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Christopher Trimmel (vorne links) singt zwar mit den Fans von der Meisterschaft, hat aber nur das kommende Spiel in Leipzig im Blick.

© Imago/Uwe Koch

Mit Ironie im Kampf um die Tabellenspitze: „Union muss man im Moment alles zutrauen“

Der 1. FC Union hat fünf Spiele in Folge gewonnen und die Fans singen von der Meisterschaft. Die kommenden drei Wochen werden zeigen, ob die Berliner wirklich oben dranbleiben können.

Natürlich hatte Christopher Trimmel mitgesungen. „Deutscher Meister wird nur der FCU“ und „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, schallte es nach dem hart erkämpften 2:1-Sieg gegen Mainz 05 am Samstag von der Waldseite, und die Spieler des 1. FC Union feierten ausgelassen mit ihren Fans. „Da ist auch ein bisschen Ironie dabei, aber wir genießen den Moment“, sagte der Kapitän später vor der Sky-Kamera. Die Berliner hatten sich soeben am großen FC Bayern vorbei auf Platz eins der Bundesligatabelle geschoben, zumindest vorübergehend.

Natürlich wolle die Mannschaft so lange wie möglich oben mitspielen, doch es gebe viele gute Mannschaften, die den Anspruch hätten, Meister zu werden, sagte Trimmel. „Den haben wir noch nicht.“ Nach neuen Zielen brauchte man die Berliner am Samstag nicht fragen, schließlich fehlte noch ein Punkt zum Erreichen des offiziellen Saisonziels. Erst dann will sich Trainer Urs Fischer wieder zu diesem Thema äußern.

Der Schweizer nahm den fünften Sieg im fünften Pflichtspiel des Kalenderjahres mal wieder mit seiner typischen Gelassenheit hin. „Ich hoffe, die Fans freuen sich und feiern das Ganze, aber bei mir sieht das ein bisschen anders aus“, sagte Fischer. Ein paar Emotionen ließ er sich dann aber doch noch entlocken. „Ich muss schon sagen: 39 Punkte nach dem 19. Spieltag, das ist ein Wahnsinn, eigentlich unglaublich.“

Der Sieg gegen Mainz förderte mal wieder die wahrscheinlich größte Stärke der Berliner zutage: die Mentalität. Momentan scheint es wirklich nichts zu geben, was die Mannschaft auch nur ansatzweise aus der Ruhe bringt. In drei der fünf Spiele geriet sie in Rückstand, gegen Mainz kassierte sie in der Schlussphase nach Eingriff des Videoassistenten per Elfmeter den Ausgleich, dazu das Theater um den geplatzten Isco-Transfer. Union schüttelt sich kurz und gewinnt einfach weiter.

„Es hat mir wirklich gefallen, dass die Mannschaft nach diesem unglücklichen Ausgleich noch mal an sich geglaubt hat und über die Moral, über die Mentalität das 2:1 erzielen konnte“, sagte Fischer. Ein Unentschieden wäre zwar durchaus leistungsgerecht gewesen, gerade im eigenen Stadion gibt sich Union aber mittlerweile nicht mehr mit einem Punkt zufrieden.

Das war schon gegen Hoffenheim mit zwei späten Toren zu sehen. Zufall ist das nicht, versichert der Trainer. „Die Mannschaft wendet unermüdlich auf und dann kommt auch das Spielglück dazu. Das bekommst du nicht geschenkt.“

Nach fünf Spielen in den ersten 15 Tagen nach der langen WM-Pause hat Union nun erstmals die Gelegenheit, wieder richtig zu trainieren. Gerade für die weitere Integration der drei Neuzugänge dürfte das sehr hilfreich sein. Außerdem kann die Mannschaft in den kommenden Tagen etwas Luft holen und auch mental regenerieren. Denn mit dem Auswärtsspiel bei Rasenballsport Leipzig am kommenden Samstag (18.30 Uhr) beginnen für Union zwei richtungsweisende Wochen.

In der Liga hatten die Berliner in diesem Kalenderjahr ein recht einfaches Auftaktprogramm. Die bisherigen Gegner stehen alle in der unteren Tabellenhälfte und waren teilweise extrem verunsichert. Leipzig wird der erste Gradmesser, zwei Wochen später ist Union in München zu Gast. Dazwischen liegt ein Heimspiel gegen Schlusslicht Schalke 04, aber auch die zwei K.o.-Spiele in der Europa League gegen Ajax Amsterdam.

Es werden sehr fordernde und aufschlussreiche Wochen für die Berliner. Sollten sie danach immer noch oben dabei sein, dürfte der Ironiegehalt in den Fangesängen deutlich abnehmen. Den Respekt der Konkurrenz hat die Mannschaft schon jetzt sicher. „Ich glaube, dass man Union alles zutrauen muss im Moment“, sagte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt.

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