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Torwart Dominik Livakovic und seine Teamkollegen.

© AFP/GABRIEL BOUYS

Nervenstark vom Punkt: Kroatien liebt Elfmeter so sehr wie Deutschland

Vier Siege in vier WM-Elfmeterschießen – die Kroaten zeigen sich eiskalt wie früher die Deutschen. Und könnten sich so zum Titel mogeln.

Elfmeter ist, wenn Kroatien am Ende gewinnt. So war es bei der WM 2018 und so ist es auch 2022 in Katar wieder. Jeweils im Achtel- wie im Viertelfinale haben sich die Kroaten nunmehr in beiden Turnieren im Elfmeterschießen durchgesetzt.

Das ist eine statistische Besonderheit, die ihres Gleichen sucht. Bei Weltmeisterschaften hatte es vor Kroatien einzig Argentinien geschafft, in zwei aufeinander folgenden Spielen bei der Entscheidung vom Punkt zu triumphieren (1990).

Die Kroaten haben damit in nur vier Jahren den von Deutschland gehaltenen WM-Rekord von vier gewonnenen Elfmeterschießen ohne eigene Niederlage eingestellt.

Dabei hat Torhüter Dominik Livakovic in Katar bei acht gegnerischen Schüssen nur drei passieren lassen müssen und damit seinen Vorgänger Danijel Subasic sogar noch übertrumpft, dessen Heldentaten er 2018 selbst noch als Ersatztorwart erlebte.

Livakovics Bilanz ist überragend und dürfte beim Halbfinalgegner schon einmal Panik auslösen. Zudem eröffnet es den Kroaten taktische Optionen, weil sie im Vertrauen auf ihren Torhüter den Gegner kommen lassen können. So wie sie es am Freitag gegen Brasilien taten.

Schön ist das nicht, aber erfolgreich. Und es kaschiert die Tatsache, dass Kroatien bei dieser WM von fünf Spielen gerade einmal eines gewinnen konnte – gegen den Fußballzwerg Kanada in der Gruppenphase. Zumindest nach offizieller Lesart, denn Siege nach Elfmeterschießen gehen als Remis in die Statistik ein.

Man stelle sich nur vor, Kroatien würde sich mit vier Erfolgen nach Elfmeterschießen zum Titel mogeln. Es wäre amüsant, aber vermutlich nicht im Sinne der Fußball-Erfinder. Früher gab es bei Weltmeisterschaften bei einem Remis nach Verlängerung ein Wiederholungsspiel. Das ließe sich in der heutigen Zeit, in der es um maximale mediale Vermarktung geht, wohl kaum durchsetzen. Dann also doch lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende?

Immerhin: In Russland vor vier Jahren ließen die Kroaten auf die zwei Elfmeter-Erfolge einen im Halbfinale gegen England nach Verlängerung folgen. Dass dem Team die Kraft ausgehen könnte, war schon damals ein Irrglaube. Und warum sollte das diesmal anders sein, wenn sich schon ein Unentschieden nach 90 Minuten wie ein Etappensieg anfühlt?

Also könnte das Fazit dieser WM am 18. Dezember womöglich lauten: Kroatien gewinnt, wenn am Ende Elfmeter ist. Und soll keiner die Kroaten dafür kritisieren: Schließlich fängt nicht nur jedes Spiel, sondern auch jedes Elfmeterschießen bei 0:0 an.

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