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© dpa

Real Madrid: Ronaldo darf fehlen

Der Streit zwischen Real Madrid und Portugal hat ein Ende gefunden – bei der WM-Relegation am Wochenende sitzt der Star nur auf der Tribüne.

Wer an Übersinnliches glaubt, hat es dieser Tage leichter. Denn der kann die Sprunggelenkverletzung von Cristiano Ronaldo dem Hexer Pepe zuschieben, der schon seit Wochen stolz verkündet, im Auftrag einer vergrätzten Ex-Geliebten eine Ronaldo-Voodoopuppe herangezogen zu haben. Und er kann den Streit um den teuersten Fußballer aller Zeiten, der zwischen Real Madrid und der portugiesischen Nationalmannschaft entbrannt war, einfach auf kosmischen Störungen schieben. Die Mehrzahl der Akteure im Fußball jedoch bevorzugt etwas rationalere Erklärungen.

Die Intensität der Auseinandersetzung war kaum nachzuvollziehen. Portugals Nationaltrainer Carlos Queiroz hatte Ronaldo trotz Krankschreibung für die Relegationsspiele am 14. und 18. November gegen Bosnien-Herzegowina nominiert. Er habe Informationen, sagte Queiroz, dass sich die Verletzung eventuell beheben ließe. Bei seinem Arbeitgeber sorgte das für Aufregung: Wenn Ronaldo trotz Verletzung für Portugal auflaufe, riskiere er seine Karriere, argumentierte der Klub, und drohte mit Schadensersatzklagen. Queiroz schwieg, reagierte auch nicht, als sein Faxgerät am Montag sämtliche Atteste des Falls Cristiano Ronaldo ausspuckte. Am Dienstagabend lenkte Real Madrid schließlich ein und ließ Ronaldo zur Untersuchung nach Lissabon fliegen. Wenige Stunden später teilte der portugiesische Verband mit: „Der Spieler ist körperlich nicht in der Lage, an den Spielen teilzunehmen.“ Damit endete der Streit so plötzlich, wie er begonnen hatte. Ronaldos lädierter Knöchel war dabei ohnehin zweitrangig gewesen.

Viel schwerer wogen die Befindlichkeiten der Protagonisten, vor allem von des portugiesischen Coaches, selbst geschasster Ex- Trainer von Real Madrid. „Real Madrid ist ein wichtiger Klub, aber sie stehen nicht über den anderen“, schickte Queiroz hinterher und meinte wohl: Auch eure teuren Superstars sind ganz normale Menschen, die sich den bestehenden Vereinbarungen zu beugen haben.

Wie erschreckend durchschnittlich Kaka und Kollegen sein können, war wenige Stunden später eindrucksvoll im Santiago-Bernabeu-Stadion zu verfolgen. Drittligist Alcorcon, ein Verein mit einem Durchschnittseinkommen von 38 000 Euro, warf das teuerste Team aller Zeiten aus dem spanischen Pokal. Nachdem der Vorstadtverein vor zwei Wochen mit viel Chuzpe und Leidenschaft Real Madrid eine blamable 4:0-Niederlage zugefügt hatte, blieb das einzige Tor der Gastgeber im Rückspiel am Dienstag eine Randnotiz. Die Quittung dafür erhielt Reals Trainer Manuel Pellegrini unmittelbar im Stadion in Form von ohrenbetäubenden Rücktrittsforderungen der Fans. Noch hält die sonst wechselfreudige Klubleitung an ihm fest, doch Pellegrini muss sich eingestehen, dass sein variables Spielsystem bisher nur dann Sinn machte, wenn ein Spieler wie Cristiano Ronaldo seine Offenheit zu nutzen wusste: In sieben Spielen erzielte er neun Treffer. Für Pellegrini ist dessen langer Ausfall schwer zu verkraften.

Ronaldo hat übrigens angekündigt, am Samstag von der Tribüne des Estadio da Luz seine Nationalelf anzufeuern. Der Pechvogel auf der Tribüne, das könne ja kein Glück bringen, stöhnte daraufhin ein portugiesischer Reporter. Wer an Übersinnliches glaubt, hat es in diesem Fall auch nicht leichter.

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