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Andreas Zecke Neuendorf ist Co-Trainer bei Hertha BSC und spielte in der Bundesliga lange für den Berliner Verein.

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„Ich werde immer 100 Prozent geben": Neuendorf sieht sich bei Hertha BSC als Lernender

„Zecke" Neuendorf kennt die Probleme des Berliner Kaders. Wichtiger als das anstehende Derby findet er die Punkte, die der Verein dringend braucht.

Für Andreas Neuendorf ist Berlin blau-weiß. „Am anderen Ende der Stadt sehen sie das vielleicht anders“, vermutet Neuendorf am Mittwoch vor dem zweiten Derby der Saison zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC (Sonntag 18 Uhr, live bei Sky). Damit wird er richtig liegen. Wenn er unterwegs sei, fallen ihm jedoch stets der Schriftzug „Hertha“ und die Vereinsfarben auf. An der Autobahn, an Stromkästen. Möglicherweise habe er eine selektive Wahrnehmung, sagt Herthas Co-Trainer, „weil ich eine blau-weiße Brille aufhabe und das andere nicht sehe“.

Mit Farben kennt sich Neuendorf aus. Immerhin hat er einst Ölgemälde gemalt, um sich seinen Künstlernamen „Zecke“ in den Pass eintragen zu lassen. Danach stand auch auf seinem Trikot „Zecke“. Die imaginäre blau-weiße Brille überrascht ebenfalls nicht. Sein Name ist sehr eng mit Hertha BSC verbunden. Er spielte in der Fußball-Bundesliga lange für Hertha, war Publikumsliebling. Er arbeitete im Nachwuchsbereich lange für den Klub, zuletzt als Trainer der U23 in der Regionalliga-Nordost. Nun ist er einer von Dardais Assistenztrainern.

Dardai und Neuendorf sind befreundet, seinen Weg zum Co-Trainer beschreibt Neuendorf so: Nachdem Bruno Labbadia im Januar entlassen worden war, habe ihn Dardai angerufen und gesagt, dass er ein Gespräch mit Hertha habe. Einen Tag später teilte Dardai ihm mit, dass er die Profimannschaft übernehme. „Und Du kommst mit“, habe Dardai noch gesagt.

Neuendorf, der Spaßmacher, der nicht immer völlig professionell an die Sache rangegangen ist und der sich auf dem Platz oft schnell eine Gelbe Karte eingefangen hat – das war früher. Heute steht der 46-Jährige kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

„Dann habe ich eine Lizenz erworben, die mir viele vor zehn Jahren nicht zugetraut haben“, sagt Neuendorf. Er bringe sich sehr stark ein, habe viele eigene Ideen, erzählt Dardai über Neuendorf. Dieser sieht sich als „Lernender“ und sagt: „Ich werde immer 100 Prozent geben. Aber ich fordere das genauso von den Jungs ein.“ Wenn einer nicht voll mitzieht, „habe ich von Pal die Rückendeckung, auch mal laut zu werden“.

Er kennt die Probleme im Kader

Als Labbadia noch Hertha-Trainer war, hat Neuendorf bei ihm hospitiert. Daher kannte er auch schon die Probleme im Kader: „Die Mannschaft hat viele neue Charakterköpfe dazubekommen. Jedem ist aufgezeigt worden, was man mit ihm vorhat. Aber es hat dann nicht alles zusammengepasst.“ Neuendorf vergleicht es mit dem Computerspiel-Klassiker Tetris. Auch da führen nicht passende Teile zu großen Schwierigkeiten. Für den Moment aber könne er sagen, „die Mannschaft ist zusammengewachsen.“

Tabellarisch auf der sicheren Seite ist sie längst nicht. Daher will sich Neuendorf, der ein gutes Verhältnis etwa zu Unions Co-Trainer Sebastian Bönig hat, nicht groß mit der Bedeutung des Derbys beschäftigen. „Wir haben ein ganz anderes Problem, wir brauchen Punkte.“ Die kleinen Grüße aus Köpenick hat er allerdings wahrgenommen. Beispielsweise, dass Unions Abwehrspieler Christopher Lenz im „Kicker“ sagte: „Hertha muss drinbleiben – aber sie sollen gerne leiden bis zum Ende und es erst in der Relegation schaffen.“

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Neuendorf kann solchen Äußerungen positive Dinge abgewinnen: „Du hängst den Spruch an die Wand, die Jungs sehen das und pushen sich dadurch noch das eine Prozent mehr.“

Einen Kampfansage zum Derby gibt es von ihm nicht. „Aber ich kenne viele Leute, die uns doll die Daumen drücken.“ Leute, für die Berlin blau-weiß ist. Wie für Andreas Neuendorf.

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