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Wieder nichts. Serena Williams hat das vierte Finale in Folge verloren.

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Nächste Niederlage im Grand-Slam-Finale: Serena Williams steht sich selbst im Weg

Sie könnte befreit aufspielen, doch Serena Williams wirkt mit zunehmenden Alter immer unbeherrschter. Das ist völlig unnötig. Ein Kommentar.

Von Katrin Schulze

Sie ist natürlich eine Erscheinung. Wie eh und je. Wenn Serena Williams die Tennisplätze dieser Welt betritt, dann sollte jeder immer noch gewarnt sein. Ihre Präsenz, ihre Wucht, ihre Dynamik hat es so in der Geschichte dieses Sports vielleicht noch nie gegeben - vor allem nicht über einen so langen Zeitraum. Seit nunmehr 24 Jahren schlägt sich die US-Amerikanerin durch die Profitour. Nichts sollte sie nach so vielen Jahren noch erschrecken oder beunruhigen können. Doch bei Serena Williams ist es irgendwie anders.

Während andere mit zunehmenden Alter besonnener werden, wirkt Williams immer unbeherrschter. Kämpft noch verbissener, spielt noch nervöser, und, ja, zuweilen auch unsouveräner. Nach der Geburt ihrer Tochter und einem erstaunlich schnellen Comeback ist es ihr nicht mehr gelungen, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, obwohl sie ganze vier Mal im Finale stand.

Bei den US Open scheiterte die 37 Jahre alte Mutter jetzt an der 19 Jahre jungen Kanadierin Bianca Andreescu - einer Frau, die noch nicht auf der Welt war, als Williams 1999 ihren ersten Major-Titel holte. „Um ehrlich zu sein, war Serena einfach nicht anwesend“, sagte Serena danach über Serena und kann nur ihre mentale Präsenz gemeint haben. „Ich muss einen Weg finden, dass sie in Grand-Slam-Endspielen wieder zum Vorschein kommt.“

Zwar rastete Williams nicht so aus wie im Vorjahr in New York, als sie auf den Schiedsrichter losging. Aus dem Konzept bringen aber ließ sie sich auch diesmal: Nach gleich zwei Doppelfehlern fing sie sich das erste Break und fand danach nicht mehr zu ihrer ihr eigenen Dominanz. Andreescu agierte unbekümmert, Williams unbedacht. Wie kann das sein?

Es fällt schwer zu glauben, dass Williams die Aussicht auf einen uralten Rekord zappelig macht. Sie könnte mit einem weiteren Grand-Slam-Sieg zur Australierin Margaret Court aufschließen, die in alten Tenniszeiten 24 Mal triumphierte. Für solche Statistiken interessieren sich Profisportler in der Regel allerdings kaum.

Vielmehr ist es wohl so, dass es sich Williams - aus welchen Gründen auch immer - selbst zu schwer macht. Dass sie sich zu schnell aus der Fassung bringen lässt, weil sie zu viel will. So hat sie ihre Niederlagen zuletzt begründet. Dabei braucht Serena Williams niemandem mehr etwas zu beweisen; sie hat es ja schon allen gezeigt. Jeder weiß das. Nur Serena Williams muss es noch verstehen.

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