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Deutschlands Hendrik Pekeler (M.) im EM-Halbfinale gegen Norwegen.

© dpa

Update

Deutscher Finaleinzug in Gefahr: Norwegen legt nach 33:34 Protest ein

In einem engen Halbfinale besiegen die Deutschen Norwegen in der letzten Sekunde der Verlängerung 34:33 und erreichen das EM-Finale. Doch dann legt Norwegen Protest ein.

Der Winkel war im Grunde miserabel, aber was sollte Rune Dahmke auch machen? Auf der Uhr liefen die letzten Sekunden, „und deshalb habe ich mir den Wurf einfach genommen“, sagte der Linksaußen der Handball-Nationalmannschaft später. Mit seinem Treffer zum 27:27 kurz vor Ende der regulären Spielzeit hat der junge Mann vom THW Kiel die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Freitagabend zunächst in die Verlängerung des EM-Halbfinals gerettet. In der kämpfte sie dann schließlich das Team aus Norwegen nieder, das beim Turnier in Polen ebenfalls überraschend in die Runde der letzten Vier vorgestoßen war.

34:33 hieß es nach der Overtime, und dafür durften sich die Deutschen, bei aller mannschaftlichen Geschlossenheit, vor allem bei einem Mann bedanken: bei Kai Häfner nämlich. Der Linkshänder, erst durch die Verletzung von Kapitän Steffen Weinhold nachnominiert, traf fünf Sekunden vor der Schlusssirene zum Endstand und löste einen Jubelsturm auf der deutschen Bank und in der Heimat aus, wie ihn Handball-Deutschland lange nicht mehr erlebt hat. Erstmals seit 2004 steht die Nationalmannschaft wieder in einem Endspiel. Gegner dort ist Spanien, das Kroatien im zweiten Halbfinale 33:29 (18:14) schlug.

Norwegen legt Protest ein

Doch kurz nach dem Halbfinal-Sieg der DHB-Auswahl legte Norwegen Protest ein. In den letzten fünf Sekunden sollen zwei deutsche Spieler mit gelben Hemden und damit zwei Torhüter auf dem Parkett gewesen sein. An diesem Samstag will die Europäische Handball-Föderation (EHF) über den Fall verhandeln und bis 11 Uhr eine Entscheidung fällen. „Wir sehen der Verhandlung gelassen entgegen und freuen uns auf das Finale“, sagte Delegationsleiter Bob Hanning.

„Wir können unglaublich stolz auf uns sein, das war ein mitreißendes Match“, sagte auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson, „meine Mannschaft hat dem Druck standgehalten, so ein großes Spiel erfolgreich zu bestreiten.“ Rechtsaußen Tobias Reichmann, mit zehn Toren erfolgreichster Werfer und bei einer Trefferquote von einhundert Prozent als bester Spieler prämiert, hob ebenfalls die erneut so homogene Leistung seines Teams hervor. „Jeder hat für jeden gekämpft, was wir hier geschafft haben, ist wirklich grandios“, sagte Reichmann, „jetzt wollen wir natürlich noch mehr.“

"Wir können im Finale eine Schippe drauflegen"

Die Deutschen erwischten den wesentlich besseren Start, nach einer Viertelstunde lagen sie mit 9:5 vorn. Nach einer Auszeit antworteten die Norweger ihrerseits mit einem 8:3-Lauf und gingen kurz vor der Pause erstmals in Führung (13:12). Nach dem Seitenwechsel schaffte es dann keine Mannschaft, sich vorentscheidend abzusetzen, die Führung wechselte ständig hin und her.

Im DHB-Team tat sich in dieser Phase vor allem Julius Kühn mit wichtigen Treffern aus dem Rückraum hervor, der genau wie Matchwinner Häfner verspätet zur Mannschaft gestoßen war. Insgesamt hatten die Deutschen mit zunehmender Spieldauer aber große Probleme, Lösungen gegen die massive norwegische Abwehr zu finden. Die Skandinavier erbrachten den Nachweis, weshalb sie im Turnierverlauf Favoriten wie Polen oder Weltmeister Frankreich aus dem Weg geräumt hatten. Ganze zehn Sekunden fehlten ihnen zum Endspiel-Einzug, den Rune Dahmke mit besagtem Wurf aus schlechtem Winkel zu verhindern wusste.

„In der Verlängerung hatten wir dann das Momentum auf unserer Seite“, sagte Dahmke, „ich war mir sicher, dass wir es ins Finale schaffen.“ Um entsprechend gut vorbereitet zu sein, blieben die Co-Trainer auch zum zweiten Halbfinale in der Halle und scannten Stärken und Schwächen der Spanier. „Ich glaube, wir können am Sonntag noch eine Schippe draufpacken“, sagte Bundestrainer Sigurdsson mit voller Überzeugung.

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