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Am Ziel: Eric Frenzel hat seinen Olympiatitel verteidigt.

© Christof Stache/AFP

Olympiasieger Eric Frenzel: "Effe" ist der König der Kombinierer

Nur zwei Athleten konnten bislang ihren Olympiasieg im Springen und Laufen wiederholen. Doch Eric Frenzel kann besser mit Druck umgehen als andere - und gewann Gold.

Das Ziel war noch ein paar Meter weit weg, Eric Frenzel riss trotzdem schon die Arme hoch. Seinen ganz großen Moment wollte der gebürtige Sachse lange genießen. Doch nachdem er die Ziellinie dann überquert hat, bückte er den Oberkörper sofort erschöpft nach vorne, Silbermedaillengewinner Akito Watabe aus Japan kam und stützte ihn. So ein Finale, wie es Frenzel am Mittwoch auf der Skisprung- und Langlaufanlage von Pyeongchang demonstriert hatte, kostet eben Kraft.

Es war nicht damit zu rechnen, dass Frenzel nach dem fünften Platz im Springen über die zehn Kilometer Langlauf die Konkurrenten so souverän schlagen würde. Erst recht nicht nach dieser bisher mäßig verlaufenen Saison von ihm.

Doch was heißt das schon bei Eric Frenzel, den sie im deutschen Team „Effe“ nennen und der mit dem Druck bei Olympia besser umgehen kann als die meisten. Er ist ein bodenständiger Junge. Das Tragen der Fahne beim Einlaufen der deutschen Athleten bei der Eröffnungsfeier hat er nicht genutzt, um groß Tamtam um seine Person zu machen. Dabei könnte er ja nun etwas dicker auftragen, nach seiner vierten olympischen Medaille insgesamt.

Am Mittwoch hat er auch statistisch gesehen Erstaunliches geleistet: Frenzel ist erst der dritte Athlet, der einen Olympiasieg in der Nordischen Kombination von der Normalschanze wiederholen konnte. Schon nach dem Springen, das Bundestrainer Hermann Weinbuch ob der wechselnden Windverhältnisse als „Lotterie“ bezeichnet hatte, war Eric Frenzel sich ganz sicher, dass er vorne sein würde: „Den Sprung habe ich gut erwischt, den Wind auch. Ich habe eine Super-Ausgangsposition.“

Dieser Meinung waren nicht alle. Franz-Josef Rehrl hatte das Springen souverän gewonnen und träumte angesichts seines Vorsprungs von 15 Sekunden auf den Zweiten Jan Magnus Riiber (Norwegen) – auf Frenzel waren es sogar 36 Sekunden – von viel. Als er das Sprungstadion verließ, rief Rehrl unüberhörbar: „Das ist ja richtig geil.“ War es dann aber bald nicht mehr für den Österreicher, schließlich wurde er von Frenzl und anderen Kollegen überlaufen und kam letztlich nur auf Rang 13. Bronze holte sein Landsmann Lukas Klapfer.

Johannes Rydzek verpasst das Podest knapp

Einen einzigen Weltcupsieg hatte Frenzel diese Saison eingefahren, der Olympiasieger und fünfmalige Weltmeister schwächelte. Und: Frenzel ist 29 Jahre alt. Das ist auf den zehn Kilometern wohl schon ein reifes Alter. Denn seit 1964 ist er nun der älteste Läufer, der diesen Wettbewerb bei den Winterspielen gewonnen hat. Dass er das so überlegen geschafft hat, verlangt angesichts seiner mauen Saison natürlich Respekt.

Johannes Rydzek, der von Platz elf nach dem Springen gestartet noch auf Platz fünf vorlaufen konnte, sagte: „Das war Klasse, dass Eric den Sieg von Sotschi nach dieser Saison wiederholt hat.“ Rydzek musste ein wenig schlucken, als er diese Worte sagte. Er ist ja schon seit einer Weile auf Augenhöhe mit Frenzel, und da der Bayer noch drei Jahre jünger ist, hat er an sich auch die bessere Perspektive. Aber es bleibt auch ihm noch die Kombination mit der Großschanze und der Team-Wettbewerb bei diesen Spielen.

Seltsame Stimmung vor Ort

Eher altbacken und weniger sensationell als das Rennen war das Drumherum im Alpensia Nordic Park. Aus den Lautsprechern schepperte – wie so oft bei diesem Wettbewerb – Kirmestechno. Kurz bevor Eric Frenzel zu seinem Finale ansetzte, freuten sich die auf English moderierenden Stadionsprecher darüber, dass DJ Ötzis Coverversion der Uraltschnulze „Hey Baby“ endlich auch einem südkoreanischen Publikum mit voller akustischer Wucht entgegenschleudert wird. Die beiden Moderatoren sangen gar über ihre Mikrofone lauthals und schräg mit.

Olympia 2018! Die koreanischen Zuschauer auf den schmucklosen Stahlrohrtribünen im Langlaufstadion, die nur halbvoll waren, steckten das aber mit der Freundlichkeit des Gastgebers weg. Womöglich wussten sie auch nicht, was da gerade gespielt wurde.

Musik ist übrigens auch ein Hobby von Eric Frenzel, DJ Ötzi steht aber nicht auf seiner persönlichen Hitliste. Frenzel war eine halbe Stunde später noch immer mental bei seinem großen Lauf. „Auf den letzten Metern konnte ich es ein bisschen genießen“, sagte er. Er könne es kaum fassen, dass das so aufgegangen sei nach dem bisherigen Saisonverlauf. „Das war zuletzt nicht so einfach für mich.“

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