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Große Teile der aktiven Fanszene sind erst nach der Entmachtung von Jens Redlich wieder zu den Spielen von TeBe gekommen.

© Christoph Soeder/dpa

Rechtsstreit bei Tennis Borussia: Der Sieg der Mitglieder ist nicht hoch genug einzuschätzen

Der neue TeBe-Vorstand überzeugt vor Gericht mit großer Professionalität. Davon könnte der Verein auch langfristig profitieren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Es war ein letzter verzweifelter und am Ende vergeblicher Versuch, der wohl verlorenen Sache doch noch eine Wendung zu geben. Der Anwalt der Kläger warnte vor den finanziellen Auswirkungen des Machtwechsels bei Tennis Borussia und prophezeite dem Verein den Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Doch im Rechtstreit zwischen der alten und der neuen Vereinsführung des Berliner Fußball-Oberligisten hatte diese Warnung zum einen keinerlei juristische Relevanz, zum anderen ging sie auch deutlich am Kern der Sache vorbei – das hat nicht zuletzt die Verhandlung vor dem Amtsgericht Charlottenburg am Mittwoch gezeigt.

Seitdem Jens Redlich Ende Juli von einer vereinsinternen Opposition aus dem Amt des Vorstandsvorsitzenden gedrängt worden ist, befeuern er und seine Gefolgsleute das Vorurteil, dass die neuen Machthaber Tennis Borussia – im Wortsinne – ruinieren werden. Denn angeblich fehlt es ihnen nicht nur an den finanziellen Mitteln, sondern auch sonst an allen Fähigkeiten, einen solchen Verein zu führen.

Die Gerichtsverhandlung, bei der Redlich krachend gescheitert ist, hat solche Vorbehalte auf beeindruckende Weise widerlegt: Sein Anwalt war den Anwälten der Gegenseite nicht im Geringsten gewachsen. Auch sonst hat der Machtwechsel gezeigt, wie professionell sich die aktiven Fans, denen man den Verein doch angeblich nicht überlassen dürfe, auf die Auseinandersetzung mit Jens Redlich vorbereitet hatten.

Der Erfolg gibt ihnen Recht: Die Mitglieder von Tennis Borussia haben sich ihren Verein zurückgeholt, der eigentlich schon unrettbar verloren schien. Verloren an einen Geldgeber, der es gewohnt ist, einsame Entscheidungen zu treffen; der seine Macht vor allem aus der Höhe seiner finanziellen Zuwendungen ableitet und deshalb auf niemanden Rücksicht nehmen musste.

Der Sieg der Mitglieder, der am Mittwoch auch juristisch abgesegnet worden ist, ist daher gar nicht hoch genug einzuschätzen – weil es ein ungleicher Kampf war, in dem eben nicht immer nach den Regeln des Fairplay gespielt worden ist. Auch deshalb ist derzeit noch nicht abzusehen, ob sich Redlich endgültig geschlagen geben wird.

Jens Redlich scheiterte mit seiner Klage gegen seine Entmachtung bei TeBe.
Jens Redlich scheiterte mit seiner Klage gegen seine Entmachtung bei TeBe.

© Gregor Fischer/dpa

Redlich hat angeblich 2,8 Millionen Euro in den Klub gesteckt

Auch aus diesem Grund ist der juristische Erfolg der bisherigen Opposition gleich in doppelter Hinsicht nicht mehr als ein Anfang. Weil man nicht weiß, was von Redlich und seinen Gefolgsleuten noch kommen wird. Und weil die eigentliche Arbeit für die neue Vereinsführung erst jetzt richtig beginnt. Sie muss das Chaos ordnen, das sie auf der Geschäftsstelle vorgefunden hat, und zugleich eine tragfähige Struktur für die Zukunft schaffen – auch finanziell.

Wenn bisher bei Tennis Borussia das Geld knapp wurde, hat Jens Redlich einfach das nachgeschossen, was der Klub brauchte – oder was Redlich glaubte, dass TeBe es braucht. So hat er in drei Jahren nach eigenen Angaben 2,8 Millionen Euro in den Klub gesteckt. Ohne erkennbaren Erfolg übrigens. Als Redlich bei Tennis Borussia eingestiegen ist, spielte die erste Mannschaft in der Oberliga; das tut sie auch heute noch. Von einem durchdachten Umgang mit den durchaus üppigen finanziellen Mittel bei TeBe konnte in den vergangenen drei Jahren also keine Rede sein. Die Professionalität, die die neue Vereinsführung im Machtkampf mit Redlich an den Tag gelegt hat, kann Tennis Borussia daher ganz sicher nicht schaden.

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