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Im Februar gewann Turbine Potsdam in der Bundesliga gegen Essen. Hier kämpfen Turbines Marie Höbinger (rechts) und Lena Oberdorf um den Ball.

© imago images/foto2press

Potsdamerinnen im Viertelfinale des DFB-Pokals: Turbine auch ohne Heimvorteil heiß aufs Halbfinale

Viereinhalb Jahre musste Turbine Potsdam auf ein Heimspiel im Pokal warten – und nun dürfen gegen Essen keine Zuschauer kommen. Das Ziel ist trotzdem klar.

Als der 1. FFC Turbine Potsdam am 28. Februar einen 1:0-Heimsieg gegen die SGS Essen einfuhr, freuten sie sich beim Brandenburger Traditionsverein über ein erfolgreiches Jubiläum. Und eine gelungene Generalprobe. Es war das 500. Spiel der Turbinen in der eingleisigen Frauenfußball-Bundesliga.

Zugleich sollte es eigentlich die letzte Pflichtpartie sein, bevor drei Wochen später der Kontrahent aus Essen zum Viertelfinale des DFB-Pokals erneut im Karl-Liebknecht-Stadion erwartet wurde. Doch aus drei Wochen sind nunmehr rund drei Monate geworden.

Aufgrund der Spielbetriebsunterbrechung wegen der Coronavirus-Pandemie kann das Pokalspiel erst an diesem Mittwoch stattfinden. Um 13.15 Uhr ertönt der Anpfiff im Karli, das RBB-Fernsehen überträgt das Geisterspiel am Babelsberger Park live.

Einen ersten Eindruck von einem Spiel vor leeren Rängen bekamen die Potsdamer Kickerinnen bereits am vergangenen Samstag zum Liga-Wiederbeginn bei der bitteren 2:3-Auswärtsniederlage gegen den SC Freiburg. Von einer „sonderbaren Atmosphäre“ sprach Turbines Trainer Matthias Rudolph anschließend.

Und so recht könnten er und sein Team sich noch nicht vorstellen, nun im verwaisten Karl-Liebknecht-Stadion zu spielen. Lediglich maximal 130 Personen inklusive der Mannschaften dürfen laut Sicherheitskonzept vor Ort sein.

„Gerade für uns ist das Publikum ein ganz wichtiger Faktor“, sagt Rudolph mit Blick auf die Zuschauerzahlen. Zwar kommen längst nicht mehr so viele Fans wie zu den glorreichen Meisterzeiten, damals waren es durchschnittlich bis zu 2500.

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Doch sind die aktuell 1300 Besucher pro Partie weiterhin ein Spitzenwert in der Liga. Stimmungstechnisch dürfte bei den Turbine-Heimspielen sogar deutschlandweit im Frauenfußball am meisten los sein.

Insofern hatten sich die Klubverantwortlichen auch sehr gefreut, als sie erstmalig nach über vier Jahren wieder ein Heimspiel im DFB-Pokal zugelost bekamen. Im Dezember 2015 hieß es im Viertelfinale 0:3 gegen den VfL Wolfsburg. „Ohne die Zuschauer verlieren wir jetzt leider einen gewissen Heimvorteil, auf den wir gehofft hatten“, sagt der Coach.

Nichtsdestotrotz sei beim Bundesliga-Tabellensechsten die Motivation groß, die fünftplatzierte SGS Essen zu bezwingen.

Unnötige Niederlage in Freiburg stachelt an

Zusätzlich angestachelt hat die Pleite auswärts in Freiburg. Nach einer 2:0-Halbzeitführung gaben die Brandenburgerinnen den Sieg noch durch zwei späte Gegentreffer aus der Hand. Rudolph erkannte dabei im ersten Pflichtspiel nach 13-wöchiger Coronavirus-Pause kein konditionelles Defizit am Ende. „Überhaupt nicht. Wir waren fit“, betont er.

Mit individuellen Fehlern, womöglich der fehlenden Wettkampfpraxis geschuldet, habe sich das Team stattdessen um den Lohn gebracht. „Der wäre verdient gewesen. Wir hatten eine gute Leistung gezeigt.“ Das solle Mut für das Pokalduell machen.

Von 2004 bis 2006 holte Turbine dreimal in Folge den nationalen Cup. Danach stand Potsdam noch vier weitere Male im Finale, zuletzt 2015. Nun soll wie vor zwei Jahren zumindest wieder die Qualifikation für die Vorschlussrunde gelingen.

Sollten die Turbinen ins Halbfinale einziehen, dann müssten sie bereits in der nächsten Woche bei Bayer Leverkusen antreten, das sich am Dienstagnachmittag mit 3:2 (1:1, 0:1) nach Verlängerung gegen die TSG Hoffenheim durchgesetzt hatte.

Möglicher Gegner im Halbfinale steht schon fest

Die Auslosung der Paarungen für die folgende Runde hatte vorab stattgefunden. Ungewöhnlich, aber in Zeiten des Coronavirus ein probates Mittel, um den nun dicht getakteten Spielbetrieb besser organisieren zu können.

Trainer Rudolph sieht in der Auslosung einen positiven Aspekt: „Unser Fokus liegt natürlich erst einmal nur auf dem Essen-Spiel. Aber die Aussicht, im Halbfinale wohl dem theoretisch schwersten Gegner aus dem Weg zu gehen, sollte uns noch ein Stück mehr antreiben.“

Gemeint ist der VfL Wolfsburg, der den DFB-Pokal in den vergangenen fünf Saisons gewann und am Mittwochabend zum Viertelfinale beim Zweitligisten FSV Gütersloh ran muss.

Turbine träumt also vom diesjährigen Cup-Finale. Es soll am 4. Juli stattfinden. Im Kölner Stadion, das eigentlich rund 50 000 Zuschauer fasst, aber auch dann leer bleiben müsste. Ein gespenstisches Erlebnis, das die Potsdamerinnen gerne machen würden.

Tobias Gutsche

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