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Kevin Volland (links) war gegen den BVB an vielen gefährlichen Aktionen beteiligt, agierte im Abschluss aber glücklos.

© IMAGO/Jan Huebner

Problemzone Strafraum: Dem 1. FC Union Berlin fehlt ein Knipser

Der 1. FC Union Berlin ist wieder eklig und stabil. Auch offensiv sind mittlerweile ordentliche Ansätze zu erkennen, doch es fehlt ein Stürmer, der diese in Zählbares umwandelt.

Die Hereingaben zischten flach durch den Fünfmeterraum, sie flogen hoch Richtung zweiter Pfosten, sie wurden in den Rückraum gespielt – 15 Flanken verzeichnete die Statistik, einen Angreifer des 1. FC Union Berlin fanden sie aber nicht.

Die Strafraumbesetzung war das große Problem bei der 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund am Samstag. Union spielte eine exzellente erste halbe Stunde, eroberte viele Bälle und brachte sich immer wieder in aussichtsreiche Situationen. „Aber leider haben wir schlechte Entscheidungen getroffen vor dem Strafraum“, sagte Nenad Bjelica.

Unions Trainer hatte sich wie in den Vorwochen für eine Aufstellung ohne klassischen Strafraumstürmer entschieden. Kevin Volland kehrte nach abgelaufener Sperre zurück und bildete mit Benedict Hollerbach das Angriffsduo. Beide waren viel unterwegs, setzten die Dortmunder früh unter Druck und waren an nahezu allen gefährlichen Aktionen beteiligt. Volland hatte zehn Minuten nach der Pause die beste Ausgleichschance, scheiterte aus zehn Metern aber an BVB-Torwart Alexander Meyer.

Wir hatten viele Szenen über die Seite, wo wir die Räume nicht attackieren, die wir attackieren müssen.

Nenad Bjelica, Trainer des 1. FC Union

In den entscheidenden Szenen fehlte die nötige Präzision und die richtige Entscheidungsfindung. „Es waren Kleinigkeiten, die wir falsch gemacht haben“, sagte Bjelica und ging anschließend ins Detail: ein Haken zu viel bei Volland; zu lange Ballführung, anstatt klatschen zu lassen und in die Tiefe zu starten; eine schlechte Strafraumbesetzung. „Wir hatten viele Szenen über die Seite, wo wir die Räume nicht attackieren, die wir attackieren müssen“, sagte der Trainer.

Chris Bedia (rechts) und Yorbe Vertessen kommen bisher nicht über Jokerrollen hinaus.

© IMAGO/Nordphoto

Es ist kein neues Problem, dass Union ein Stürmer mit ausgeprägtem Torriecher fehlt. Kevin Behrens hatte diesen nach dem starken Saisonbeginn im düsteren Köpenicker Krisenherbst verloren und seit seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg verzichtet Bjelica auf einen klassischen Neuner. Dem Spiel der Berliner tut die Geschwindigkeit von Hollerbach und die Kreativität von Volland sichtlich gut.

Nachdem sich Union zuerst die defensive Stabilität zurückerarbeitet hat und das Adjektiv „eklig“ vom Gegner wieder häufiger genutzt wird, sind mittlerweile auch Fortschritte im Spiel nach vorne erkennbar. Anders als noch vor einigen Wochen kreieren die Berliner wieder Chancen, gelegentlich ist sogar wieder so etwas wie Esprit zu erkennen. Nur fehlt oft ein Knipser, der die Angriffe in Zählbares umwandelt.

Volland ist dieses Problem durchaus bewusst, eine einfache Lösung hat er aber nicht parat. „Wir arbeiten viel und müssen uns in manchen Szenen auch ins Mittelfeld fallen lassen“, sagte der frühere Nationalstürmer. „Wenn es dann schnell über außen geht, ist der Weg extrem weit. Trotzdem müssen wir schauen, dass wir die Strafraumbesetzung haben.“

Mit Mikkel Kaufmann und Chris Bedia hat Union zwei Spieler im Kader, die ihren Wirkungskreis vor allem im gegnerischen Strafraum haben. Bei Bjelica kommen sie aber (noch) nicht über Nebenrollen hinaus. Gegen Dortmund wurde Bedia in der 81. Minute eingewechselt und konnte sich in dieser überschaubaren Zeit nicht nennenswert in Szene setzen.

Kaufmann ist schon seit dem Sommer in Berlin, tut sich mit dem Übergang von der Zweiten Liga allerdings noch schwer. „Wenn man im Winter kommt, ist es nicht so leicht, Fuß zu fassen“, sagte Volland über die Winterzugänge Bedia und Yorbe Vertessen. „Gerade in der Phase, in der wir sind, brauchst du vielleicht diesen einen Moment, der dir das nötige Selbstvertrauen gibt.“

Aus dem Spiel gegen Dortmund wollen die Berliner trotz der Niederlage einiges Positives mitnehmen für die nächste schwere Aufgabe am kommenden Freitag beim Tabellendritten in Stuttgart. Über weite Strecken sah Union wieder aus wie in den erfolgreichen Jahren unter Fischer: giftig, entschlossen, zielstrebig. „Wenn wir unsere Effizienz verbessern, werden wir solche Spiele auch gewinnen“, sagte Bjelica.

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