zum Hauptinhalt
Die French Open sind das einzige Grand-Slam-Turnier, das Novak Djokovic noch nicht gewonnen hat.

© dpa

Update

French Open: Novak Djokovic gegen Rafael Nadal im Finale von Paris

Novak Djokovic hat zum zweiten Mal das Endspiel der French Open erreicht. Der von Boris Becker mitbetreute Serbe tat sich gegen Ernests Gulbis allerdings schwer. Weniger Mühe hatte Sandplatzkönig Rafael Nadal in seinem Halbfinale gegen Andy Murray.

Ion Tiriac hatte auf seinem angestammten Sitz Platz genommen, in der ersten Reihe, am Rand der Presidential-Box des Court Philippe Chatrier. Einen besseren Platz gibt es nicht in Roland Garros, und niemand würde es wagen, den immer noch mächtigsten Macher der Tennisbranche von dort zu vertreiben. Und natürlich ließ sich der 75 Jahre alte Rumäne, wie stets an seinem buschigen Schnauzbart zu erkennen, die Halbfinalpartie zwischen Novak Djokovic und Ernests Gulbis nicht entgehen. Tiriac zollt Djokovic Respekt, den heutigen Trainer des Serben, Boris Becker, hatte er seinerzeit selbst groß gemacht. Und Gulbis hat es ihm einfach angetan. Nicht nur, weil der Vater des Letten als Multi-Milliardär tatsächlich noch ein wenig reicher ist als Tiriac selbst. Bei Gulbis, dem schlampigen Genie, weiß man eben nie so recht, was passiert.

Doch der Rumäne wartete am Freitag vergeblich auf das verrückte Spektakel. Keine Ausbrüche, keine Diskussionen, keine zertrümmerten Schläger. Nicht von Gulbis, denn der wollte aller Welt seine gezähmte Seite demonstrieren. Es gelang ihm, doch bezwingen konnte er Djokovic nicht. Der Serbe gewann die umkämpfte Partie nach zweieinhalb Stunden mit 6:3, 6:3, 3:6 und 6:3 und steht wie vor zwei Jahren im Endspiel der French Open. Dort trifft er wieder einmal auf Rafael Nadal, der im anderen Halbfinale Andy Murray keine Chance ließ und nach einem 6:3, 6:2 und 6:1 zum neunten Mal das Endspiel von Roland Garros erreicht hat.

Djokovic hat in Roland Garros noch nie gegen Nadal gewonnen

„Ich bin einfach nur froh, dass ich in vier Sätzen durchgekommen bin“, sagte Djokovic. Von Beginn an schien sich Gulbis gegen Djokovic beweisen zu wollen. Denn sie hatten gemeinsam in ihrer Jugend in der Münchner Akademie von Niki Pilic das Tennisspielen erlernt. Und talentiert waren sie gleichermaßen, doch während Djokovic von jeher diszipliniert arbeitete, kostete Gulbis das Leben in allen Facetten aus.

Dass diese Zeiten nun endgültig vorbei sind, wollte der 25-Jährige in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale unbedingt beweisen. Gulbis ließ nur sein Racket sprechen, doch obwohl er eine der besten Rückhände der Tour spielt, forderte das hohe Risiko gegen den Weltranglistenzweiten auch eine hohe Fehlerquote. In den ersten beiden Durchgängen reichte Djokovic jeweils ein Break zum Satzgewinn, und man mochte Gulbis wünschen, er hätte sich mit ein paar verbalen Ausbrüchen ein bisschen auf Betriebstemperatur bringen können.

„Ich war doch ziemlich angespannt“, gestand Gulbis, „ich bin diese großen Matches einfach noch nicht so gewohnt.“ Doch dann war es das plötzlich so sommerlich-heiße Wetter in Paris, das dem Letten im dritten Satz zu Hilfe kam. Djokovic wirkte so erschöpft, wie man es zuletzt in den Jahren vor seiner Umstellung auf glutenfreie Ernährung erlebt hatte. „Nach zweieinhalb Sätzen fühlte ich mich auf einmal sehr müde“, erklärte Djokovic später, „mir geht es nicht sonderlich gut.“

Gulbis schnappte sich mit dem Break zum 5:3 den dritten Satz, doch auch der Lette schien wie bei seinem Sieg über Roger Federer Schmerzen im unteren Rückenbereich zu haben. Beide hielten sich mit Eishandtüchern bei den Seitenwechseln kühl. Djokovic war mit 2:0 im vierten Satz in Führung gegangen, doch Gulbis gelang das Rebreak zum 1:2. Djokovics Frust entlud sich an seinem Racket, er zertrümmerte es wüst auf dem Sandboden. Doch im achten Spiel mobilisierte Djokovic noch einmal seine Energiereserven und zwang Gulbis förmlich zu Fehlern und dem Aufschlagverlust zum 3:5. Für den Letten war der große Traum zwar vorbei, doch ab Montag steht er zum ersten Mal in den Top Ten – das schlampige Talent ist in Paris erwachsener geworden. Zumindest ein wenig. „Ich denke, ich rauche heute Abend eine Zigarre, um zu feiern.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false