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Jayson Granger und Alba Berlin gewannen am Sonntag das entscheidenden Spiel gegen den FC Bayern.

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Update

Mission Titelverteidigung geglückt: Alba Berlin ist zum zehnten Mal Deutscher Meister

Im vierten Spiel innerhalb von fünf Tagen entscheiden die Basketballer von Alba Berlin die Finalserie um die Meisterschaft gegen Bayern München.

Die letzte Spielminute dauerte schon eine gefühlte Ewigkeit. Im vierten Endspiel innerhalb von fünf Tagen schleppten sich beide Mannschaften über das Parkett. Alba Berlin verteidigte einen minimalen Vorsprung und Bayern München schickte den Gegner immer wieder an die Freiwurflinie. Zehn Sekunden vor Schluss war das beim Stand von 79:80 erneut der Plan. Die Münchner wollten foulen, um die Uhr zu stoppen, doch Alba ließ den Ball gut laufen. Bis Vladimir Lucic die Nerven verlor. 2,8 Sekunden vor Schluss rammte der Serbe Albas Simone Fontecchio mit einem Tackling, das eher im American Football zu verorten ist. Die Bayern meckerten wütend, Lucic und Leon Radosevic flogen vom Feld. Es wurde noch einmal turbulent und es gab reihenweise Freiwürfe für Alba. Kurz darauf war das Spiel vorbei und die große Berliner Party konnte beginnen.

Mit einem 86:79 (21:9, 17:21, 20:22, 28:27) vor 1300 Zuschauern in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle gewann Alba das vierte Finalspiel in der „Best-of-Five“-Serie und verteidigte seinen Titel. Es ist die zehnte deutsche Meisterschaft in der dreißigjährigen Vereinsgeschichte. Im siebten Versuch gelang es den Berlinern erstmals, die Münchner in einer Play-off-Serie zu besiegen. „Diese Serie zu gewinnen, bei diesem Spielplan und gegen diese Mannschaft, die nie aufgibt, ist eine wahnsinnige Leistung von uns“, sagte Maodo Lo bei „Magentasport“. Für Niels Giffey war trotz der körperlichen Herausforderungen der mentale Aspekt entscheidend. „Gegen München eine Finalserie zu gewinnen, das war Kopfsache“, sagte Albas Kapitän. „Wir haben im vergangenen Jahr schon auf diesem Feld gewonnen. Dass wir es jetzt gleich noch einmal geschafft haben, macht mich überglücklich.“

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Schon im Vorfeld hatte viel für Alba gesprochen. Nach dem Berliner Sieg am Samstag sah es für die Münchner nicht gut aus. Der Zwischenstand von 1:2 war dabei gar nicht das größte Problem, sondern die physische Verfassung der Mannschaft. Mit Vladimir Lucic und DJ Seeley hatten sich zwei Spieler mit Knöchelproblemen nur noch über das Feld geschleppt. Am Sonntag standen beide wieder im Kader und Lucic erneut sehr lange auf dem Parkett.

Doch den Münchnern, die schon die gesamten Play-offs mit einem kleineren Kader spielen als Alba, war die Müdigkeit deutlich anzusehen. Im vierten Spiel innerhalb von fünf Tagen machte sich das nicht nur beim fehlenden Tempo bemerkbar, sondern auch beim Abschluss. Die Würfe der Bayern flogen reihenweise ungewöhnlich weit am Korb vorbei und zwischenzeitlich wies die Statistik eine verheerende Bilanz von einem Treffer bei zwölf Versuchen aus Nah- und Mitteldistanz aus.

Jayson Granger wird als Final-MVP geehrt

Besonders im direkten Vergleich wirkten die Berliner nahezu spritzig. Im ersten Viertel ließ Alba den Ball gut zirkulieren, erspielte sich offene Würfe und ging deutlich in Führung. Besonders Spielmacher Jayson Granger zeigte eine überragende Leistung. Der Uruguayer dirigierte umsichtig, punktete und vermittelte mit seiner Erfahrung eine Ruhe, die auf seine jungen Mitspieler abstrahlte.

Nach der einseitigen Anfangsphase zeigte Bayern jedoch eine Reaktion. Nach Ballgewinnen gelangen ihnen einfache Punkte und weil Alba trotz einiger Offensivrebounds etwas den Rhythmus verlor, schrumpfte der Berliner Vorsprung von 16 Punkten wieder in den einstelligen Bereich. Zur Pause stand es 38:30.

Zu Beginn der zweiten Hälfte zeigten die Münchner, warum man sie in dieser Saison niemals abschreiben sollte. Gerade in der Euroleague hatte Bayern etliche Spiele gedreht und sich bis ins Viertelfinale gekämpft. Auch am Sonntag gaben sie nicht auf und waren nach fünf schnellen Punkten wieder voll in Schlagdistanz und nun deutete wieder alles auf das vierte enge Spiel in dieser Serie hin. Das Duell der beiden besten deutschen Mannschaften der letzten Jahre wogte nun hin und her. Mal zog Alba etwas weg, dann kam München zurück. Getragen wurden die Bayern in dieser Phase von JaJuan Johnson. Der Center kam zum ersten Mal in dieser Serie zum Einsatz und hielt seine Mannschaft am Leben.

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Besonders ansehnlich war das Geschehen nicht, aber das konnte man bei dieser Belastung auch nicht erwarten. Wie schon in den vergangenen Spielen hatten die Münchner zunehmend Probleme, ihre Nerven zu kontrollieren und Wade Baldwin kassierte ein technisches Foul. Beim US-amerikanischen Guard liegen Genie und Wahnsinn oft nah beieinander – und das war auch am Sonntag so. Denn spielerisch tat Baldwin seinem Team sehr gut und drehte im Schlussviertel ordentlich auf.

Doch so sehr sich die Bayern auch gegen die Niederlage und das Saisonende stemmten, Alba fand immer eine Antwort und das meist in Person von Granger. Mit fünf teilweise schweren Dreiern, 29 Punkten und dem richtigen Gefühl für den Rhythmus führte der 31-Jährige sein Team an. Als Lohn gab es für ihn auch die Ehrung als wertvollster Spieler der Finalserie. Die Münchner kamen zwar noch mal bedrohlich nah heran, doch mit zwei Blocks von Ben Lammers, einigen Freiwürfen und etwas Glück brachte Alba den Sieg nach Hause – und die Meisterfeier konnte nach einer sehr langen Saison endlich beginnen. (Tsp)

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