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Das Camp Nou in Barcelona erlebte einen Festtag des Frauenfußballs.

© Reuters

Öffentliche Wahrnehmung des Frauenfußballs: Große Spiele müssen auch groß inszeniert werden

So viele Fans wie noch nie sehen ein Spiel zweier Frauen-Teams. Nur ein Event oder echter Trend zu mehr Aufmerksamkeit für die Fußballerinnen? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

91.553 Zuschauer waren am Mittwochabend im Camp Nou dabei, als der FC Barcelona gegen Real Madrid das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League bestritt und durch ein 5:2 weiterkam. Das Besondere daran: so viele Fans haben noch nie zuvor ein Fußballspiel von zwei Frauen-Teams live in einem Stadion angesehen.

Dieser neue Weltrekord legt nahe, dass die Fußballerinnen in der öffentlichen Wahrnehmung endgültig angekommen zu sein scheinen. Auch beim dramatischen Weiterkommen von Paris St. Germain gegen den FC Bayern – die Französinnen setzten sich nach ihrem 2:1-Sieg im Hinspiel mit 2:2 in der Verlängerung durch – schauten mehr als 27.000 Anhänger zu.

In dieser Woche gab es überdies die Meldung, dass für die EM in England im Sommer bereits mehr als die Hälfte der 700.000 Eintrittskarten verkauft sei, die Spielerinnen können sich demnach auf volle Stadien und tolle Stimmung freuen.

Sogar in Deutschland tut sich etwas, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau. Das Hinspiel gegen PSG durften die Bayern-Frauen erstmals in der großen Arena der Männer bestreiten, immerhin 13.000 Fans kamen. Und als der VfL Wolfsburg am Donnerstagabend durch das 2:0 (1:0) zu Hause gegen den WFC Arsenal ins Halbfinale der Champions League einzog (Hinspiel 1:1), waren 11.293 Besucher dabei.

Damit solche Spiele mehr als nur Eventcharakter haben, muss noch viel passieren

Dem Frauenfußball wird gern (von Männern!) nachgesagt, dass er eben nur so groß ist wie die Nachfrage. Und die sei nun mal gering. Inzwischen stimmt das nur noch bedingt, das legen zumindest die genannten Zahlen nahe. Und doch bleibt noch viel zu tun, damit sich nachhaltig etwas ändert und das Interesse nicht nur eventartige Züge annimmt.

Nicht alles davon liegt in der Hand der Sportlerinnen. Es erfordert auch den Mut anderer, große Spiele auch groß zu inszenieren. Barcelona hat mit dem Weltrekord gezeigt, wie es gehen könnte. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Noch sind solche „Festtage für den Frauenfußball“, wie ihn die spanische Sportzeitung „Marca“ feierte, bei weitem nicht die Regel.

So fand das Liga-Spiel für Barcas Frauen gegen Real nur zweieinhalb Wochen zuvor im gerade einmal 6000 Fans fassenden Johan-Cruyff-Stadion statt. Gut möglich, dass es der letzte „El Clasico Femenino“ in einem derart kleinen Rahmen bleiben wird.

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