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Reif aus dem Stadion: Probleme, obwohl man alles richtig macht

Unser Kolumnist Marcel Reif blickt besorgt nach Hamburg und wünscht dem Bundesliga-Dino Geduld in der schwierigen Findungsphase

Ach HSV, es ist ja alles richtig, was du machst. Dieser Bruch mit der Tradition, mit der Vergangenheit, auch der jüngsten, er war so dringend nötig. Er war auch so rigoros geboten, keine Frage. Schließlich hat die Borussia aus Dortmund es vorgemacht, auch die Nationalmannschaft, es ist einfach der richtige Weg, die Verjüngung und Verschlankung zu vollziehen. Allein, wie lange hat es in Dortmund gebraucht, bis es erfolgreich wurde, welche Täler hat die Nationalmannschaft durchschritten, bis sie heute unser aller Liebling wurde? Will sagen: Es braucht Zeit, sich neu zu erfinden. Hat man die in Hamburg? Bislang, bis zu dieser Peinsamkeit in München beim FC Bayern, war nichts zu hören vom Aufsichtsrat, von Altvorderen, von Besserwissern. Das ist das Positive für den HSV, das einzig positive. Fast möchte man Stop rufen, Halt Liga!, halt ein, einen kurzen Moment, damit sich der HSV neu findet.

Aber die Liga macht keinen Halt, sie marschiert weiter, und der FC Bayern legt seinen Mehltau ab, den van Gallschen Mehltau, und kontrolliert nicht nur den Ball sondern spielt auch nach vorne und zielgerichtet. Es ist aus Hamburger Sicht ein Fluch des Spielplans, dass sie erst einmal den Meister aus Dortmund zu testen hatten, dann gestern die Bayern bei ihrem Findungsprozess, es wird Fortune brauchen, um aus dieser misslichen Lage herauszukommen. Ich schätze Trainer Michael Oenning ein als sehr bedachten, sehr ruhigen und besonnene Trainer. Auch Sportdirektor Frank Arnesen wird wissen, dass Geduld Tugend und Lösung ist. Aber ist dergleichen zu haben in der Stadt, bei dem Publikum? Wohl kaum. Zumal die Vorstellung in München keine Zeichen auf Besserung setzte. Desaströs agierte der HSV, schülerhaft gegen meisterliche Bayern, wobei noch unklar ist, ob die Münchner Meisterlichkeit nicht nur allzuleicht zu demonstrieren war gegen diesen überforderten Gegner. Dabei waren sie ja angeschlagen, zuckten nervös, weil Präsident Hoeneß in der Halbzeit des Spiels gegen Zürich zur ernsten Ansprache vielleicht in der Kabine war oder auch nicht. Damit haben sie sich beschäftigt in den vergangenen Tagen, mit so einem Unsinn. Wohl dem, der solche Probleme hat. In Hamburg hätten sie sie gerne. Aber sie haben andere, viel größere. Die Bayern habe die personelle Qualität, unsinnige Diskussionen auf dem Platz zu beenden. Arjen Robben und Franck Ribery haben das Mitte der zweiten Halbzeit, aber eigentlich das ganze Spiel über, vorgeführt, als sie sich mal kurz den Ball hin und her spielten und alle Hamburger Spieler zuschauen ließen. Und was hat der HSV? Der hat Sorgen, große Sorgen. Und nun Probleme, obwohl er doch eigentlich alles richtig macht.

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