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Der Chef spricht: Das Wort von DFB-Präsident Fritz Keller hatte auch beim Bundestag Gewicht.

© Thomas Böcker/dpa

Revolution beim DFB-Bundestag bleibt aus: Dritte Liga der Männer und Frauen-Bundesliga starten am Wochenende

Gegen die Pläne einer Drittliga-Fortsetzung hatte es viel Widerstand gegeben. Nun geht es wie auch in der Bundesliga weiter. Finanziell hat der DFB Sorgen.

DFB-Chef Fritz Keller lächelte nach dem klaren Votum zufrieden in die Kamera. Trotz des heftigen Widerstandes einiger Vereine blieb die große Revolution beim virtuellen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes aus – nach der Ersten und Zweiten Liga rollt der Ball ab Samstag auch wieder in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.

„Wir haben gelebte Demokratie erlebt und Handlungsfähigkeit bewiesen. Ich hoffe, dass alle dieses demokratische Votum akzeptieren“, rief Keller am Ende der dreistündigen Sitzung den Delegierten der Landes- und Regionalverbände zu und mahnte: „Ich appelliere an alle: Keine Tricks mehr und keine Verweigerungshaltung. Jetzt gilt es fair zu spielen, um den Fußball in diesem Land zu retten.“

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Zuvor waren bei der Zusammenkunft vor allem die Gegner einer Fortsetzung zurechtgestutzt worden – erst verbal und dann mit klarer Stimmenmehrheit. Der Antrag aus Sachsen und Sachsen-Anhalt auf den Abbruch der aktuellen Spielzeit kam so gar nicht mehr zur Abstimmung, der auf eine künftig zweigleisige Dritte Liga hatte keine Chance. DFB-Vizepräsident Rainer Koch wertete dies als deutliches Signal, „dass wir Fußball spielen wollen“, und mahnte: „Es ist nichts dringlicher, als jetzt zusammenzustehen.“

Dem Verband bleibe „gar keine andere Wahl, als die Dritte Liga fortzusetzen. Es sollte jedem einleuchten, dass eine nationale Liga spielen können muss, selbst wenn das in zwei Bundesländern noch nicht möglich ist“, sagte er. Andernfalls käme man Pflichten nicht nach, was mit hohen finanziellen Risiken verbunden wäre. „Wir müssen uns nicht nur mit dem Jetzt, sondern auch mit der Zukunft befassen.“

Mit der großen Mehrheit von 220 der 250 abgegebenen Stimmen votierten die Delegierten für eine Fortsetzung der Dritten Liga. Somit steht fest, dass es am 30. Mai weitergeht und die elf Spieltage bis zum 4. Juli in englischen Wochen durchgezogen werden. „Ich würde mir wünschen, dass wir zu Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zurückfinden“, sagte Koch.

Außerordentlich: Am Montag fand sich der Bundestag des DFB zusammen.
Außerordentlich: Am Montag fand sich der Bundestag des DFB zusammen.

© Thomas Böcker/dpa

Dies dürfte erst einmal ein Wunsch bleiben. Denn bereits kurz vor dem Bundestag kam Anwaltspost vom Halleschen FC. „Wir haben durch unseren Anwalt die bestehende Wettbewerbsverzerrung beim DFB angezeigt und diesen aufgefordert, gleiche Bedingungen für alle mit mindestens 14 Tagen Mannschaftstraining zu schaffen“, sagte Präsident Jens Rauschenbach der „Mitteldeutschen Zeitung“.

DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius kündigte eine Prüfung an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass nun gespielt werden muss. „Wenn ein Team nicht antritt, wird das Spiel für die gegnerische Mannschaft gewertet“, stellte er klar. Schon am Freitag startet dann auch die Frauen-Bundesliga, die einstimmig Grünes Licht bekam. Eine Taskforce soll sich zudem mit der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit der Dritten Liga befassen.

Düster könnte es für die DFB-Finanzen aussehen, wenn die Pandemie bis zum Ende des Jahres keine Länderspiele zulässt. „Der DFB befindet sich in der tiefsten wirtschaftlichen Krise seiner Existenz“, sagte Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Im schlechtesten Fall rechnet der DFB mit einem Verlust von 77 Millionen Euro bis zum Ende des Jahres, womit die Rücklagen um 13,9 Millionen Euro überschritten wären. „Es würde aber nicht zur Insolvenz des DFB führen“, sagte Osnabrügge. „Wir hoffen, dass in der zweiten Jahreshälfte wieder Länderspiele stattfinden können. Das wäre für den DFB von existenzieller Bedeutung.“ (dpa)

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