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Pep Guardiola ist ein Fan des katalanischen Dichters Miquel Marí i Pol.

© AFP

FC Bayern München: Pep Guardiola: Mittelfeld und Morgenröte

Pep Guardiola trägt in München Lyrik vor, doch der Trainer des FC Bayern sieht nur wenige Parallelen zum Fußball - zum Leidwesen der Veranstalter.

Nicht nur für Pep Guardiola ist es eine Premiere, sondern auch für das Münchner Literaturhaus. „Zum ersten Mal ist ein Bundesligatrainer unser Gast“, sagt der Hausherr Reinhard G. Wittmann stolz. Und das, kurz bevor der katalanische Trainerstar des FC Bayern München am Mittwochfrüh das erste Training mit seinen Fußballern an der Säbener Straße aufnimmt.

„Der Poet und der Spielmacher“ – das ist der prickelnde Titel dieses Abends im Literaturhaus mit sehr viel Publikum. Guardiola erzählt von seinem katalanischen Lieblingsdichter Miquel Marí i Pol, mit dem ihn eine Freundschaft verband, er liest aus seinen Gedichten. In Deutschland ist der 2003 verstorbene Lyriker kaum bekannt, in Katalonien gilt er als der bedeutendste moderne Volksdichter. Der Fußball-Star und der Dichter – eine schöne Geschichte ist das. Nach Besuchen bei ihm, erzählt Guardiola, sei er „als besserer Mensch wieder nach Hause gegangen“. Der 44-Jährige tritt schick-leger auf in hautengem schwarzen T-Shirt, ockerfarbenen Jeans und mit dem typischen kahlrasierten Schädel. Niemand schreibe über die Liebe und über den Tod so wie Marí i Pol. Meint Pep.

Pep Guardiola: Lyrik ist "Privatsache"

Der Trainer rezitiert den Dichter mit gefühlvoller Stimme und gut betont auf Katalanisch. Thomas Loibl liest auf Deutsch. Über „Brüste, Hüften, brennendes Geschlecht“ schrieb Marí i Pol in einem Liebesgedicht und schwärmte sogleich von der „tiefen Stille, die dich erfüllt“. Nach der Befreiung Spaniens und damit auch der Provinz Katalonien von der Franco-Diktatur dichtete er euphorisch: „Der Abend lädt immer zu Feuer und Morgenröte ein.“ Für Guardiola sind die Texte „sehr dicht“ und doch „in einer einfachen Sprache gehalten“. Seiner Frau und ihm ist sogar ein Lyrikband gewidmet – „er hatte manchmal seltsame Ideen“, meint Pep.

Gibt es eine Blutsbrüderschaft zwischen Literatur und Fußball, kann die Lyrik sogar den Kick auf dem Feld beflügeln? Für eine solche vom Veranstalter erhoffte Symbiose, die ja gern im Literaturbetrieb beschworen wird, zeigt sich Guardiola unempfänglich. Es seien ganz verschiedene Dinge, sagt er, Lyrik sei „Privatsache“, er lese „daheim“. Und er widerspricht der verbreiteten Geschichte, dass er als Trainer des FC Barcelona den Spielern Lyrik von Marí i Pol vorgelesen habe. „Nein, das stimmt nicht.“ Der Moderator Michael Ebmeyer ist enttäuscht: „Es wäre so schön gewesen!“ Woraufhin Guardiola doch sagt, dass es Parallelen zwischen Sportereignissen und Literatur gebe: „Die Idee, die Entfaltung, das Ende.“

Sie verleihen sich an diesem Sommerabend gegenseitig gehörig Glanz, diese Win-Win-Situation kosten sie aus: der Edel-Trainer und Münchens beste Literaturadresse. Eine Wiederholung wird es so schnell nicht geben. Guardiola ist mit ernsthaften Dingen beschäftigt, mit Fußball.

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