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Hoffnungsträger. Moritz Seider wird gegen Schweden schon spielen können.

© dpa/Monika Skolimowska

Rick Goldmann über Chancen bei der Eishockey-WM: „Die deutsche Mannschaft hat große Fortschritte gemacht“

Vor dem Start der WM spricht Ex-Profi Goldmann über das happige Auftaktprogramm, die Stärken des deutschen Teams und den Titelfavoriten.

Am Freitag wird es ernst für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft — die Weltmeisterschaft beginnt. Wie groß ist die Vorfreude bei Ihnen?
Grundsätzlich ist das immer das Highlight des Jahres für mich. Das potenziert sich immer im Verlauf der Saison. Erst kommt die Hauptrunde in der DEL, dann die Play-offs in der DEL und der absolute Höhepunkt ist dann die WM. Insofern ist die Vorfreude groß.

Wie groß ist denn die Vorfreude auf die deutsche Mannschaft. Zunächst sah das ja nicht gut aus für Bundestrainer Harold Kreis nach den vielen Absagen, nun ist mit Moritz Seider immerhin noch der unbestritten stärkste Verteidiger dazugekommen…
Grundsätzlich ist es ja so, dass jedes Jahr viele Spieler absagen, auch von den Finalisten in der DEL. Von denen sind diesmal ziemlich viele dabei, das sehe ich positiv. Weil die Spieler aus Ingolstadt und München schon in Ausscheidungsspielen beschäftigt waren und damit die Leistungsbereitschaft anheben.

Und es sind neben J.J. Peterka und Nico Sturm im Angriff, mit Moritz Seider, Leon Gawanke und Kai Wissmann noch drei Spieler aus Nordamerika in der Verteidigung dazugekommen, das sind nicht irgendwelche, sondern extrem wichtige Spieler. Seider ist für mich der Leuchtturm in der Mannschaft. Gawanke ist vor allem in Überzahl wichtig, Wissmann ein konstanter Spieler in der Defensive und einer, der für den ersten Pass zuständig ist.

In den vergangenen Jahren war unter den Bundestrainer Marco Sturm und dann Toni Söderholm auch gegen die starken Nationen immer was drin für das Nationalteam. Dieses Mal ist das Auftaktprogramm für die Deutschen happig. Schweden, die USA und Finnland sind die ersten drei Gegner. Was rechnen Sie sich da aus?
Der Spielplan ist tatsächlich kein Vorteil für die Mannschaft. Zuletzt hatten die Deutschen in den WM-Vorrunden anfangs oft auch Gegner auf Augenhöhe, da war es natürlich einfacher, Selbstvertrauen aufzubauen. Jetzt spielst du gegen Schweden, die haben etwas gutzumachen nach den letzten Jahren, dann gegen Gastgeber Finnland, der einen sehr starken Kader hat und schließlich gegen die USA. Wie gut der deutsche Kader ist, das wissen wir dann am Montag nach dem Spiel gegen die USA. Aber erst einmal geht es gegen Schweden.

Der Spielplan ist tatsächlich kein Vorteil für die Mannschaft.

Rick Goldmann, ehemaliger Eishockey-Profi

Als beide Teams letztmals in einem großen Turnier aufeinandertrafen, siegte Deutschland 4:3 und gewann am Ende Olympia-Silber. Das war 2018, das Turnier von Pyeongchang gilt als die Wendemarke für das deutsche Eishockeyteam, das sich danach unter Toni Söderholm sehr gut verkaufen konnte. Wird die Mannschaft unter Harold Kreis diesen Weg weiter beschreiten können?
Das kann man tatsächlich jetzt noch nicht sagen. Die Mannschaft hat unter Marco Sturm und Toni Söderholm große Fortschritte gemacht, gerade in der Offensive beim Spiel mit dem Puck. Aber auch im Spiel ohne Puck. Für mich wäre es logisch, diese Spielweise fortzuführen. Die Vorbereitung würde ich da nicht zu sehr werten, da war der Kader nicht komplett. Ab Freitag wird sich das zeigen. Aber ich denke, Harry Kreis ist gut aufgestellt, Deutschland hat das kleinste Team im Turnier, da sind schnelle und wenige Spieler dabei und die Rollen im Kader sind sehr gut verteilt.

Was trauen Sie dem Team denn zu?
Die deutsche Mannschaft kämpft für mich ums Viertelfinale. Da wird es dann in den Spielen gegen Dänemark, da ist mit Nikolaj Ehlers immerhin ein gestandener NHL-Spieler dabei, und gegen die Österreicher drauf ankommen, das sind die Gegner der Deutschen im Kampf um das Viertelfinale.

Auf welches Team freuen Sie sich denn am meisten bei dieser WM, wer sind Ihre Favoriten?
Finnland ist für mich der Favorit, die haben mit Mikko Rantanen aus Colorado einen der besten Spieler der Welt in ihren Reihen. 55 Tore hat er in dieser NHL-Saison geschossen in der Hauptrunde, die drittmeisten. Zuletzt gab es ja dreimal das Finale Kanada gegen Finnland, danach riecht es diesmal auch.

Finnland ist für mich der Favorit.

Rick Goldmann, ehemaliger Eishockey-Profi

Auch der kanadische Kader ist eine sehr gute Mischung aus Rollenspielern, Qualität, jung und alt. Da ist mit dem 18-jährigen Adam Fantilli ein kommender Superstar dabei, der wird im Draft der NHL in diesem Jahr wahrscheinlich an Nummer zwei gezogen. Das ist das Schöne an einer WM, dass solche Jungs da schon zu sehen sind.

Dafür sind viele nicht zu sehen, ein Leon Draisaitl spielte vor vier Jahren zuletzt für Deutschland. Seine Versicherung ist für den Deutschen Eishockey-Bund nicht zu stemmen. Gut, er kann jetzt gerade ohnehin nicht, weil er in den Play-offs der NHL spielt.
Und der Stanley Cup ist nun mal das Höchste, was es für einen Eishockeyprofi zu gewinnen gibt. Trotzdem habe auch ich dieses Jahr das Gefühl, dass bei allen Nationen relativ wenige NHL-Spieler dabei sind. Das hat sich ein wenig geändert, vielleicht auch wegen Corona. Gut, es sind ein paar Stars dabei, wie Rantanen oder Seider. Aber es könnte gern wieder mehr werden.

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