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Xhaka-Duell. Taulant (l.) versucht vergeblich, sich von Granit zu lösen.

© Reuters

Fußball-EM 2016: Schweiz startet mit 1:0-Erfolg gegen Albanien

Das Duell der Xhaka-Brüder endet mit einem unspektakulären 1:0-Sieg für die Schweiz. Trotz Überzahl und früher Führung muss der Favorit gegen Albanien bis zum Schluss zittern.

Lens leuchtete so rot wie die Anfield Road bei großen Spielen des FC Liverpool. Am zweiten Tag der Europameisterschaft gastierten die Schweiz und Albanien im Stade Bollaert-Delelis im Nordosten Frankreichs. Beide brachten sie reichlich Fans mit, alle gekleidet in einen einheitlichen Farbton. Auch auf dem Rasen waren die Unterschiede nicht so deutlich wie erwartet. Die Albaner kämpften bei ihrer EM-Premiere mit aller Leidenschaft, vor allem in der zweiten Halbzeit, als sie nur noch zu zehnt waren. Da war nichts mehr zu sehen von der anfänglichen Schweizer Dominanz. Mit letzter Kraft brachten sie ihren 1:0 (1:0)-Sieg im zweiten Vorrundenspiel der Gruppe A über die Zeit.

Die Schweizer hatten so etwas wie eine verstärkte Bundesligaauswahl aufgeboten, mit zwei ehemals in Deutschland und sieben noch dort unter Vertrag stehenden Profis, inklusive Granit Xhaka, der nach dieser Saison von Borussia Mönchengladbach zum FC Arsenal wechselt. Für Xhaka war es ein ganz besonderes Spiel, nämlich das direkte Duell mit seinem 18 Monate älteren Bruder Taulant, der im Alltag für den FC Basel spielt und auf internationaler Bühne für Albanien.

Das Duell Xhaka gegen Xhaka stand stellvertretend für die Gemengelage auf dem Platz. Albanien spielte sozusagen gegen Albanien oder die Schweiz gegen die Schweiz. Gleich fünf Schweizer in der Startaufstellung, neben Granit Xhaka noch Xherdan Shaqiri, Valon Behrami, Blerim Dzemaili und Admir Mehmedi, haben albanische Wurzeln. In Albanien wird das nicht so gern gesehen, da sind sie schnell mit dem Vorwurf des Verrätertums bei der Hand. Wann immer ein Albano-Schweizer in Lens an den Ball kam, stimmte der national-albanische Block Buhrufe an.

Dass es nach der frühen Schweizer Führung einigermaßen ruhig unter den albanischen Fans blieb, lag daran, dass dieses Tor kein Zuwanderer erzielte, sondern Fabian Schär, ein Schweizer aus Will im Kanton St. Gallen ohne jeden Migrationshintergrund. Bei seinem Kopfball nach einer Ecke von Shaqiri profitierte der Hoffenheimer davon, dass der albanische Torhüters Etrit Berisha mit seinen Händen nicht ganz so hoch kam wie Schär mit dem Kopf. Seferovic hätte nach perfektem Zuspiel von Mehmedi schnell ein zweites Tor nachlegen können, aber sein Schuss landete in den Armen von Berisha.

Kurz vor Schluss hatte Albaniens Shkelzen Gashi die große Chance zum Ausgleich

Und Albanien? Fand langsam ins Spiel. Eine erste Chance bot sich Taulant Xhaka, als er am linken Strafraumeck nach schöner Ablage von Odise Roshi zum Schuss kam, dabei aber in leichte Rücklage geriet und den Ball doch ein paar Meter weit am Tor vorbei schoss. Viel größer noch war die Gelegenheit, die Armando Sadiku kurz darauf auf dem Fuß hatte. Elsaid Hysaj spielt ihm den Ball in den Lauf, Sadiku lief ganz allein auf Yann Sommer und setzte den Ball an den Fuß des Schweizer Torhüters.

Kurz vor der Pause ereignete sich dann jene Szene, die den weiteren Verlauf prägte. Albaniens Kapitän Lorik Cana rutschte am eigenen Strafraum aus, vielleicht auch weil Seferovic ihm beim Zweikampf leicht am Trikot gezupft hatte. Noch im Fallen fuhr Cana die Hand aus und langte nach dem Ball, wohl in der Hoffnung, einen Freistoß zugesprochen zu bekommen. Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo aber ahndete Canas Handspiel mit der Gelben Karte, seine zweite, womit das Spiel für ihn beendet war.

Den fälligen Freistoß nach dem Platzverweis zirkelte Dzemaili an den rechten Pfosten. Der einstige Lieblingsschüler von Lucien Favre hatte kurz darauf noch eine gute Chance zum 2:0, sein Schuss landete knapp neben dem rechten Pfosten. Eine Minute später brachte Seferovic den Ball auf der anderen Seite aus spitzem Winkel nicht an Berisha vorbei.

Seferovic hatte auch in der zweiten Halbzeit noch zwei gute Chance und scheiterte beide Male an Berisha. Zehn Albaner mühten sich gegen die immer nachlässiger werdenden Schweizer redlich, zum Schluss legten sie sogar einen verwegenen Sturmlauf hin. Und sie hatten Torchancen, sehr gute sogar da. Die erste vergab Sadiku mit einem Schuss ans Außennetz, aber viel größer war die zweite. Nach einem missratenen Versuch der Schweizer, auf Abseits zu spielen, lief Shkelzen Gashi kurz vor Schluss allein und unbedrängt auf das Tor, er hatte nur noch Sommer vor sich. Ein großartiger Reflex des Torhüters bescherte den Schweizern einen am Ende glücklichen Sieg.

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