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Mit Trainer Sebastian Hoeneß soll es wieder Anlass zum Jubeln geben.

© Imago/Michael Weber

Sebastian Hoeneß beim VfB Stuttgart: Das Gegenteil von Feuerwehrmann

Der ehemalige Coach von 1899 Hoffenheim soll natürlich den Klassenerhalt schaffen. Ihm traut man aber auch zu, den Neustart nach einem potenziellen Abstieg zu managen.

Von Christoph Ruf

Sebastian Hoeneß, das erkennt man spätestens auf den zweiten Blick, ist der Sohn von Dieter Hoeneß. Der 70-Jährige fungiert heute als Berater des Filius und führte deshalb am Wochenende auch die Vertragsverhandlungen mit den VfB-Verantwortlichen.

Als Manager war der langjährige Bayern-Stürmer bei Hertha BSC und eben in Stuttgart beschäftigt, wo er die vorletzte Meisterschaft der Schwaben 1992 miterlebte. Sohn Sebastian, der am Dienstag als deren neuer Coach vorgestellt wurde, war damals zehn Jahre alt. Und er bezog sich 30 Jahre später nur allzu gerne auf genau diese Zeit, um seine besondere Verbundenheit zum Verein mit dem Brustring zu dokumentieren. „Ich habe als Steppke hier im Stadion gesessen, mitgefiebert, mitgefeiert und mitgelitten, aus familiären Gründen, die bekannt sein dürften.“

Die weichen Faktoren, die zur Verpflichtung des ehemaligen Hoffenheimer Coachs geführt haben, waren damit also geklärt. Sportlich gehe es darum, „in den nächsten neun Spielen so unangenehm zu sein, wie ich den VfB als Hoffenheimer Trainer erlebt habe“, sagte Hoeneß. „Und vielleicht werden es ja auch 13 Spiele.“

Die Kaderzusammenstellung gilt als Ursache des Übels

Dann nämlich, wenn der derzeitige Tabellenletzte doch noch auf dem Relegationsplatz landet und ins Pokalfinale einzieht. Wie er die kolportierten Disziplin-Probleme in der Mannschaft beheben wolle, ließ Hoeneß verständlicherweise unbeantwortet. Intern gilt schließlich die Zusammenstellung des Kaders, die vor allem der schon vor Monaten geschasste Sven Mislintat zu verantworten hatte, als Hauptgrund für die katastrophale sportliche Lage.

Er bitte um Verständnis, dass er sich im ersten Training, am Dienstagnachmittag, erst mal ein eigenes Bild von seinem künftigen Team machen wolle, sagte Hoeneß dazu. Welche Idee hinter seiner Verpflichtung steht, skizzierte er dann allerdings auch noch. Es gehe zum einen darum, „im Pokal eine Runde weiterzukommen“ und – wohl am wichtigsten – dafür zu sorgen, dass der VfB die Klasse hält. Drittens wolle er, „die Weichen stellen, dass es danach auch in die richtige Richtung geht“.

Ich habe als Steppke hier im Stadion gesessen, mitgefiebert, mitgefeiert und mitgelitten, aus familiären Gründen, die bekannt sein dürften.

Sebastian Hoeneß über seine emotionale Verbindung zum VfB Stuttgart.

Tatsächlich scheinen für Hoeneß, der David Krecidlo als Co-Trainer mitbringt, dann auch nicht nur die zweieinhalb anfangs erfolgreichen Jahre in Hoffenheim gesprochen zu haben, sondern auch die Tatsache, dass ihm als ehemaliger Nachwuchstrainer (unter anderem bei RB Leipzig und der U 23 des FC Bayern) zugetraut wird, das Stuttgarter Jugendleistungszentrum wieder besser mit der Profimannschaft zu verzahnen. Darauf deutet auch die Aussage von Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hin, es gehe künftig darum, „Stabilität einkehren zu lassen und den Verein ligaunabhängig zu entwickeln.“

Der vierte VfB-Trainer in dieser Saison − und das im April

Nun wissen auch Wehrle und Wohlgemuth, dass es kein Ausweis von Kontinuität ist, wenn man Anfang April schon den vierten Trainer der Saison präsentiert und dessen Vorgänger nach nur dreieinhalb Monaten entlassen hat. „Es geht um Konstanz, Schnelllebigkeit lehnt man ab, auch wenn die Entscheidung unumgänglich war“, sagte dazu Wohlgemuth, der sich offenbar bewusst ist, dass er den Widerspruch dadurch auch nicht auflösen konnte.

Labbadia war in elf Ligaspielen nur ein einziger Sieg gelungen. In der Rückrunde gingen gar sieben von neun Partien verloren. Die Überzeugung, dass der Abstieg, der dem VfB Mindereinnahmen von rund 40 Millionen Euro bescheren würde, in dieser Konstellation verhindert werden könnte, war am Schluss nicht mehr vorhanden.

Und das, obwohl Labbadia für sich reklamieren konnte, dass der VfB unter seiner Regie bis auf das hilflose 0:1 im jüngsten Heimspiel gegen Wolfsburg und das 1:2 auf Schalke immer konkurrenzfähig aufgetreten war. Auch beim 0:3 bei Union Berlin gab es viel Lob für den VfB, dessen Spieler nicht den Eindruck erweckten, als spielten sie gegen den Trainer. Punkte gab es allerdings nicht.

Nun hat also Labbadias Nachfolger in Nürnberg (Mittwoch, 18 Uhr) die Chance, mit einem Erfolgserlebnis, dem Einzug ins Pokal-Halbfinale, gleich für einen Stimmungsumschwung im Schwäbischen zu sagen. Die Voraussetzungen dafür könnten (noch) schlechter sein: Beim Nachmittagstraining standen alle Spieler zur Verfügung. Das war Hoeneß´ drei Vorgängern in den vergangenen Monaten kein einziges Mal vergönnt gewesen.

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