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Zieht seinen Hut. Vor 8000 mitgereisten Fans schoss Sebastian Polter Union mit zwei Treffern im Pokal gegen Dortmund in die Verlängerung.

© Leon Kuegeler/Reuters

Union nach Pokal-Aus in Dortmund: Sebastian Polters Tore für die Ewigkeit

Sebastian Polter macht Unions Offensivschwäche mit zwei Toren in Dortmund vergessen – einen Stammplatz fordert er noch nicht.

Kurz vor Beginn des Pokalspiels bei Borussia Dortmund leuchtete das rot-weiße Trikot von Sebastian Polter mit der Nummer neun auf der Ersatzbank des 1. FC Union. Der Besitzer selbst hatte es über die Rückenlehne gestülpt. Sicher hätte der Stürmer in dieser Saison sehr gern erstmals von Beginn an gespielt. Fast schon sehnsüchtig schaute er auf die 8000 Auswärtsfans unter den fast 73 000 Besuchern.

Weder die Anhänger aus Berlin noch Polter selbst konnten zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass der Angreifer im Laufe des Spiel die Union-Familie trotz der 2:3-Niederlage nach Verlängerung unheimlich stolz machen würde.

Polter kam zusammen mit seinem Sturmkollegen Suleiman Abdullahi nach 61 Minuten in die Partie. Zu diesem Zeitpunkt lag ihre gut mithaltende Mannschaft durch einen Treffer von Christian Pulisic mit 0:1 hinten. Union-Trainer Urs Fischer riskierte mit dem Doppelwechsel alles. Eine dritte torlose Begegnung nach den enttäuschenden Nullnummern zu Hause gegen Dynamo Dresden und beim SC Paderborn hätte die Diskussionen um die Offensivprobleme der Unioner sicherlich verschärft.

Sebastian Polter brauchte keine Anlaufzeit. Der Edeljoker, der seit der Genesung von seinem Achillessehnenriss im sechsten Pflichtspiel in Folge eingewechselt wurde, kam gleich auf Betriebstemperatur. Bereits 120 Sekunden nach seiner Einwechselung spitzelte er nach Zuspiel von Robert Zulj den Ball ins Netz. Ein Stück weit ungläubig drehte Polter in Richtung der nahen Union-Fanblöcke ab. Während sich der Torjäger auf die Brust trommelte, gerieten die Massen in Ekstase. „8000 Unioner sind an einem Mittwochabend in Dortmund dabei. Da muss man den Hut vor ziehen. Komplement an die, die dabei waren. Ich bin stolz, Unioner zu sein“, sagte Polter. „So vor einer Kurve zu jubeln, wünscht man sich als Spieler. Es hat schnell mit dem ersten Tor geklappt. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“

Im Duell der bis zum Anpfiff im deutschen Profifußball einzigen beiden ungeschlagenen Mannschaften hatte Dortmund deutlich mehr Spielanteile. Union aber hielt dagegen und kam zu einem Lattentreffer von Kenny Prince Redondo. Der BVB schien sich durch das 2:1 durch Maximilian Philipp endgültig auf richtigem Kurs zu befinden – bis Polter ein zweites Mal zuschlug.

Am Sonntag wartet auf Union der Liga-Alltag in Regensburg

Eine weitere Vorlage von Zulj köpfte er gegen die Laufrichtung von Dortmunds Ersatztorhüter Marvin Hitz zum abermaligen Ausgleich in die rechte Ecke. Damit erzwang Union wie schon im Oktober 2016 beim haushohen Favoriten die Verlängerung. Es folgte der 0:3-K.o. im Elfmeterschießen. Diesmal fehlten den Köpenickern nur wenige Sekunden zur erneuten Entscheidung vom Punkt. Nationalspieler Marco Reus, den BVB-Trainer Lucien Favre wie den Belgier Axel Witsel erst in Hälfte zwei einwechselte, traf in der Nachspielzeit der Verlängerung per Strafstoß.

Nach dem Abpfiff war die Trauer bei den Berliner Spielern und Fans riesig. Man musste sich beim Abklatschen gegenseitig trösten. Doch der Stolz wird überwiegen. „Wir waren über 120 Minuten mit Dortmund auf Augenhöhe. Das haben noch nicht viele Mannschaften in dieser Saison geschafft. Zwei Tore in Dortmund zu schießen, gelingt auch nicht vielen. Das sind viele positive Sachen“, sagte Polter. „Natürlich gibt es auch ein weinendes Auge. Wenn Simon Hedlund das 3:2 macht, will ich mal sehen, was passiert. Wir müssen das abhaken und dürfen kurz trauern. Dann beginnt der Liga-Alltag.“

Bei Jahn Regensburg muss Union an diesem Sonntag (Beginn 13.30 Uhr, live bei Sky) nun zeigen, wie die Mannschaft das unglückliche Pokal-Aus von Dortmund verkraftet hat. Das rotiert wird, dürfte keine Frage sein. Ein Kandidat für die Anfangsformation ist sicher Polter. Auf ihn sollte Fischer nicht verzichten, der Stürmer dürfte aktuell wie kein zweiter Unioner motiviert sein.

Am vergangenen Sonntag wurde Polter von der ARD für seinen Fallrückzieher zum 2:0-Endstand gegen Holstein Kiel als Torschütze des Monats September geehrt. Beim BVB legte der 27-Jährige einen Doppelpack für die Ewigkeit drauf. Polter fordert den Stammplatz aus gutem Grund aber keinesfalls ein. „Ich bin im Austausch mit dem Trainer und möchte keinen Druck auf mich selbst ausüben. Die Mannschaft ist das oberste Gut“, sagt Polter artig. „Da stelle ich mich momentan hinten an. Wenn ich soweit bin, dass ich von Beginn an spielen kann, wird der Trainer das schon wissen.“

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