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Lisa Marie Kwayie gewann 2020 bei den deutschen Meisterschaften über 100 Meter.

© imago images/Beautiful Sports

Olympische Spiele im Blick: Die Berlinerin Lisa Kwayie will nach Tokio

Lisa Kwayie muss bei der Hallen-Europameisterschaft zuschauen. Dennoch hat die Sprinterin aus Neukölln Olympia im Blick - und hat neue Unterstützer gefunden.

Wenn an diesem Sonntag bei der Hallen-Europameisterschaft in Torun die Medaillen im 60-Meter-Rennen der Frauen vergeben werden, kann Lisa Kwayie nur aus der Ferne zuschauen. Die Sprinterin aus Berlin – im vergangenen Jahr Deutsche Meisterin über 100 Meter – konnte sich bei den deutschen Meisterschaften im Februar nicht für die EM qualifizieren, Platz sieben bedeutete eine Enttäuschung für die 24-Jährige. Kwayies ganze Konzentration gilt jetzt der Freiluftsaison und der Qualifikation für ihre ersten Olympischen Spiele, in Tokio könnte sie mit der 4 x 100-Meter-Staffel im Optimalfall sogar um eine Medaille laufen. Dafür arbeitet sie mit ihrem Coach Frank Paul nicht nur fünf Mal die Woche im Training, auch in ihrem Umfeld wurden in dieser Woche Weichen gestellt.

Am Dienstag gaben Kwayie und eine Gruppe von Helfern die Gründung von „Team Lisa“ bekannt, in dem Berliner Unternehmen die Neuköllnerin unterstützen wollen. Kwayie ist nicht wie viele deutsche Spitzensportlerinnen und Spitzensportler Mitglied in einer Förderkompanie von Bundeswehr oder Bundespolizei, die Sprinterin studiert Soziale Arbeit. „Es geht um eine finanzielle Grundausstattung, die es Lisa ermöglicht, in den nächsten Jahren auf hohem Niveau Leistungssport zu betreiben“, sagt Frank Paul. „Dass sie sich ganz auf das Training konzentrieren kann und sich um das Drumherum keine Sorgen machen muss.“

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Das ist Lisa Kwayie in den vergangenen Monaten nicht leichtgefallen. Aufgrund der Pandemie konnte sie nicht mit ihrer gewohnten Trainingsgruppe arbeiten, Trainingslager wurden immer wieder abgesagt, die Ungewissheit rund um Olympia und ein Krankheitsfall in ihrer Familie machten ihr zu schaffen. „Das war für den Kopf ziemlich schwer“, sagt sie, zudem seien ihre eigenen Ansprüche und der Druck nach der erfolgreichen vergangenen Saison gewachsen. „Wir werden jetzt versuchen, in der Freiluftsaison einiges besser zu machen“, sagt Kwayie. Aber ein Olympiajahr sei ohnehin immer besonders – „wir werden alle alles geben“.

Entscheidend für die Gründung von „Team Lisa“ war eine Verbindung aus Frank Pauls Jugend: Im vergangenen Jahr meldete sich sein alter Schulfreund Jörg Taubitz bei ihm, Vermarktungsexperte und ehemaliger Geschäftsführer Marketing und Vertrieb beim 1. FC Union. Mithilfe von Taubitz – der betont, Kwayie ehrenamtlich und ohne Bezahlung zu unterstützen – fanden sich eine Kommunikationsagentur und drei neue Sponsoren, darunter die „Ampelmann“- Marke und die Firma „4talents analytics“, die vor allem für Nachwuchsfußballer Daten sammelt und Leistungsanalysen anbietet. Das Unternehmen will Lisa Kwayie nun helfen, „die entscheidenden Tausendstel rauszuholen“, wie Geschäftsführer Daniel Heidrich sagt, dafür steht ihr auch die Technik der Firma zur Verfügung. Mit weiteren Unternehmen laufen Verhandlungen, am Ende soll das Unterstützernetzwerk sieben bis acht Firmen umfassen.

„Ich hatte immer das Ziel, dass Lisa nicht nur gesund ist, wenn sie irgendwann mit dem Leistungssport aufhört, sondern dass sie finanziell ein kleines Polster mitnimmt“, sagt Frank Paul. „Jetzt wird das Ganze deutlich professioneller.“ Angesichts der Ungewissheit, die viele Leistungssportler derzeit ausgesetzt sind, kann eine Sorge weniger sicherlich nicht schaden.

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