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Vollstrecker. Rafael Nadal zeigte in der kalifornischen Wüste wieder sein energiegeladenes Tennisspiel und genoss am Ende den Turniersieg wie ein Geburtstagskind. Foto: dpa

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Tennis: Rafael Nadal meldet sich zurück

Nach sieben Monaten Pause entkräftet die ehemalige Nummer Eins in Indian Wells alle Zweifel an sich und seinem Knie.

Der bunte Konfetti-Flitter tanzte wie ein gewaltiger Moskito-Schwarm. Rafael Nadal legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und genoss ihn, wie warmen Regen auf seinem Gesicht. Der Mallorquiner wirkte wie ein Kind inmitten seiner Geburtstagsparty, so glücklich und gelöst hatte man Nadal noch nie nach einem Turniersieg gesehen. Sicherlich, der 26-Jährige hatte im letzten Jahr nach seinem historischen siebten Triumph bei den French Open in Paris gar geweint. Und es gab etliche unter seinen elf Grand-Slam-Erfolgen und insgesamt 53 Titeln, die Nadal sehr viel bedeuten. Doch dieser Sieg in Indian Wells war weit mehr: Er war für ihn die pure Freude und erlöste ihn von der bangen Ungewissheit, die ihn seit seinem Comeback umtrieb.

„Dass ich hier mit der Trophäe stehen darf, ist unglaublich und ich bin sehr, sehr glücklich“, sagte Nadal, „die letzten sieben Monate waren sehr schwer, aber ich hoffe, dass das nun hinter mir liegt.“ Seit seinem Zweitrundenaus in Wimbledon im Juni 2012 hatte Nadal kein Turnier mehr gespielt, erst vor sechs Wochen gab er sein Comeback. Er litt am sogenannten Hoffa-Kastert-Syndrom, bei dem das Fettgewebe unter der Patellasehne anschwillt. Die Schmerzen in seinem linken Knie seien unerträglich gewesen, sagte Nadal, dabei hatte er in den zwölf Jahren seiner Profikarriere schon oft die Zähne zusammenbeißen müssen. Denn die Knie waren immer sein Schwachpunkt und werden es bleiben. „Ich würde alle meine Titel gegen ein gesundes Knie eintauschen“, sagte er. Wieder und wieder verzögerte sich Nadals Comeback, mancher zweifelte, ob er überhaupt zurückkehren würde.

Niemand wusste, ob Nadal wieder zu alter Stärke finden würde

Der Spanier selbst aber zweifelte auch in seinen dunkelsten Stunden nie daran. Er liebt den Wettkampf, und er braucht ihn, wie die Luft zum Atmen. Das Tennis fehlte ihm, und er fehlte dem Tennissport. Ohne seine energiegeladene, elektrisierende Spielweise vermisste das Toptrio aus Novak Djokovic, Roger Federer und Andy Murray seinen Gegenpol und die Fans einen ihrer Lieblinge. Doch ob Nadal je wieder der Alte werden würde, konnte niemand sagen. Wie lange würde er brauchen? Wie viele Matches würde das Knie durchhalten? Könnte er überhaupt noch mithalten? Ihm selbst war die Unsicherheit anzumerken, als Nadal schließlich Anfang Februar im chilenischen Vina del Mar auf die Tennisbühne zurückkehrte. Es war ein geschickter Zug von ihm, zunächst in Südamerika und Mexiko drei Turniere auf Sand zu spielen. Denn es ist nicht nur sein Wohlfühlbelag, dort traf er auch fast ausschließlich auf die zweite und dritte Garde der Branche und konnte so leichter die dringend nötige Matchpraxis sammeln.

Mit jedem Match wurde der Spanier selbstbewusster

Ein Finale und zwei Turniersiege lautete Nadals beachtliche Ausbeute, obwohl das Knie schon wieder schmerzte. David Ferrer blieb dabei als Nummer vier sein einziger Härtetest, sein enger Freund war jedoch nie ein Hindernis für ihn gewesen. Nadal wusste nicht, wo er wirklich steht, so entschied er sich kurzfristig, doch in Indian Wells anzutreten. Auch wenn der stumpfe Hartplatz eigentlich Gift für seine Knie ist. „Ich bin ein Kämpfer“, betonte er immer wieder, und geradezu verbissen hing er sich in der kalifornischen Wüste in seine Mission. Von Match zu Match fasste Nadal mehr Vertrauen, hetzte inzwischen wieder jedem Ball nach und rutschte sogar mitunter zu ihnen, was auf dem Belag extrem riskant für die Gelenke ist. Die Bremse im Kopf war gelöst, nicht erst bei seinem souveränen Viertelfinalsieg über Roger Federer, der leicht angeschlagen war.

Nadal spielte sich in einen Rausch. Im Finale gegen Juan Martin del Potro, Nummer sieben der Welt, führte er schon fast mit 4:0, verlor den ersten Satz aber noch, um dann einen Rückstand im zweiten Satz noch zu drehen. Es war eine furiose Partie auf einem hohen Niveau, beide peitschten ihre Vorhand mit rasantem Tempo über das Netz und lieferten sich unter der Wüstensonne zehrend lange Ballwechsel. Nadal wollte den Sieg nicht mehr hergeben, um nichts in der Welt. Am Ende stand es 4:6, 6:3 und 6:4 – und es schien, als sei Nadal nie weg gewesen.

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