzte die angehende Abiturientin: „Mich hat das alles total überrollt hier in der Halle.“

Bei solchen Kopfsachen hilft manchem Kollegen ein Mentaltrainer weiter. Steffen Deibler zum Beispiel. Der setzt seit Herbst 2010 auf psychologische Unterstützung – und ragt nun in dem üblichen Wehklagen der deutschen Schwimmer wie ein Leuchtturm in dunkler Nacht heraus. In Barcelona, wo die 16-jährige Litauerin Ruta Meilutyte am Montag in Weltrekordzeit über 100 Meter Brust triumphierte, unterbot Deibler im Halbfinale über 50 Meter Schmetterling den eigenen deutschen Rekord. Doch die Strecke, auf der er am Montag im Finale stand, war nur sein persönliches Aufwärmprogramm.

Mit seinen 51,19 Sekunden, die er über 100 Meter Schmetterling bei der WM-Qualifikation schwamm, wäre der Student der Umwelttechnik vor zwölf Monaten Olympiasieger geworden – vor Michael Phelps. Deibler selbst wurde damals Vierter, bekommt nun im Palau Sant Jordi die volle mediale Zuwendung und nimmt diese Rolle mit großer Lust an: „51,1 Sekunden – die Zeit hat schon ordentlich Wumms.“

Seit kurzem haben sein Bruder und er zudem die Gewissheit, bis Olympia 2016 finanziell abgesichert zu sein. Und allen, die hinter seinen Top-Leistungen verbotene Hilfsmittel vermuten, erzählt Steffen Deibler von Konkurrenten, bei denen es zuletzt Sperren oder seltsame Geschichten gegeben habe. Für ihn dagegen gelte: „Ich bin sauber. Und ich habe auch noch Reserven.“ Andreas Morbach

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