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Auch Juventus-Präsident Andrea Agnelli hält das Projekt "Super League" nicht für umsetzbar.

© AFP/ Miguel Medina

Update

Nach Rückzug der sechs englischen Gründerklubs: Das Projekt Super League ist gescheitert

Nach dem krachenden Scheitern der Super-League-Pläne versuchen sich die Klub-Bosse in Demut. Doch die Probleme sind nicht aus der Welt.

Die Stimme der Straße war zu laut und zu mächtig. Die Klub-Milliardäre von Liverpool über London bis Manchester, Barcelona, Mailand, Turin und Madrid üben sich nach dem dramatischen Scheitern ihrer Super League in nicht gekannter Fan-Demut. Zum Sinnbild der im Eiltempo gestoppten Investorenträume von einer geschlossenen Eliteliga wurde neben dem zermürbten Juve-Boss Andrea Agnelli vor allem Liverpools amerikanischer Eigentümer John W. Henry.

Vor einem gelben Mini-Blumenstrauß verkündete der Geschäftsmann per zweieinhalbminütigen Twitter-Video sein mea culpa und entschuldigte sich mit einem Hauch von Hollywood-Drama bei den demonstrierenden Fans, den ungewohnt meinungsfreudigen Profis und auch bei Trainer Jürgen Klopp. „Wir haben euch gehört, ich habe euch gehört“, sagte Henry kleinlaut und hoffte auf die Chance zur Fortsetzung seines Investments im Herzen des europäischen Fußballs.

Schnell werden in England Stimmen laut, die das Finanzgebaren der Geldgeber aus dem arabischen Raum, Russland und den USA generell in Frage stellen. Die Bilder von Fan-Demos verdeutlichten die Wut der Anhänger über Entfremdung von ihren Klubs im Milliardengeschäft. Die Vereine reagierten recht unbeholfen.

Auch von Manchester City, Inter Mailand und dem FC Chelsea kamen Mitteilungen, die das Super-League-Engagement nachträglich relativieren sollten. Erst im Nachhinein habe man bemerkt, worauf man sich da eingelassen habe, so zum Beispiel die entlarvende Selbsteinschätzung der Blues aus London.

„Diese Vereine haben einen großen Fehler gemacht“

Letztlich fiel auch Agnelli als Anführer des „Dreckigen Dutzend“ sinnbildlich um. „Um ehrlich und aufrichtig zu sein, nein, das ist offensichtlich nicht der Fall“, sagte der Juve-Boss als Super-League-Initiator auf die Frage, ob man das Projekt jetzt noch fortsetzen könne. Agnelli und Florentino Perez von Real Madrid standen zuletzt ziemlich alleine da.

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin hatte da aus der Position der Stärke schon Milde für die reuigen Abweichler erkennen lassen. „Ich habe gestern gesagt, dass es bewundernswert ist, einen Fehler zuzugeben, und diese Vereine haben einen großen Fehler gemacht“, sagte der Slowene. „Aber sie sind jetzt wieder in der Reihe und ich weiß, dass sie nicht nur unseren Wettbewerben, sondern dem gesamten europäischen Spiel viel zu bieten haben“, betonte der 53-Jährige.

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Aber auch Ceferin steht vor einem Scherbenhaufen. Ohne die zwölf Top-Klubs hätte die Champions League keinen Glanz mehr ausstrahlen können. Mit einer dauerhaften Spaltung zwischen den neuen ideellen Premiumpartnern FC Bayern München und Paris Saint-Germain als „Good Guys“ auf der Uefa-Seite gegen die abtrünnigen Zwölf wird der europäische Fußball seine Probleme nicht lösen können.

Schulden, teilweise in Milliardenhöhe, drücken viele der Klubs. Auch das war Grund für die Suche nach neuen Geldquellen im globalen Geschäft, gestand Real-Chef Perez und zeichnete eine düstere Prognose. Die Big Player werden nach einer moralischen Erholungspause also weiter nach Einnahmemöglichkeiten suchen müssen. Fifa-Präsident Gianni Infantino, in diesen Tagen auf ungewohntem Kuschelkurs zur Uefa und zu Ceferin, könnte mit seinen Ideen der Klub-WM ein Ansprechpartner sein.

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