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Wieder dabei. Julian Schieber (links), hier im Kopfballduell mit Paul Verhaegh aus Wolfsburg.

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Update

Nur zu Hause gewinnen sie nicht: Julian Schieber: Comeback an einem schwachen Hertha-Tag

Julian Schieber kam in den Schlussminuten des Spiels gegen Wolfsburg zu seinem Comeback nach langer Leidenszeit. Das zählte für ihn viel an einem Tag, an dem Hertha mut- und ideenlos spielte.

Gelegentlich schreibt der Fußball ja solche Geschichten, wenn ein Spieler nach elend langer Ausfallzeit sein Comeback gibt. Für ein paar Minuten eines Spiels, das beim Stande von 0:0 vor sich hin plätschert, in dem nichts mehr zu gehen scheint. Einen solchen Moment hat am späten Samstagabend Julian Schieber im Olympiastadion erlebt, als der 29 Jahre alte Stürmer für die Schlussminuten aufs Feld kam. Allein, die Geschichte nahm nicht ihren gewünschten Verlauf. Schieber bekam keine echte Torszene mehr, es blieb beim tristen 0:0 gegen den harmlosen VfL Wolfsburg.

Für Julian Schieber ist der Spielausgang weniger wichtig, er ist wieder dabei, das zählt, nach einem Knorpelschaden im Knie aus dem frühen Februar 2017 und 413 Tagen Leidenszeit. Für Berlins Bundesligateam aber geht – wenn man so will – die Leidenszeit weiter. Auch das fünfte Heimspiel in diesem Jahr konnte die Mannschaft von Pal Dardai nicht mit einem Sieg abschließen. Die beiden 1:1-Unentschieden gegen Dortmund und Hoffenheim waren noch durchaus respektabel gewesen, die Nullnummern gegen Freiburg und nun Wolfsburg aber keinesfalls. Von der peinlichen 0:2-Niederlage gegen Mainz von Mitte Februar mal ganz zu schweigen. Genau genommen wartet Hertha BSC seit dem 13. Dezember auf einen Heimsieg, damals gegen Hannover, über ein Vierteljahr also schon.

Auch deshalb kommen die Berliner nicht wirklich voran in der Tabelle und hängen irgendwo im Niemandsland fest. Zehn Punkte sind es nach oben auf Platz vier, zehn Punkte sind es nach unten auf den Relegationsplatz. „Das ist einfach zu wenig gewesen von uns, speziell in der zweiten Halbzeit“, sagte Salomon Kalou nach dem tristen Kick gegen die abstiegsgefährdeten Wolfsburger. Selbst Herthas Trainer, der sich oft schützend vor seine Mannschaft stellt, monierte das fußballerische Niveau des Spiels. Und die fehlenden Torabschlüsse.

Die Berliner warten weiter auf ihr 1000. Heimspieltor

Und so ringt Hertha im Frühjahr 2018 um Inhalt und Form. In der Rückrunde konnten die Berliner in elf Spielen bei nur sechs erzielten Toren erst zwei Siege erringen, jeweils auswärts (in Leverkusen und Hamburg). Mit einem Zuschauerrückgang haben zwar auch andere Bundesligavereine zu kämpfen, aber keiner so sehr wie die Berliner. Die knapp 35.000 Zuschauer, die am Samstagabend ins Olympiastadion gekommen waren, werden das Spiel gegen den VfL letztlich als Zumutung empfunden haben.

Bis auf ein paar wenige Minuten im der Anfangszeit des Spiels kickte Hertha mut- und ideenlos. Dem Spiel der Berliner fehlten abermals Raffinesse, Lust und Kreativität. Wie bei vielen anderen Mannschaften der Liga wird auch bei den Berlinern mehr Wert auf das Arbeiten gegen den Ball gelegt, denn auf das aktive Spiel mit dem Ball.

Gegen Wolfsburg war das offensive Mittelfeld der Berliner schwach, insbesondere Arne Maier, Vladimir Darida und Mathew Leckie. „In der zweiten Halbzeit hatten wir zu wenig Mut. Das war auch zu wenig von den Mittelfeldspielern“, sagte Dardai. Wenn ein Spieler wie Valentino Lazaro kurzfristig ausfällt (Infekt) und nicht mitwirken kann, fehlt mehr als nur ein Start-Spieler. Es fehlt Hertha dann am Überraschenden, an Handlungsgeschwindigkeit und an Vertikalität.

Und so warten die Berliner weiterhin auf ihr 1000. Heimspieltor. Zum Jahreswechsel standen 996 Buden für sie zu Buche, in den fünf Heimspielen seitdem sind nur zwei Törchen hinzugekommen, derzeit stehen sie also bei 998. „Wir werden also noch weiter ein bisschen Geduld haben müssen“, sagte Dardai. Drei Möglichkeiten haben sie noch, um diese Marke in dieser sich so langsam neigenden Spielzeit zu knacken. Köln, Augsburg und am letzten Spieltag Leipzig schauen noch im Olympiastadion vorbei. Das sollte niemand als Drohung verstehen, aber ein wenig mehr Fußballspielen als bisher darf schon geboten werden.

Julian Schieber aber wird seinen kurzen Auftritt als ganz persönlichen Sieg verbucht haben. „Ich habe viel gearbeitet und war zwischendurch weit weg“, sagte der Stürmer nach seinem Comeback über die 14 Monate, die er nicht spielen konnte. Viele hätten ihn nicht mehr auf dem Zettel gehabt, sagte er und wischte sich dabei die Schweißperlen von der Stirn. Das Tor, so sagte er noch, „das mach’ ich ein anderes Mal, ich will weiter Spielzeit sammeln und die Saison mit einem Treffer abschließen“.

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