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Das 1:0 für Kaiserslautern resultierte aus einem schlimmen Fehler von Saarbrückens Torwart Tim Schreiber (r.).

© Reuters/Kai Pfaffenbach

Saarbrückens geplatzter Traum vom Finale : Wenn das Glück plötzlich durch die Beine flutscht

Bei den Spielern des Fußball-Drittligisten fließen nach dem 0:2 Tränen. In ein paar Wochen aber wird sich vermutlich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Mannschaft in dieser Pokalsaison Großes geleistet hat.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Torwart Tim Schreiber fasste das Geschehen des Pokalabends aus Sicht des 1. FC Saarbrücken treffend zusammen: „Fußball kann schön sein und Fußball kann scheiße sein – und heute ist er für mich eben scheiße.“ Seine Mannschaft hatte zuvor den Traum vom Endspiel in Berlin begraben müssen, auch deswegen, weil Schreiber bei der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern vor dem Führungstor der Gäste entscheidend patzte.

Alles Glück dieser Fußballwelt, das den Saarbrückern in den ersten vier Runden der Pokalsaison hold war – inklusiver zweier Siegtore in der Nachspielzeit gegen den FC Bayern und Borussia Mönchengladbach – war ihnen an diesem Dienstagabend im Ludwigsparkstadion abhandengekommen. Erklärungen zu finden, fiel den niedergeschlagenen Spielern des Drittligisten zunächst schwer. Womöglich lag es ja einfach auch am Wetter. Denn der Regen blieb diesmal aus.

Fußball kann schön sein und Fußball kann scheiße sein – und heute ist er für mich eben scheiße.

Saarbrückens Torwart Tim Schreiber zu seinem Fehler beim 0:1

Und Gegner 1. FC Kaiserslautern spielte eben auch so, wie es ein Tabellensechzehnter der Zweiten Liga bei einem Mittelklasseteam in Liga drei nun einmal tut: abwartend. Anders als bei den Gegnern in den Runden zuvor war die Favoritenrolle diesmal nicht so eindeutig besetzt, und die Lauterer taten den Saarländern eben nicht den Gefallen, von Anfang an die Kontrolle zu übernehmen und das Spiel via Ballbesitz an sich zu reißen.

So entwickelte sich eine zähe erste Halbzeit, die vom Niveau her schon stark an ein Drittligaspiel erinnerte. Torchancen gab es so gut wie keine, Zweikämpfe dafür umso mehr. So wäre es vermutlich über 90 oder gar 120 Minuten weitergegangen, wenn eben jener Tim Schreiber nicht so fatal gepatzt hätte. Ein an sich harmloser Kopfball von Marlon Ritter flutschte ihm erst durch die Arme und dann durch die Beine. Davon erholte sich die Saarbrücker Mannschaft nicht mehr.

Der Traum vom Pokalfinale war zum Greifen nah für den Underdog. Stattdessen platzte er so kurz vor dem Ziel jäh. Und trotzdem sollte sich der 1. FC Saarbrücken nicht zu lange grämen. Der Klub hat in den Runden zuvor für dramatische Fußballunterhaltung gesorgt und auch wenn das für die enttäuschten Spieler zunächst nur ein schwacher Trost war, so brachte es Trainer Rüdiger Ziehl am Ende auf den Punkt: „Mit ein bisschen Abstand können wir, glaube ich, stolz darauf sein, was wir erreicht haben, dass wir hier im Halbfinale waren und auch welche Gegner wir bezwungen haben.“

Der Dienstagabend mag für den FCS enttäuschend verlaufen sein, im Endeffekt aber war der Fußball in dieser Pokalsaison letztlich viel häufiger sehr schön. In ein paar Wochen wird das auch Tim Schreiber vermutlich so sehen.

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