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Als sie noch gemeinsam Nikolaus feierten: Damals, am 6. Dezember 2005, arbeiteten ManU-Trainer Alex Ferguson (r.) und sein Offensivspieler Cristiano Ronaldo noch zusammen. Am Dienstag treffen sie sich wieder, aber als Gegner.

© dpa

Champions League: Ronaldo muss mit Real in Manchester ran

Beim Rückspiel in der Champions League zwischen Manchester United und Real Madrid steht ein Rückkehrer besonders im Fokus. "Ich habe mit ihm gespielt und weiß, wie gut er ist", sagt Uniteds Torjäger Wayne Rooney.

Die Waffen sitzen locker in diesen Tagen im Norden Englands. Zuerst gezückt hat das britische – nun ja: Revolverblatt „The Sun“ mit der Meldung aus den wie üblich genauso gut wie anonym unterrichteten Kreisen, Cristiano Ronaldo plane seine Rückkehr zu Manchester United und werde dabei auf die Hälfte seines Gehaltes verzichten. Einwickeln ist vielleicht nicht die schlechteste Taktik gegen den Kanonier von Real Madrid, auf dass er sich an die sonnigen Zeiten im verregneten Manchester erinnere und United Dienstagabend (20.45 Uhr, live bei Sky) nicht aus dem Achtelfinale der Champions League schießt. Bullshit, knurrt Trainer Alex Ferguson, er hat einst den 17-jährigen Ronaldo bei einem Gastspiel in Lissabon entdeckt und weiß noch am besten, wie der dribbel- und schuss- und kopfballstarke Portugiese zu stoppen ist. "Plan A: eine Machete! Plan B: ein Maschinengewehr!"

Das ist immerhin effektiv gedacht, aber bekanntlich nicht ganz so leicht umzusetzen. Der Respekt vor Ronaldo ist groß, aber keineswegs unangemessen, zumal der Mann vor drei Wochen beim Hinspiel noch einmal eindrucksvoll gezeigt hat, was Manchester vor dreieinhalb Jahren an ihm verloren hat. Vor allem Cristiano Ronaldo verdankt Real die immer noch vorhandene Option auf einen Einzug ins Viertelfinale. Da war dieses grandiose Tor zum 1:1, „was für ein Kopfball! Der Absprung, der Flug, wie er sich in der Luft hält“, hat Ferguson in der ersten Überwältigung erzählt, übrigens mit einem noch sehr pazifistischen Ansatz: „Wenn er den Ball bekommt, dann hilft nur Beten.“

Heute nun betritt Ronaldo wieder den Rasen von Old Trafford, zum ersten Mal seit seinem Abschied im Sommer 2009. Damals hatten sie in Manchester noch vermutet, die Karriere des Portugiesen werde einen den Madrider Siestas entsprechenden Knick nehmen. 118 Tore in 292 Pflichtspielen für United waren eine hohe Hypothek. Ronaldo hat sie weggelächelt und seine Quote in Madrid noch einmal gesteigert, auf schwindelerregende 186 Tore in 184 Spielen. Früher war sein Spiel zu 70 Prozent Show und zu 30 Prozent Wettkampf. Heute kann Ronaldo in jedem Spiel den Unterschied machen. Mit 28 Jahren steht er im Zenit seiner Schaffenskraft. „Ich habe mit ihm gespielt und weiß, wie gut er ist“, sagt Uniteds Torjäger Wayne Rooney in einem defensiven Ton, wie er so überhaupt nicht zu seinem aggressiven Stil auf dem Platz passt.

Diese Wertschätzung korrespondiert durchaus mit der des Publikums für Real im Allgemeinen und Ronaldo im Besonderen. Es wird heute in Old Trafford zwar keine Schweigeminute geben, aber sehr wohl anerkennenden Applaus. Die Fans in den roten Leibchen wissen, was sie Ronaldo und seinen Toren verdanken. Drei englische Meisterschaften und einen Triumph in der Champions League, dazu noch eine Ehrung, auf die sie in der Premier League lange gewartet haben: Cristiano Ronaldo war und ist der einzige Spieler der besten Liga der Welt, der mit dem Goldenen Ball als bester Spieler der Welt geehrt wurde.

Und wann hat Alex Ferguson schon mal einen Gegner so innig umarmt wie Cristiano Ronaldo nach dem Hinspiel im Bernabeu? Der Schotte hat nicht vergessen, mit welchem Respekt Reals Anhang damals Uniteds ewigen Waliser Ryan Giggs empfing. Es ist eine schöne Pointe, dass Ronaldos Rückkehr nach Old Trafford zusammenfällt mit dem tausendsten Profispiel, das der 39 Jahre junge Giggs heute wohl bestreiten wird.

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