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Alles Kopfsache: Auch Dortmunds Trainer Lucien Favre könnte von den Tricks unseres Kolumnisten profitieren.

© Andreas Gora/dpa

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Psychotricks statt fußballerischer Verdummung

Der Kopf ist eine im Fußball häufig unterschätzte Region. Unser Kolumnist weiß jedoch, wie sich die Teams seine Vorteile zunutze machen könnten.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke ist Chef der „Stachelschweine“. Er schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Ludwig Erhard, ein Mittelfeldstratege aus den fünfziger Jahren, hat einmal behauptet, Wirtschaft sei zu 50 Prozent Psychologie. Also wenn Wirtschaft zu 50 Prozent Psychologie ist, dann ist es Fußball zu – sagen wir – fünfunddreißig. Dafür gibt es klare Anzeichen, dazu komme ich gleich.

Nach einer weit verbreiteten Meinung spielt nämlich der Kopf im Fußball nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten Tore werden mit den Füßen erzielt, das ist statistisch gesichert. Und wenn man Interviews mit Profifußballern zugrunde legt, kann bisweilen der Eindruck entstehen, als sei der Kopf tatsächlich eine Region, die im täglichen Training nicht so gefordert und gefördert wird.

Das sehen auch Insider so. Der Freiburger Stürmer Nils Petersen erzielte vor zwei Jahren mediale Aufmerksamkeit mit der Behauptung, dass er das Gefühl habe, seit Jahren zu verdummen. Trotzdem darf das Haupt und seine neuronale Befüllung auch im Fußballsport nicht unterschätzt werden.

Ein Beispiel: Der wunderbare Stürmer Javairo Dilrosun erzielte bisher sämtliche seiner Tore für Hertha BSC im September. Noch nie traf er in einem anderen Monat. Man fragte sich, hat der Holländer da eine psychologische Blockade? Trainer Ante Covic ging diesen Torfluch mit einer speziellen List an. Er und der Spieler einigten sich darauf, dass das Heimspiel gegen Düsseldorf nicht am 4. Oktober stattfindet, sondern am 30. September. Das war ein glatte Lüge. Das Gehirn von Dilrosun ließ sich allerdings auf diesen billigen Trick ein und sein Besitzer schoss ein wunderbares Tor. Im Oktober.

Bis unter die Dusche

Auch in München erklärte Trainer Kovac die Heimniederlage gegen eine Mannschaft aus Sinsheim mit einer „Kopfsache“. Eben hatte man noch Tottenham mit 7:2 besiegt! Vielleicht sollten sich Trainer und Mannschaft – im Sinne Erhards – darauf einigen, Bundesliga-Spiele seien Champions-League-Spiele.

Trainer Lucien Favre hat derzeit in Dortmund ebenfalls mit psychologischen Problemen zu kämpfen. Seiner Mannschaft wird ein „Mentalitäts-K.-o.“ in der Schlussphase attestiert. In den letzten drei Spielen führte man jeweils 2:1, um dann kurz vor Spielende doch noch den Ausgleich hinnehmen zu müssen. In zwei Fällen traf man sogar ins eigene Tor!

Vielleicht sollte sich der Trainer hier mit seinen Spielern darauf verständigen, dass ein Spiel nicht 90 Minuten, sondern – sagen wir – 150 Minuten dauert. Dann könnten die Eigentore zu einem Zeitpunkt fallen, an dem die Spieler längst unter der Dusche sind.

Frank Lüdecke

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