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Frankfurts Trainer Oliver Glasner ist vor allem in der Premier League begehrt.

© dpa/Andreas Gora

Pokalviertelfinale gegen den 1. FC Union: Eintracht Frankfurt braucht einen Stimmungsaufheller

Eintracht Frankfurt ist seit Mitte Februar sieglos, wichtige Mitarbeiter werden umworben, in der Vereinsführung gibt es Streit. Ein Erfolg gegen Union soll die Tristesse vertreiben.

Eintracht Frankfurts Trainer Oliver Glasner will mit einem Halbfinaleinzug im DFB-Pokal auch die derzeitige Tristesse beim Europa-League-Sieger vertreiben. „Mit einem Sieg kannst du die Wahrnehmung ganz, ganz schnell verändern. Es ist klar, dass ein Einzug ins Pokalhalbfinale auch für die Eintracht nicht alljährlich wäre. Das wäre sicherlich für die gesamte Stimmungslage im Verein sehr positiv“, sagte der Österreicher am Montag. Die Hessen empfangen am Dienstag (18 Uhr/ZDF) den 1. FC Union zum Viertelfinale des DFB-Pokals.

Die Mannschaft ist seit Mitte Februar sieglos. „Die Stimmung in einem Fußballklub hängt schon auch ein bisschen von den Ergebnissen ab“, sagte Glasner. „Wir wünschen uns alle diesen Befreiungsschlag.“ Ein Jahr nach dem Europa-League-Sieg von Sevilla ist der Pokal die letzte Chance auf einen Titel in dieser Spielzeit. Glasner, der zuletzt mit Topklubs wie dem FC Chelsea und Tottenham Hotspur in Verbindung gebracht wurde, betonte am Tag vor dem Duell mit Union seinen Optimismus. „Die Sonne ist auch mal wieder rausgekommen nach Dauerregen. Wir fühlen uns bereit“, sagte der 48-Jährige.

Der Sport ist momentan allerdings beileibe nicht die einzige Baustelle bei der Eintracht. Glasner und Vorstandssprecher Axel Hellmann werden umworben, dazu tobt in der Führungsebene ein Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Die Führungskrise habe „gar keinen Einfluss auf den Sport“, stellte zwar Sportvorstand Markus Krösche klar, sein Auftritt im ZDF-„Sportstudio“ hatte aber gerade erst die Absurdität der Lage am Main verdeutlicht. „Ich glaube, dass es gar nicht so wirklich kracht. Natürlich sind wir ein Team. Wir arbeiten alle gut zusammen, der Vorstand auch“, sagte der 42-Jährige am Samstagabend.

Wenige Minuten später berichtete die „Bild-Zeitung“ über ein Schreiben des Vorstands um Krösche und Hellmann, in dem die Vertrauensfrage an den Aufsichtsrat gestellt worden sein soll. Am Sonntag folgte die ebenfalls an die Medien durchgestochene Antwort von Aufsichtsratschef Philip Holzer, in dem zerfahrenen Streit der Gegenspieler von Hellmann. „Grundsätzlich ist es unschön, wenn vertrauliche Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen“, teilte ein Vereinssprecher am Montag mit.

Zur Unzeit können die treuen und im europäischen Fußball hochgelobten Fans der Eintracht mitverfolgen, warum die Führungsriege ihres Vereins zerrissen ist. Im Kern soll es den Medienberichten zufolge um ein vom Vorstand bei einer Rating-Bank in Auftrag gegebenes Wertgutachten gehen. Im Aufsichtsrat solle es offenbar Stimmen geben, die den angeblichen Wert von etwa 500 Millionen Euro für die Fußball-AG für zu hoch angesetzt halten.

Präsident Peter Fischer will schlichten

Aufsichtsratschef Holzer und sein Geschäftspartner Stephan Orenstein sind gleichzeitig Anteilseigner, sie besitzen 16,81 Prozent der Anteile an der Fußball-AG. Geht es um den Erwerb weiterer Pakete, kommt dem Käufer eine niedrigere Bewertung zugute. Dem Verein ist freilich an einer hoch eingestuften Millionen-Wertung gelegen. „Es ist mir in dieser ganzen Diskussion wichtig zu betonen: Ich brauche für mein Eintracht-Engagement nur emotionale Rendite“, zitierte die „Bild“-Zeitung am Montag Orenstein.

Vereinspräsident Peter Fischer kündigte ein klärendes Gespräch zwischen Holzer und Hellmann an. „Differenzen und unterschiedliche Meinungen gehören dazu, sollten aber nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Eine spaltende Kommunikation ist schädlich“, sagte Fischer.

Hellmann, der nach dem Abgang von Donata Hopfen derzeit mit Freiburgs Oliver Leki interimsmäßig die DFL leitet, wird bei der Liga auch als langfristige Lösung gehandelt. Der Führungsstreit im eigenen Haus könnte den DFL-Job für Hellmann (noch) attraktiver machen – und die Eintracht würde einen der Architekten der vergangenen Erfolgsjahre verlieren.

Der 51-Jährige arbeitet seit Jahrzehnten bei den Hessen und wird in der Region hoch geschätzt. „Ich schätze Axel Hellmann sehr, aber ich muss respektieren, dass er bis 2027 einen Vertrag bei der Eintracht hat, und ich habe mit ihm auch noch nicht über die Zukunft gesprochen. Das wird sicher stattfinden“, sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke vergangene Woche der „Süddeutschen Zeitung“.

Hellmann und Krösche werden ihrerseits das Gespräch mit Glasner suchen, dessen Vertrag im Sommer 2024 ausläuft. Die Hinserie mit dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League waren starke Argumente für einen Verbleib des Österreichers. Die Leistungen in der laufenden Rückrunde, die für die Eintracht im grauen Mittelfeld enden könnte, sprechen dagegen. Insbesondere, wenn Topklubs wie Chelsea auf Trainersuche sind. (dpa)

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