zum Hauptinhalt
Dylan Groenewegen (Mitte) gewann die dritte Etappe der Tour im Massensprint.

© AFP/Thomas SAMSON

Tour de France in Dänemark: Niederländer Groenewegen gewinnt dritte Etappe

Auf der letzten von drei Etappen in Dänemark setzt sich der Niederländer Dylan Groenewegen im Massensprint knapp vor Wout van Aert im Gelben Trikot durch.

Erst schrieb Fabio Jakobsen sein persönliches Märchen, dann triumphierte ausgerechnet sein Erzrivale Dylan Groenewegen. Die dänische Wochenend-Party bei der Tour de France wurde von zwei Hauptdarstellern bestimmt, die vor knapp zwei Jahren für eines der größten Radsport-Dramen der Geschichte sorgten. Der damals um sein Leben kämpfende Jakobsen feierte in Nyborg den größten Triumph seiner Karriere, 24 Stunden später siegte dann Groenewegen in Sønderborg.

„Es war ein langer Weg. Ich kann mich nur bei meinem Team, meiner Familie und meinen Freunden bedanken. Mental war es eine schwere Zeit, nach allem, was passiert ist“, sagte Groenewegen. Anfang August 2020 hatte der Niederländer seinen Landsmann Jakobsen bei der Polen-Rundfahrt im Sprint bei 80 Kilometern pro Stunde in die Absperrgitter gedrängt. Er galt daraufhin lange als Persona non grata, wurde mehrere Monate gesperrt.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden nimmt der erneut zweitplatzierte Belgier Wout van Aert mit nach Nordfrankreich, wo die Tour nach dem Transfer am Dienstag fortgesetzt wird. In einer komfortablen Ausgangsposition ist Titelverteidiger Tadej Pogacar, der sich zwar bei einem Massensturz am Samstag leicht an der Hand verletzte, gegenüber seinen ärgsten Herausforderern Primoz Roglic und Jonas Vingegaard einige Sekunden Vorsprung hat. Die deutschen Etappenjäger Lennard Kämna, Nils Politt und Maximilian Schachmann werden ihre Chancen noch bekommen.

Vorerst gehören die Schlagzeilen Jakobsen und Groenewegen. Schon mit dem Etappensieg am Samstag war Jakobsen etwas gelungen, was ihm vor gut zwei Jahren niemand zugetraut hatte. Schließlich war er an jenem Schicksalstag in Polen nur knapp dem Tod entronnen. „Man kann denken, dass es ein Wunder ist. Es ist auf jeden Fall eine besondere Geschichte. Fast schon ein Märchen“, sagte Jakobsen fast 700 Tage später als Tour-Etappensieger.

Der Profi vom Team QuickStep-AlphaVinyl lag im künstlichen Koma, wurde zigmal operiert, allein sein zerschmettertes Gesicht musste mit 130 Stichen genäht werden. Einen Kiefer hat er heute nur, weil die Ärzte diesen aus Teilen seines Beckenknochens neu formten. „Ich hoffe, dass mein Sieg viele Leute zu Hause glücklich gemacht hat“, sagte der 25-Jährige. Seine Verlobte, seine Schwester, seine Eltern und sein Team gaben ihm die Kraft, seine Leidenszeit zu überstehen.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Mit seinem Erfolg ließ Jakobsen auch die Kritiker verstummen, die lieber seinen britischen Teamkollegen Mark Cavendish statt ihn bei der Tour gesehen hätten. Immerhin hätte der 37-Jährige mit einem Tagessieg bei der diesjährigen Tour seinen 35. Etappensieg und damit einen Rekord feiern können. Doch Teamchef Patrick Lefevere hatte andere Pläne. „Ich bin alt und weise und der Sieger hat immer Recht. Also im Moment bin ich im Recht“, sagte Lefevere und schickte hinterher: „Ich muss mich nicht vor Leuten rechtfertigen, die nicht klug genug sind, um einige Dinge zu verstehen.“

Durch den Auftakterfolg in Kopenhagen und dem Sieg in Nyborg hat die belgische Mannschaft zwei von drei Etappen gewonnen. Ob das Team noch weitere Siege feiern kann, hängt von den Coronatests ab. An den ersten beiden Tour-Tagen musste zahlreiche Betreuer nach Hause aufgrund von positiven Tests nach Hause reisen. Darunter waren der Sportchef Tom Steels, ein Ernährungsberater und der Pressechef. „Wir können uns nur so gut wie möglich schützen. Ich habe vor dem Coronavirus genauso viel Angst wir vor dem Zeitlimit“, sagte Jakobsen. Bis das in den Bergen eine Rolle spielt, hat der Sprinter noch eine gute Woche Zeit. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false