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Siegessicher. Samuel Tuia (l.) und Sergey Grankin überzeugten im Pokalfinale.

© Uwe Anspach/dpa

Pokalsieg als Zwischenstation: BR Volleys schärfen Fokus nach der Pflichtaufgabe

Die Berliner imponierten mit einer Top-Leistung im Pokalfinale. Doch trotz berechtigter Feierwut traten die BR Volleys gleich auf die Euphoriebremse.

Moritz Reichert sprach angestrengt in die Mikrofone und versuchte, sich nicht vom Trubel ablenken zu lassen. Immer wieder spritzte hinter dem Kapitän der BR Volleys Bier gegen die verglaste Kabinentür. Als die mal wieder mit Karacho aufschwang, stand Trainer Cedric Enard bierdurchtränkt inmitten der Kabine. Das schwarze Sacko hatte er längst ausgezogen. „Tut mir leid, ich arbeite noch“, sagte der Franzose. Denn wer feiern kann, kann auch arbeiten.

„Wir haben in allen Elementen besser gespielt als der Gegner, dementsprechend war es dann auch relativ deutlich“, fasste Reichert das Geschehen beim 3:0-Sieg im Pokalfinale gegen Düren zusammen – und traf den Nagel auf den Kopf. Es war imponierend anzuschauen, wie die Volleys mit der Aufgabe umgingen. Das war alles andere als selbstverständlich, wie auch Samuel Tuia anmerkte. Der Außenangreifer hatte sich neben Reichert mit seinem Kind niedergelassen und war dort ebenso sicher vor der feierwütigen Meute in Orange und Weiß.

Grankin führt Volleys zu überragender Angriffsquote

„Wenn du das Ergebnis siehst, denkst du, dass es einfach war. Aber natürlich hatten auch wir Druck vor dem Spiel – weil jeder von uns erwartet hat, dass wir gewinnen“, sagte Tuia. „Wir hatten eigentlich keine andere Wahl.“ Die Kunst war es, die Favoritenrolle anzunehmen. Das sagte auch Manager Kaweh Niroomand nach dem Spiel: „Du musst ein Spiel als Favorit so spielen, dass du dem Gegner vom ersten Ballwechsel an klar machst: Heute lasse ich hier nichts anbrennen.“ Und genau das taten sie.

Jeder Spieler auf dem Parkett spielte in Top-Form. Das lag auch daran, dass die Top-Spieler sehr viel Einsatzzeit erhielten – lediglich Kyle Ensing und Cody Kessel kamen zu Kurzeinsätzen. Zuspieler Sergey Grankin sprach trotzdem von einer „ganz starken Mannschaftsleistung“ – gerade weil die vier Spieler, die nicht zum Einsatz kamen, ihre Kollegen auf dem Feld immer wieder nach vorne peitschten.

Allerdings war es auch typisch Grankin, dass er den Wert des Teams hervorhob und nicht über sich selbst sprach. Dabei war es nicht zuletzt sein Verdienst, dass die Volleys den Dürenern mit einer überragenden Angriffsquote keine Luft zum Atmen ließen. Allein in Satz zwei fanden 82 Prozent der Angriffe ihr Ziel. Trainer Enard bezeichnete Grankin schon vor dem Finale als „ruhigen Leader“ – und so mussten mal wieder andere über ihn reden.

Gierig. Sergey Grankin (M.) sticht aus dem Kollektiv der BR Volleys hervor.
Gierig. Sergey Grankin (M.) sticht aus dem Kollektiv der BR Volleys hervor.

© Uwe Anspach/dpa

So zum Beispiel Enard selbst, der dann doch irgendwann, nun mit einer Trainingsjacke bekleidet, die Flucht aus der Kabine schaffte. „Wenn wir derart hoch führen, blüht Sergey auf. Moritz und Julian haben in der Annahme einen guten Job gemacht – und dann ist Sergey unter den Umständen einfach gut“, sagte der Volleys-Coach, während sein russischer Dirigent noch unter der Dusche weilte.

Als dieser dann fertig war, äußerte er für seine Verhältnisse gefühlsausbruchsähnliche Worte: „Dieser Pokalsieg ist überragend, aber jetzt will ich auch den Hattrick aus Supercup, Pokal und Meisterschaft.“ Dabei war er aber nicht der einzige. Die BR Volleys wurden bei aller Freude und Analyse des Pokalsiegs nicht müde zu betonen, was noch kommt. Als wenn der Pokalsieg Pflichtaufgabe und Zwischenstation gewesen wäre – die es letztlich auch war.

Volle Konzentration gilt jetzt der Meisterschaft

„Noch haben wir den wichtigsten Titel nicht“, sagte Manager Niroomand und trat damit ganz bewusst auf die Euphoriebremse. Schließlich ist die Serie von 25. saisonübergreifenden Siegen in nationalen Wettbewerben in Serie nichts wert, wenn nachher nicht auch alle möglichen Titel dabei herumkommen. Einen möglichen haben die Volleys schon verpasst. Auch deshalb ist die Vorfreude auf das letzte Spiel in der Champions League am Mittwoch in Kemerowo, zu dem die Volleys bereits am Montagmorgen aufbrachen, begrenzt.

Schon jetzt gilt die volle Konzentration der Meisterschaft. Zum ersten Mal in dieser Saison. „Nun zeigt die Saison ein anderes Gesicht – der Pokal ist vorbei, die Play-offs stehen vor der Tür“, sagte Cedric Enard. „Wir müssen nun den Fokus auf die Regeneration legen bis Ende März, aber auch den Rhythmus beibehalten.“ Viel Arbeit also für den Trainer – damit die BR Volleys schon bald wieder feiern können.

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