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Positive Zahlen. Präsident Dirk Zingler konnte sich am Mittwochabend selbst applaudieren.

© imago/Matthias Koch

Mitgliederversammlung des Zweitligisten: Der 1. FC Union Berlin will weiter wachsen

In Köpenick reden sie nicht mehr so deutlich vom Aufstieg. Fehler räumt Präsident Zingler bei der Entlassung von Trainer Jens Keller ein.

Von David Joram

Beim 1. FC Union sind sie in den vergangenen Jahren ein bisschen klüger geworden. „Mittelfristig“, sagte Unions Präsident Dirk Zingler im Vorfeld der Mitgliederversammlung am Mittwochabend, „wollen wir weiterhin in die Bundesliga. Darauf ist unser Handeln ausgerichtet.“ Das klang in der vergangenen Saison noch anders, auch auf der Mitgliederversammlung im November 2017. „Wir wollen dieses Jahr aufsteigen“, sagte Zingler da. Zwei Wochen später entließ der Klub – auf Platz vier stehend – seinen damaligen Trainer Jens Keller. "Das war schlecht kommuniziert", räumte Zingler nun ein. Union spielte eine verheerende Rückrunde unter André Hofschneider und geriet zeitweise sogar in Abstiegsnot. In diesem Jahr wollen die Berliner deshalb nicht aufsteigen, zumindest nicht mit Ankündigung.

Ansonsten hat sich wenig verändert in Köpenick, wenn überhaupt (fast) nur zum Guten. Der neue Trainer Urs Fischer brachte aus der Schweiz die gewisse Ruhe und Stabilität mit, die Zingler für eine „Trendwende“ einforderte. Denn auch wenn sie beim 1. FC Union offiziell nicht aufsteigen wollen – „nach oben in der Tabelle“ (Zingler) wollen sie schon. Das gesamte Handeln des Klubs liege darauf, eine möglichst starke Fußballmannschaft zu stellen, sagte Zingler am Mittwochabend. Auf eine ausgeglichene Bilanz achte der 1. FC Union dennoch, findet Zingler. "Wir wachsen in allen Bereichen, geben aber nicht mehr aus, als wir einnehmen."

Die von Zingler präsentierten offiziellen Zahlen sprechen eine ähnliche Sprache, sie bestätigen die gute Entwicklung des 1. FC Union. 43,978 Millionen Euro nahm der Berliner Zweitligist in der Saison 2017/2018 ein. Er übertraf damit klar die Rekordmarke von 38,5 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Mit den Einnahmen stiegen indes auch die Ausgaben, die sich auf 43,783 Millionen Euro beliefen. Unterm Strich bleibt ein kleiner Überschuss von 195 000 Euro.

Der Klub will die Kapazität des Stadions erhöhen

Das Eigenkapital bleibt beim 1. FC Union weiterhin im negativen Bereich, konnte aber leicht erhöht werden, von Minus 2,97 Millionen Euro auf Minus 2,77. Hinzu kommen 8,7 Millionen Euro, die Union dem Unternehmer Michael Kölmel schuldet. Dieser Betrag ist allerdings mit einem sogenannten Rangrücktrittrecht versehen und muss in näherer Zukunft nicht zurückerstattet werden. Der Abbau des negativen Eigenkapitals habe keine Priorität, befand Zingler, "sondern die Weiterentwicklung des Vereins".

Die Prognose für die laufende Saison deckt sich mit Zinglers Zielen. Geplant sei, die Einnahmen weiter zu steigern auf 47,076 Millionen Euro - bei ähnlich hohen Ausgaben (47,006 Millionen). Der Zuschauerschnitt bleibt konstant hoch, 21 223 Fans wollten die Union-Spiele im Stadion An der Alten Försterei in der Saison 2017/2018 verfolgen. Einen Zuwachs verzeichnete der 1. FC Union aufseiten der Vereinsmitglieder: 21 394 Menschen sind es inzwischen, fast 3000 mehr als im vergangenen Jahr, 751 kamen zur diesjährigen Mitgliederversammlung. Sponsoren (407 statt 395) gewann der Verein ebenfalls hinzu, allerdings wird der wichtigste sein Engagement im bisherigen Umfang nicht weiterführen.

Der Kontrakt mit Hauptsponsor Layenberger läuft im Sommer nach dann dreijähriger Zusammenarbeit aus und wird voraussichtlich nicht verlängert, ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Dass der Klub sein Stadion angesichts des steigenden Zuspruchs erweitern möchte, verdeutlichte Zingler am Mittwochabend erneut. "Wir wollen das Stadion bauen und sinnvoll finanzieren", sagte er. Die Kapazität soll von 22012 auf 37000 Zuschauer erhöht werden, Ziel sei, so Zingler, 2019 das Baurecht für das Vorhaben zu bekommen. Der Spatenstich für ein neues Jugendhaus soll ebenfalls im nächsten Jahr gesetzt werden.

Zur Wiederwahl stand der Aufsichtsrat. Neben dem Vorsitzenden Thomas Koch (Automobilhändler) wurden Dirk Fischer (Rechtsanwalt), Hans-Joachim Lesching (Unternehmer), Joachim Müller (Fanvertreter) und Karlheinz Nolte (SPD-Politiker, Mitglied des Abgeordnetenhauses) für die nächsten vier Jahre gewählt.

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