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Unter Christian Streich nahm der SC Freiburg eine rasante Entwicklung. Dennoch erklärt er nun seinen Rücktritt zum Saisonende.

© dpa/Tom Weller

Politisch und polarisierend : Mit Christian Streich verliert die Bundesliga einen besonderen Trainer

Nach dem Saisonende hört Kulttrainer Christian Streich beim SC Freiburg auf. In einem emotionalen Video erklärt der 58-Jährige die Gründe, warum er seinen Platz nach mehr als zwölf Jahren nun räumt.

Von Christoph Ruf

Das wohl einschneidendste Ereignis der jüngeren Vereinsgeschichte wurde per Videobotschaft verkündet. In der erklärte Christian Streich, dass er zum Saisonende als Freiburger Trainer aufhören werde. Er tue das „schweren, sehr schweren Herzens“, glaube jedoch, dass es „nach 29 Jahren jetzt der richtige Zeitpunkt“ sei, um neue Energie, neue Leute, neue Möglichkeiten hereinzulassen bei uns“. Auch „unsere Spieler bei den Profis und die Menschen drumherum“, bräuchten nun „diese neue Energie“.

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Daran, dass er selbst die noch übers Saisonende hinaus ausstrahlen könnte, glaubt der 58-Jährige, der beim 2:3 gegen Bayer Leverkusen am Sonntag sein 711. Pflichtspiel als Cheftrainer bestritt, zuletzt offenbar nicht mehr. Ihm sei „wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpassen wollte, wo ich glaube, dass es Zeit ist, zu gehen“.

Tatsächlich hat Streich im privaten Rahmen zuweilen durchblicken lassen, dass ihm Politiker und andere Prominente, die den Zeitpunkt verpassen, selbstbestimmt abzutreten, leidtun. Er selbst wollte es anders machen. Das hat er jetzt getan.

Streich arbeitete seit 1995 in diversen Funktionen im Freiburger Nachwuchsbereich. Cheftrainer wurde er im Januar 2012 – vor mehr als zwölf Jahren also. Seither hat er den Verein von einer Fahrstuhlmannschaft zu einem Team gemacht, das sich in der oberen Tabellenhälfte etabliert hat und zum zweiten Mal in Folge in der Europa League spielte. In dieser Saison schied man erst vergangene Woche mit einem 0:5 gegen West Ham United aus.

Streich polarisiert und wird dafür geschätzt

Doch wenn sowohl die Fans als auch die meisten Spieler bis zuletzt hofften, dass Streich auch dieses Mal wieder um ein Jahr verlängern würde, liegt das nicht nur an seinen unbestreitbaren Erfolgen. Seine Art, die durchaus polarisieren kann, kommt rund um Freiburg gut an. Wenn er nun in seiner Videobotschaft sagt, er sei „außergewöhnlich dankbar für die große Unterstützung und für die Zuneigung, die ich immer erfahren habe“, ist das ebenso wenig geheuchelt wie die Aussage „dieser Verein ist mein Leben“.

Menschen wie sein einstiger WG-Kollege und heutige Sportdirektor Klemens Hartenbach sind seit Jahrzehnten enge Freunde. Auch deshalb, weil der private und berufliche Bereich sich in seiner Vita schwer trennen lassen, hat Streich in den vergangenen Jahren immer wieder seinen Vertrag verlängert.

711
Pflichtspiele des SC Freiburg betreute Christian Streich.

Diesmal nicht, auch aus Rücksicht auf seine Gesundheit. Streich war als sensiblem Menschen stets klar, dass die Art und Weise, wie er den Trainerjob lebte, Jahr für Jahr mehr Substanz kostete. Auch, weil er ihn nie als rein sportliche Aufgabe begriff und sich immer wieder auch zu politischen Fragen klar positionierte. Zuletzt ließ er keinen Zweifel an seiner Haltung in der Flüchtlingspolitik und seiner Gegnerschaft zur AFD.

Sportvorstand Jochen Saier wusste seit Jahren, dass der 58-Jährige mit dem Gedanken liebäugelt aufzuhören. Er sprach am Montag von einer „Entscheidung, die wir bedauern, aber in vollem Maße respektieren und nachvollziehen können.“

Schon vor längerer Zeit hatte Streich auch offiziell ausgeschlossen, dass er noch mal ein anderes Team in Deutschland trainieren wird. Intern galt ein anderes Engagement in der Bundesliga sowieso immer als unwahrscheinlich. Denn auch wenn Streich sich über die ein oder andere Offerte aus der Branche gefreut hat, war ihm doch immer klar, dass er zum einen zu heimatverbunden ist, um beispielsweise in einer Großstadt im Norden (also nördlich von Freiburg) klarzukommen.

Und dass er zum anderen mit einem höheren externen Druck, als er in Freiburg herrscht, nur schwer klarkommen würde. Vor allem deshalb, weil er sich selbst schon immer genug unter Druck setzt, zuweilen von Montag bis Sonntag. Über die Nachfolgelösung, die intern offenbar bereits feststeht, will der Verein „zeitnah“ informieren.

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