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Maximilian Schachmann setzt alles auf Olympia

© dpa

Olympia-Radrennen auf der Straße: Maximilian Schachmann will seine Chance nutzen

Maximilian Schachmann hat Olympia alles untergeordnet. Im Olympischen Straßenrennen soll nun die Stunde des Berliners schlagen.

Es ist ein nasskalter Tag im Dezember 2019 in Berlin. Maximilian Schachmann sitzt im Restaurant eines Berliner Hotels und spricht über seine Planungen für das nächste Jahr. Ein paar Monate zuvor ist der Radprofi bei der Tour de France schwer gestürzt, ein paar Rennen konnte er noch bestreiten. Für 2020 hat er viele Ziele, aber eines sticht ganz klar heraus: die Olympischen Spiele. „Die Strecke in Japan ist sehr, sehr schwer. Ein bisschen wie ein Ardennenklassiker“, sagte er damals.

Doch Olympia muss warten. Die Corona-Pandemie durchkreuzt alle Planungen der Sportler, die Spiele werden um ein Jahr verschoben. Immerhin können die Radprofis 2020 ein paar Rennen fahren, sogar die Tour de France findet im Spätsommer noch statt. Schachmann ist dabei, schafft es diesmal und damit erstmals auch bis Paris. Ein paar Wochen später wird er bei der Weltmeisterschaft in Italien Neunter. Das Profil des Rennens in der Region Emilia-Romagna ist anspruchsvoll, so wie es Schachmann liegt.

Und so wie es nun auch in Japan wieder ist. Am Samstag steht mit dem Straßenrennen der Männer gleich ein besonderer Höhepunkt an (Zielankunft gegen 10 Uhr, live bei ZDF und Eurosport).

Wobei dem Wort „Höhe“ dabei eine besondere Bedeutung beikommt. Denn tatsächlich müssen auf der 234 Kilometer langen Distanz vom Musashinonomori Park in Fuchu bis zum Fuji International Speedway in Oyama stolze 4865 Höhenmeter überwunden werden. „Für mich wird es darum gehen, am letzten Berg in der Favoritengruppe zu sein oder bis dahin nicht zu viel Zeit zu verlieren, so dass ich wieder aufschließen kann“, sagt Schachmann.

[Höhepunkte, TV-Termine und Zeitplan der Olympischen Spiele hier auf einen Blick]

Der 27 Jahre alte Berliner hat sein Ziel Olympia nie aus den Augen verloren. Auf die Tour de France hat er in dieser Saison bewusst verzichtet, auch vorher am Giro d’Italia hat er nicht teilgenommen. Trotzdem feierte Schachmann Erfolge. Er holte den Sieg bei der Fernfahrt Paris – Nizza und wurde Deutscher Meister im Straßenrennen. Danach stand für ihn statt Tour de France ein Trainingslager in der spanischen Sierra Nevada an.

In Japan ist er nun schon so lange wie kein anderer Fahrer aus dem deutschen Team für das Straßenrennen, zu dem noch Emanuel Buchmann und Nikias Arndt gehören. Auch Simon Geschke sollte am Samstag an den Start gehen, doch er wurde tags zuvor positiv auf das Coronavirus getestet und weil er mit Buchmann ein Zimmer geteilt hat, ist auch dessen Einsatz unsicher.

Helfer Simon Geschke fällt wegen eines positiven Coronatests kurzfristig aus

Dabei ist für Schachmann und seine Kollegen in Japan ohnehin schon vieles anders als gedacht. Die Radsportler sind nicht im Olympischen Dorf in Tokio untergebracht, sondern in einem Hotel an der Rennstrecke. Dort werden am Samstag und auch bei allen anderen Rennen keine Zuschauer sein dürfen. „Es wird sicher nicht möglich sein, dass so Olympia-Feeling aufkommt. Aber das sehe ich als einen Preis, den wir sicher gerne bezahlen“, sagte Schachmann in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

In Japan ist er solange wie kein anderer Fahrer aus dem vierköpfigen deutschen Team, zu dem noch Emanuel Buchmann, Simon Geschke und Nikias Arndt gehören. Statt Tour de France stand für Schachmann ein Trainingslager in der spanischen Sierra Nevada an. Und das alles für Olympia.

Dabei ist in Japan für ihn vieles anders als gedacht. Die Radsportler sind nicht im Olympischen Dorf in Tokio untergebracht, sondern in einem Hotel an der Rennstrecke. Dort werden am Samstag und auch bei allen anderen Rennen keine Zuschauer sein dürfen. „Es wird sicher nicht möglich sein, dass so Olympia-Feeling aufkommt. Aber das sehe ich als einen Preis, den wir sicher gerne bezahlen“, sagte Schachmann in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Der Belgier Remco Evenepoel ist für Schachmann Favorit?

Seit Sydney 2000 hat Deutschland keine Olympia-Medaille im mehr im Straßenrennen geholt, damals siegte Jan Ullrich und Andreas Klöden wurde Dritter. Kann Schachmann die lange Wartezeit beenden? „Ich bin sicher nicht der Topfavorit, aber es ist ein Kurs, auf dem ich durchaus Chancen habe“, sagt er und erwartet von sich selbst: „Wenn ich im Finale dabei bin, dann muss ich meinem Renninstinkt folgen.“

Im deutschen Team ist er der Kapitän, die anderen – nun ohne Geschke nur noch maximal zwei Kollegen – sollen für ihn fahren. Bundestrainer Jens Zemke setzt große Hoffnungen in Schachmann: „Wenn er einen guten Tag erwischt, traue ich ihm sehr viel zu. Er ist sehr fokussiert.“

Allerdings ist er nicht der einzige Fahrer, für den das am Samstag gilt. Mit Tadej Pogacar ist auch der frisch gebackene Tour-de-France-Sieger mit am Start, dessen slowenischer Landsmann Primoz Roglic hat seine Sturzverletzung in Frankreich mittlerweile auskuriert und ist ebenfalls ein Medaillen-Kandidat. Dazu kommt das starke belgische Team mit Wout van Aert und Remco Evenepoel, den Schachmann zum Favoriten erklärt hat.

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Zum Gradmesser könnte der 14,7 Kilometer lange Anstieg zum Fuji Sanroku nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens werden. Hat Schachmann hier gute Beine und kann auch am extrem steilen Mikuni Pass im Finale dranbleiben, ist er in einem möglichen Sprint einer Spitzengruppe gut genug, um sich durchzusetzen. Allerdings weiß er auch, dass insbesondere der Mikuni Pass „die Bergfahrer bevorteilt“.

Kletterkünste allein werden allerdings nicht für eine Medaille reichen. Auch die Fitness wird bei enormer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit entscheidend sein. Hier könnte der ausgeruhte Schachmann im Vergleich zu den Fahrern, die erst am vergangenen Sonntag die Tour de France beendeten, Vorteile haben. Letztlich aber kommt alles auf die richtige Strategie an. In dieser Hinsicht hat Maximilian Schachmann schon lange alles auf diesen einen Tag in Japan konzentriert. Am Samstag erreicht er nun sein Ziel – und hofft, dass er dabei ganz weit mit vorn ist.

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